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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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ging zur Tür. Besser, wenn ich die beiden nicht mehr ansah. »Ma petite«, rief Jean-Claude, »du läufst gegen die Wand.«
    Abrupt blieb ich stehen und machte die Augen auf, eine Handbreit vor der Wand. Die Tür war einen Schritt weiter links. Großartig, einfach großartig.
    »Ma petite, lass uns nicht allein.« Seine Stimme kroch durch das winzige Loch, das ich in meiner Abschirmung für ihn gelassen hatte. Sie kroch herein und strich mir spielerisch über die Haut, dass ich schauderte und – Gott steh mir bei – mich umdrehte. Wirklich dumm von mir.
    Jean-Claude hatte sich ans Kopfende des Bettes geschoben und gegen die Kissen gelehnt. Er lag ausgestreckt auf der roten Seide mit klaffendem Morgenmantel, der kaum noch etwas bedeckte. Seine weißen Schultern leuchteten aus dem Scharlachrot hervor. Seine langen Beine lagen halb auf schwarzer und halb auf roter Seide. Der Pelzrand ruhte auf seinen Hüften.
    Richard und Jean-Claude lagen in fast identischer Pose einander spiegelbildlich gegenüber, der eine zur Tür gerichtet, der andere davon abgewandt.
    »Das ist nicht fair«, sagte ich. »Nicht beide gleichzeitig.«
    »Wie meinst du das, ma petite?«, fragte er, sah aber viel zu zufrieden aus, als dass er das fragen musste.
    »Du Mistkerl, das weißt du genau.«
    »Ich weiß nichts, aber man hofft, solange man lebt.«
    Das Atmen fiel mir schwer, genauer gesagt, das gleichmäßige Atmen. Ich schüttelte den Kopf, und das Handtuch löste sich. Ich fing es auf und stand damit da. Es war nass und kalt. Ich schauderte, aber nur zum Teil wegen der nassen Haare, die mir in den Nacken rutschten.
    »Richard, du liegst mit deinen Schuhen auf dem Bett. Hat dir niemand beigebracht, dass man auf seidenen Laken keine Wanderstiefel trägt?« Jean-Claude versuchte nicht mal, ernst zu klingen. Aber es war nicht Richard, den er neckte.
    Richard setzte sich wortlos auf, sodass sich seine Bauchmuskeln hübsch abzeichneten, und begann sich die Schnürsenkel aufzubinden. Er blickte mich nicht an, wusste aber, dass ich ihm dabei zusah.
    Ich musste dringend weg. Ganz dringend. Das war mir vollkommen klar, und dennoch blieb ich stehen und sah zu, wie Richard den ersten Stiefel auf den Boden warf. Bei dem dumpfen Laut zuckte ich zusammen.
    Während er den anderen Stiefel auszog, beobachtete er mich, wie ich ihn anstarrte. Ich kam mir vor wie diese kleinen Vögel, die fasziniert auf die Bewegungen der Schlange achten, die so hübsch, so geschmeidig, so gefährlich aussieht. Verdammt, er zog sich bloß die Schuhe aus!
    Als beide Stiefel auf dem Boden lagen, zog er unaufgefordert die dicken Socken aus und legte sich auf den Bauch. Er blickte mich über die Schulter an. Eine Haarlocke kringelte sich bis ans Auge. Er wirkte zugleich schüchtern und erfahren. Wie ein gefallener Engel, Unschuld und sündige Verheißung im selben Blick. Es war ein guter Blick.
    Aber keiner, den ich je bei Richard erwartet hätte. Er passte nicht zu ihm. »Wie viel davon bist du, Richard, und wie viel davon ist Jean-Claude?«
    Er drehte sich auf den Rücken und streckte die Arme über den Kopf, reckte sich von den Fingerspitzen bis zu den Zehen, bis er vor Anspannung zitterte, dann entspannte er sich, legte die Hände auf den Bauch und lächelte mich mit dieser sündigen Unschuld an.
    »Das weiß ich auch nicht so genau«, antwortete er mit belegter Stimme. Mit viel zu belegter Stimme.
    »Erschreckt dich das nicht?«, fragte ich. Meine Stimme klang dünn.
    Richard zog die Brauen zusammen. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Ich fühlte mich so ruhig wie seit Tagen nicht mehr.«
    Ich sah Jean-Claude an, der mit dem Kopf an dem Kissenhaufen lehnte. Die schwarzen Locken auf dem Rot – perfekt.
    »Hör bloß auf, so verdammt pittoresk zu sein. Du manipulierst meinen Verstand.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Was heißt eigentlich?«
    »Das heißt, ich tue es nicht absichtlich. Ich muss mich auch erst an dieses neue Ausmaß von Macht gewöhnen, ma petite. Ich habe mir deinetwegen schon Sorgen gemacht. Ich fürchtete, was mit Nathaniel und Damian geschehen würde. Ich habe gedacht: Ich wünschte, sie hätte nicht solche Angst vor Nathaniel und dem, was er von ihr will. Ich schwöre, das ist alles, was ich gedacht habe, mehr nicht. Aber heute stelle ich fest, dass du mit ihm mehrere Grenzen überschritten hast, obwohl du dir selbst geschworen hattest, das nie zu tun.«
    »Soll das heißen, du hast mich dazu gebracht?«
    »Non, ma petite. Ich sage nur, ich habe mir

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