Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
gewünscht, du hättest weniger Angst vor dem, was du willst, und dann hattest du weniger Angst. Mir war nicht bewusst, dass mein Wunsch möglicherweise Einfluss auf dich haben könnte. Der Gedanke ist mir erst soeben gekommen, jetzt da Richard seine Furcht plötzlich aufgegeben hat, nachdem ich gedacht hatte, er sollte nicht so sehr fürchten, was er möchte.«
»Hörst du das, Richard? Er manipuliert uns mit seinen Vampirkräften.«
Richard lächelte mich träge an. »Ich fühle mich ruhiger, nicht mehr so angstgetrieben, nicht mehr so hin- und hergerissen. Mir war gar nicht bewusst gewesen, wie schlecht es mir ging.«
»Schön, meine Angst reicht für uns beide. Wenn du mein Denken und Tun wirklich beeinflusst hast, Jean-Claude, warum stehe ich dann kurz davor, dieses Zimmer zu verlassen?«
»Ich habe lediglich gedacht, Nathaniel und seine Wünsche sollten dir nicht solche Angst machen. Bei unserem Richard war ich nicht so konkret.«
»Du wolltest wissen, ob du tatsächlich diese Wirkung hast. Darum hast du es noch mal probiert, und voilà, da hast du den empirischen Beweis. Es hat zweimal geklappt.«
»Vielleicht. Vielleicht war es auch nur Zufall. Es wird Wochen oder sogar Monate dauern, um festzustellen, was die Wirkung der neuen Macht ist und was nur daher rührt, dass wir mit uns selbst ins Reine kommen.«
Das klang gar nicht gut. »Ich kann das nicht.«
»Warum denn nicht?«, fragte Jean-Claude.
»Weil ich früher einmal alles gegeben hätte, um euch beide so zu haben. Ich muss wissen, wie das so plötzlich kommt.«
Richard stützte sich auf die Ellbogen. »Du hast es selbst gesagt, Anita: Du bist mit Jean-Claude und Asher zusammen und lebst mit Micah und Nathaniel, und zwei Männer an dir zu spüren, findest du toll. Da kann doch ein Paar mehr kein Problem sein.«
Ich sah Jean-Claude wütend an. »Hast du ihn zu deiner Bauchrednerpuppe gemacht? Er klingt überhaupt nicht wie er selbst, sondern wie du.«
»Rede nicht mit ihm, wenn du eigentlich mit mir reden willst«, sagte Richard. Er setzte sich auf und das träge Lächeln war verschwunden. »Stört es mich, dass du mit Micah und Nathaniel, Jean-Claude und Asher zusammen bist? Ja, allerdings. Stört es dich, dass ich mit Clair und einem halben Dutzend anderer aus meinem Rudel zusammen bin?« Er sah mich an, und ich ihn. »Das war eine Frage, Anita. Kann ich bitte eine Antwort bekommen?«
»Ja, es hat mir etwas ausgemacht, Clair zu sehen, und vor allem, dass sie mir präsentiert wurde, als ich nackt war. Ja, das war eine Extraüberraschung. Ich versuche, möglichst wenig über dein Privatleben zu erfahren.«
»Ich habe bei dir zu Hause gespürt, wie sehr du mich willst, und du weißt, was ich für dich empfinde. Also lass uns aufhören, uns deswegen etwas vorzumachen.«
Mir war nicht bewusst gewesen, dass wir uns etwas vormachten, aber laut sagte ich das nicht. »Ich weiß nicht, was du meinst, Richard.«
»Ich meine, dass wir uns beide wünschen, einander wieder berühren zu können. Meine Güte, du hast mit Byron gevögelt. Wieso findest du es mit ihm okay und nicht mit – uns?« Er machte eine Geste, die das ganze Bett miteinbezog. Ich glaubte nicht, dass er mit dem Uns nur sich selbst und mich meinte. Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass er sich selbst und Jean-Claude meinte.
Ich drückte das kalte Handtuch an mich und versuchte, etwas Sinnvolles zu antworten. »Ich finde nicht« – streichen Sie das – »Byron war ein Notfall. Früher dachte ich mal, wir beide wären die Richtigen füreinander. Als du mich fallen gelassen hast, war ich am Boden zerstört. Dich anzufassen ist niemals dasselbe wie jemand anderen anzufassen.«
»So habe ich es auch empfunden, und das weißt du«, sagte er.
»Ich weiß, dass du mich willst, aber ich weiß auch, dass du dich nachher dafür schämst. Wenn Jean-Claude nicht mehr da ist, um deine Ängste zu beruhigen, wirst du wieder darin ertrinken.« Ich lachte. »Oh Mann, jetzt verstehe ich erst, was Asher mal über mich und die Ardeur gesagt hat. Ich will nicht, dass wir Spaß miteinander haben und uns danach weiter zerfleischen. Ich könnte das nicht ertragen.« Da, das war die Wahrheit. Mir dämmerte allmählich, wieso manche Leute nur mit jemandem Sex haben wollen, der ihnen nichts bedeutet: Wenn es schiefgeht, kann es einem egal sein.
»Ich will auch nicht, dass wir uns weiter zerfleischen, Anita. Wirklich nicht.« Er rollte sich zur Bettkante und stand auf. Das gute Dutzend Kerzen überzog
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