Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
attraktiv. Mist.
Jean-Claude ging mit einem dieser langen batteriebetriebenen Feuerzeuge von Kerze zu Kerze. Ich konnte sie nie zum Brennen bringen. Ihm gelang das mühelos und mit der anderen Hand hielt er seinen Ärmel zur Seite, damit er kein Feuer fing.
Richard setzte sich auf eine Ecke des Bettes. Seine blauen Jeans und der schwarze Gürtel machten sich gut auf dem roten Laken. Sein gebräunter Oberkörper noch besser, und als hätte er mich das denken hören, legte er sich zurück, nicht flach, sondern auf die Ellbogen gestützt, sodass das schimmernde Scharlachrot seinen muskulösen Oberkörper einrahmte. Er hatte kleine Falten am Bauch, wie alle Leute, die da kein Sixpack haben, und Richard hatte Besseres zu tun, als ständig Sit-ups zu machen.
Richard drehte den Kopf und sah mich an. Sein Gesichtsausdruck war nicht mehr neutral. In seinen dunklen Augen sah ich Feuer, und es war nicht die Begierde seines Tieres, zumindest nicht nur. Diesen Blick kannte ich; er wusste genau, welche Wirkung er auf mich hatte, und genoss es. In letzter Zeit hatte er die Botschaft ein wenig abgeändert: Ich weiß, du findest mich hinreißend, aber du darfst mich nicht mehr anfassen. Jetzt war ich mir nicht sicher, was dieser Blick zu bedeuten hatte, nur dass er mir nicht gefiel.
Jean-Claude ging zur anderen Seite des Bettes und mein Blick folgte seinem langen, schwarzen Morgenmantel. Während ich ihm nachblickte, rückte Richard weiter auf das Bett hinauf, sodass seine Beine nicht mehr den Boden berührten und seine ganzen Einsfünfundachtzig auf dem blutroten, im Kerzenschein schimmernden Laken lagen.
Mein Mund wurde trocken. Nicht gut. »Ich habe es mir anders überlegt«, sagte ich. »Ihr braucht mich eigentlich nicht.« Meine Stimme klang zittrig.
Jean-Claude hatte gerade die letzte Kerze angezündet und drehte sich um. Er strich sich die Ärmel über seine langgliedrigen Hände und sah mich an. Seine Augen funkelten wie dunkle Saphire; sie fingen das Kerzenlicht ein, wie es Menschenaugen nicht konnten. »Oh, aber ja, ma petite. Ganz sicher brauchen wir dich. Du bist die Brücke zwischen uns. Du bist der Dritte in unserem Bund. Klingt das nach jemandem, auf den wir verzichten können?«
»Ich meine ja nur jetzt. Ich meine, du kannst dich ohne meine Hilfe sättigen. Du kannst …« Ich konnte mich kaum konzentrieren.
Richard drehte sich auf den Bauch, und eine kleine Kopfbewegung zeigte mir, dass seine Haare so weit nachgewachsen waren, dass sie ihm ein wenig ins Gesicht fallen konnten. Der Kerzenschein schimmerte nicht auf seiner Hose, aber Richard in engen Jeans brauchte keine günstige Beleuchtung. Er war quasi selbstwirksam.
»Ich gehe jetzt. Ich lasse euch allein. Ja, das werde ich tun.« Ich plapperte vor mich hin und hatte es nicht im Griff. Aber ich bewegte mich auf die Tür zu. Das war das Wichtigste.
»Ma petite«, rief Jean-Claude, »bitte geh nicht.«
Ich drehte mich um, und ich weiß nicht, was ich gesagt hätte, denn er setzte sich aufs Bett, aber so, dass sein Morgenmantel aufklaffte und ich seine Brust umrahmt von Pelz zu sehen bekam. Seine Brandnarbe auf der weißen Haut wirkte dunkel. Seine Brustwarzen waren ganz hellrosa, und daran allein sah ich, dass er noch nichts zu sich genommen hatte. Er berührte seine Brust, als wüsste er genau, wohin ich starrte. Die Hand wanderte abwärts und mein Blick ebenfalls, sodass ich schließlich auf den flachen Bauch und die schwarze Haarlinie sah, die am Nabel begann und im Dunkel des Morgenmantels verschwand. Fast unwiderstehlich zog es mich zu ihm hin. Ich wollte den Gürtel aufreißen und seinen blassen, makellosen Körper auf der schwarzen Seide und dem roten Laken sehen. Ich wusste genau, wie er darauf aussehen würde, denn ich hatte ihn so schon gesehen. Der Gedanke lenkte meinen Blick zu Richard zurück, denn ihn hatte ich noch nie auf roten Laken gesehen. Nicht mal bei Kerzenschein hatte ich ihn gesehen.
Er drehte sich auf die Seite, während ich ihn betrachtete, stützte sich auf den Ellbogen und legte den anderen Arm auf seine Hüfte, wie um meine Aufmerksamkeit auf seine Jeans zu lenken und auf das, was darin war. Aber nein, Richard war sich seines Körpers nicht so bewusst, zumindest nicht, wenn es ums Verführen ging. Diese Geste sah Jean-Claude ähnlich, nicht Richard. Darauf kam mir ein schrecklicher Gedanke. Wenn Richard nun etwas von Jean-Claudes Verführungskünsten abbekommen hatte? Oh Mann, das wäre nicht fair.
Ich schloss die Augen und
Weitere Kostenlose Bücher