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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Händen zu entziehen, blickte ich Nathaniel an. »Versuch es noch mal. Küss mich.«
    Er tat es, und diesmal konnte ich den Kuss erwidern, aber das Tier erhob sich nicht. Es saß verwirrt schnuppernd in mir. Ich brach den Kuss ab und schrie frustriert auf. »Richard hat gesagt, ich soll es jemandem geben, der es freilassen kann. Aber es will nicht aus mir raus.«
    »Ringst du noch immer um Beherrschung der Ardeur?«, fragte Nathaniel.
    Ich sah ihn groß an und dachte darüber nach. Rang ich darum? Nicht bewusst. Aber es war zum Automatismus geworden. Jetzt wo ich sie nicht mehr in Schach zu halten brauchte, sondern vielmehr hervorrufen musste, unterdrückte ich sie unbewusst? Die Antwort war ja.
    »Ja.«
    »Dann hör auf damit«, sagte Nathaniel. »Lass alles los.«
    »Nein«, begann ich, aber er legte mir den Finger an die Lippen.
    »Still, Anita, du kannst dich an uns beiden sättigen. Es wird mich schon nicht so arg schwächen. Es ist nicht gut, aber auch keine Katastrophe. Hör auf, dich zu wehren. Vielleicht hört dein Tier dann auch auf, sich zu sträuben.«
    Ich setzte erneut zum Widerspruch an, doch sowie ich den Mund aufmachte, schob er die Fingerspitzen hinein und zog sie spielerisch an meiner Lippe entlang. Das hielt mich wirksamer vom Reden ab als sonst was. Ich lag da und ließ das zarte, erotische Spiel seiner Finger zu. »Lass los, Anita, lass dich einfach fallen. Wir fangen dich auf.«
    Jason neigte sich an mein Gesicht. »Ich bin hier, Anita. Ich lasse nicht zu, dass Nathaniel etwas passiert, das verspreche ich.« Er lehnte die Stirn an meine. »Wir schaffen das Anita, aber du musst loslassen. Du musst dich von uns auffangen lassen.«
    Loslassen. Das klang so einfach. Dabei konnte ich das ganz schlecht. Ich wusste nicht, wie das ging. Wie lässt man los? Wie öffnet man die Hand und lässt sich fallen und vertraut darauf, dass andere einen auffangen? Dass sie einen auffangen, damit man sich nicht verletzt? Vertraute ich Nathaniel und Jason so sehr? Mehr oder weniger.
    Traute ich überhaupt jemandem so sehr? Vielleicht. Okay, eigentlich nicht. Ich holte tief Luft, atmete langsam aus und ließ los. Ich ließ los und vertraute. Vertraute sogar, als eine kleine Stimme in mir flüsterte: Das war dumm, dumm, dumm.

52
    D ie Hölle, das sind Klauen und Zähne und ringende Leiber. Ich schlug die Zähne in eine Brust, packte damit so viel Fleisch, wie mein Mund aufnehmen konnte, und begann die Zähne zu schließen. Ich wollte Fleisch. Ich wollte fressen, und der Leopard brüllte: Wenn wir die nicht töten, töten sie uns. Lass los, hatten sie gesagt, und ich hatte losgelassen. Aber statt des Leoparden war ich nun ohnmächtig in mir gefangen und konnte nicht hinaus.
    Der Teil, der Fleisch und Blut wollte und irgendwo um Sex und Futter kämpfte, hatte die Oberhand. Ich hatte immer geglaubt, als Tier zu leben müsste friedlich sein, aber das stimmte nicht. Es war einfacher, aber nicht friedlich.
    Ich wusste nur noch Erinnerungsfetzen. Der Blutgeschmack in meinem Mund. Der Moment, da ich die Zähne in Fleisch schlug, meine Nägel jemandem die Haut aufrissen. Ich lag auf dem Bauch und konnte mich nicht bewegen. Mich nicht bewegen. Jemand war auf meinem Rücken und ein anderer hielt mir die Hände fest, sodass ich mich nicht rühren konnte. Ich spürte Zähne im Nacken. Ich erlebte einen Moment betäubender Panik, dann empfand ich Frieden. Wie kürzlich in meinem Büro, als Nathaniel mich gebissen hatte. Frieden.
    Jason kniete vor dem Bettrand und hielt meine Handgelenke. Seine linke Gesichtshälfte war voller Blut, und vage erinnerte ich mich, dass das das Werk meiner Fingernägel war. Sein Auge schaute gequält zwischen den blutigen Kratzern hervor. Seine Arme waren mit Biss- und Kratzwunden übersät. Es sah aus, als trüge er lange rote Handschuhe. Aber auch Brust und Bauch waren blutig.
    Nathaniel biss ein wenig fester in meinen Nacken, und meine Lider flatterten. Als er mich anknurrte, wand ich mich unter ihm, nicht um ihn abzuwehren, sondern um mich anzubieten. »Wenn wir das noch mal machen, fesseln wir dich vorher«, sagte Jason, und dabei rann Blut aus seinem Mund.
    Nathaniel knurrte, aber ich glaube, das galt nicht mir.
    Jason sah an mir vorbei, um seinem Blick zu begegnen. »Schon gut, schon gut. Gib mir dein Tier, Anita. Ich werde es aufnehmen.« Er neigte sich heran, und das Blut, das am Rand seines Mundes zitterte, faszinierte mich. Ich versuchte, den Kopf danach zu recken, aber Nathaniels Zähne

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