Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
schön heißt: Taten sagen mehr als Worte.
51
I ch betrachtete sein Gesicht über mir, während er das Becken hin- und herbewegte. Er blieb auf die Arme gestützt, seine Beine waren zu mir hingebeugt. Ich wollte den Rücken durchbiegen und den Kopf in den Nacken werfen, aber ich rang um Beherrschung. Ich wollte ihn sehen, ihn bei diesem ersten Mal sehen. Bei diesem ersten Mal nach so vielen Fehlstarts. Ich bezwang meinen Körper, hielt die verblüffenden Empfindungen, die mich durchströmten, in Schach, weil ich sein Gesicht sehen wollte.
So aufgestützt, wie er war, blieb die Bewegung flach, und normalerweise mochte ich es tief, aber vielleicht war es gerade dieser Winkel und der enorm schnelle Rhythmus, was mich zum Höhepunkt brachte. Ich fühlte ihn einsetzen und keuchte: »Komm mit mir zusammen.«
»Du kannst mehr als einmal kommen, ich vielleicht nicht.« Seine Stimme klang sehr beherrscht, als konzentrierte er sich stark auf das, was er tat.
Ich fasste ihn sanft an beide Wangen. »Komm mit mir zusammen. Ich will ein gemeinsames Erlebnis.«
Seine Augen lächelten auf mich herab. »Okay.«
Dann blieb keine Zeit mehr für Worte. Der Orgasmus spannte meinen Körper, dann breitete er sich in alle Glieder bis in die Haut hinein aus. Ich schwebte auf den Wogen der Erregung. Seine Augen wurden groß, sein Atem beschleunigte sich, sein Körper zögerte, hielt inne, dann stieß er tief in mich hinein, und hätte ich nicht seine Wangen mit beiden Händen festgehalten, hätte er den Kopf in den Nacken geworfen. Aber ich wollte seine Augen sehen. Sie blickten wie rasend. Sein Körper zuckte, und diesmal erfasste mich der Orgasmus unvorbereitet. Meine Hände ließen unwillkürlich los, ich verdrehte die Augen und schrie.
Er ließ sich auf mich fallen und stieß so hart er konnte. Ich schrie unter ihm und krallte mich an seinem Rücken fest. Seine Haut gab den Nägeln nach. Er wand sich auf mir, stieß weiter tief in mich hinein, worauf ich ihn noch fester packte, die Zähne in seine Schulter schlug und gegen seine Haut schrie, die ich wie einen Knebel im Mund hatte.
Nathaniel mochte den Schmerz. So als wäre er, solange ich ihm wehtat, nicht fertig. Je stärker ich die Nägel und Zähne in ihn drückte, desto mehr pumpten seine Lenden in mich. Als wären wir in einer Endlosschleife von Schmerz und Lust gefangen und die Grenze zwischen beidem verschwamm.
Seine Atmung wechselte erneut, und als er sich im Orgasmus aufbäumte, hatte ich noch die Zähne in seiner Schulter und ließ gerade rechtzeitig los, ehe ich ihm ein Stück Fleisch herausriss oder einen Zahn verlor. Zum Bluten brachte ich ihn trotzdem. Plötzlich schwelgte ich in dem Geschmack seines Blutes. Süß und salzig und metallisch, aber ich schmeckte noch mehr. Erst vor ein paar Stunden hatte ich ihm in den Hals gebissen und nicht auf den Geschmack geachtet. Durstig Wasser trinken und genießerisch Wein kosten ist ein Unterschied. Ich ließ Nathaniels Blut auf meiner Zunge verweilen, drückte es an den Gaumen, nahm den Geschmack, die Beschaffenheit, die Wärme wahr.
Ich ließ es in meine Kehle rinnen, langsam, als wäre es der letzte Schluck Flüssigkeit, den ich in meinem Leben bekäme. Es war nicht das erste Mal, dass ich nach Blut lechzte, aber wie bei dem Tier hatte ich geglaubt, dass ein Teil das Ganze war. Durch diesen einen süßen Schluck wusste ich es besser. Ich hatte schon häufig Blut geschmeckt, aber es noch nie genossen oder gewusst, dass es so schmecken konnte.
Über Nathaniels Haut strich Energie, und da ich unter ihm lag, bekam ich eine prickelnde, atemraubende Welle davon ab. Ich schauderte, und mein Tier regte sich im Halbschlaf.
Nathaniel beugte sich wieder über mich. Seine Augen waren hellgrau, von einem Hauch Blau durchzogen. Ich blickte in seine Leopardenaugen und spürte sein Tier, wie es sich in ihm reckte und sich an seinen Knochen rieb wie an Käfigstäben.
Mein Tier streckte sich ebenfalls. Ich kannte das schon, aber diesmal fühlte es sich an, als wäre mein Körper hohl und würde nun von innen gedehnt. Ich schüttelte mich und bekam einen Moment lang schlecht Luft, als drückte das Tier meine Lungen zusammen. Kurz hielt der Druck an, dann verschwand er. Aber das gefiel mir ganz und gar nicht.
»Du riechst nach Blut«, sagte Nathaniel mit einem leisen Knurren.
»Nach deinem Blut«, flüsterte ich, und mein Herz schlug schneller.
»Aber es ist in deinem Mund«, knurrte er dicht an meinen Lippen. Plötzlich stieß er die
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