Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
seinen Oberkörper mit flackerndem Licht. Ich vermisste den Fall der dichten Locken um seine Schultern. Er war trotzdem noch Richard. Trotzdem der Mann, mit dem ich beinahe das Leben hinter dem weißen Gartenzaun mit zwei Komma fünf Kindern gewagt hätte. »Auf jeden Fall brauchst du mindestens eine weitere Sättigung pro Tag.«
Der Themawechsel war zu abrupt für mich. Ich drückte mich gegen die Tür, sodass ich den Knauf in Reichweite hatte. Wenn ich flüchten musste, wollte ich durch die Tür, nicht durch die Wand. »Ja, aber ich habe festgestellt, dass ich jemanden in Menschengestalt und dann in Tiergestalt nehmen kann und das wie zwei Sättigungen wirkt.«
Jean-Claude kam ans Ende des Bettes gekrochen. Sein Morgenmantel verbarg dabei nichts mehr. »Faktisch hast du jetzt vier Sättigungen am Tag, ja?«
»Gewissermaßen. Im Augenblick schätzen Nathaniel und ich, dass ich die Ardeur etwa alle sechs Stunden befriedigen muss, sonst zehre ich von Damians Lebenskraft. Da ich nicht jeden Tag denselben dazu nehmen kann, bin ich knapp an Leuten.«
»Es könnte sogar nachts für dich knapp werden, wie du dich ausdrückst. Du hattest es doch schon auf einen Abstand von zwölf Stunden ausgedehnt.«
»Ich verstehe das auch nicht, Jean-Claude, aber es scheint, dass ich sie wieder häufiger befriedigen muss.«
»Du bist die Kraftquelle für dein neues Triumvirat. Das verbraucht Energie.«
Richard drehte sich zu Jean-Claude um. »Heißt das, Anita und ich zehren von deiner Kraft?« Ehe er die Antwort bekam, sah er mich wieder an und machte ein Gesicht, als gefiele es ihm gar nicht, Jean-Claude auf allen vieren zu sehen.
»In gewisser Weise ja. Jede Macht hat ihren Preis, Richard, und der kann hoch sein.«
»Bis ich verstehe, wie die Macht unter uns dreien aufzuteilen ist, wird es wohl bei dem Sechs-Stunden-Abstand bleiben. Ich habe nicht daran gedacht, dass mir nachts nur du und Asher zur Verfügung stehen. Scheiße.« Letzteres sagte ich mit Nachdruck.
»Du hast jetzt auch Damian«, sagte Richard. »Werden drei nicht genügen?«
Ich forschte in seinem Gesicht, ob er eifersüchtig oder wütend war, doch er schien mir ganz sachlich zu sein. »Ich weiß es nicht. Vielleicht.«
»Ich traue dir die nötige Selbstbeherrschung zu, ma petite«, sagte Jean-Claude, der fast am Fußende angekommen war. Der Morgenmantel war ihm bis zur Taille hinuntergerutscht, aber der Gürtel saß noch fest. Die Art, wie das Licht auf seiner nackten Haut spielte, ließ ihn wie ein lebendes Gemälde erscheinen, zu schön, um wahr zu sein.
Richard schnippte mit den Fingern und brachte meine Aufmerksamkeit zu ihm zurück. Er zog die Brauen zusammen. »Weist du mich tatsächlich zurück?«
Die Frage war mir zu schwierig. Ich schloss die Augen, damit ich keinen der beiden sah. »Nicht unbedingt, aber ich will genau wissen, was mich erwartet, Richard. Ich will wissen, was sich dadurch ändert.«
»Ich komme etwa alle drei Tage zu dir und du befriedigst die Ardeur.«
Darauf machte ich die Augen auf. »Nur ein bisschen Sex und mehr nicht?«
»Was möchtest du von mir, Anita?«
Ich ging von der Tür weg, denn jetzt kam mir doch die Wut hoch. »Wir treffen uns zum Vögeln und haben sonst nichts miteinander zu tun?«
»Du lebst mit zwei Männern zusammen. Ich glaube nicht, dass da für mich auch noch Platz ist.«
Wenn du mich vögeln kannst, ohne mehr zu wollen, dann hast du mich nie geliebt. Das wollte ich eigentlich sagen. Was ich tatsächlich sagte, war dies: »Ich vermisse nicht nur den Sex, Richard. Ich vermisse die Filmmarathons am Wochenende. Ich vermisse es, mit dir irgendwohin zu gehen. Ich vermisse dich, Richard, nicht bloß deinen Körper.« Das Nächste hätte ich beinahe zurückgehalten, aber ich wollte es genau wissen. Es war Zeit. »Vermisst du mich, Richard, oder nur meinen Körper?«
Ich schaffte es, neutral zu klingen, sehr neutral. Sonderpunkte für mich.
Er senkte den Blick und in seinem Gesicht spielte sich allerhand ab. Seine Macht wehte mir kurz wie ein warmer Wind entgegen und legte sich wieder. Als er mich ansah, stand Schmerz und Wut in seinen Augen. »Du hast es als Erste gesagt, Anita: eine ausschließliche Zweierbeziehung klappt mit uns beiden nicht. Ich gebe mir alle Mühe, mein Leben zu akzeptieren, wie es ist, aber wie du kann ich nicht leben. Ich wünsche mir immer noch eine Frau, mit der ich für immer zusammen sein kann. Ich will immer noch heiraten und vielleicht Kinder bekommen. Ich will ein Leben,
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