Blinder Instinkt - Psychothriller
Utensilien herumwühlte, es war nicht da. Franziska war sich absolut sicher, ihr Handy eingesteckt zu haben, nachdem sie versucht hatte, Max zu erreichen. Folglich hatte Sauter ihr das Handy abgenommen. Nach dem Sturz, während sie bewusstlos gewesen war, war er zu ihr heruntergekommen und hatte es an sich genommen.
Was hatte er noch mitgenommen?
Ihre Dienstwaffe!
In den Tiefen ihrer Tasche stieß sie auf den Lightpen, den sie seit einigen Jahren mit sich herumtrug. Eine Taschenlampe im Kugelschreiberformat, die ihr schon oft gute Dienste geleistet hatte. Sie nestelte den Stift aus der Tasche und schaltete ihn ein. Er besaß keine herkömmliche Glühbirne, sondern eine Leuchtdiode, deren Batterie beinahe ewig hielt.
Der hellblaue Lichtpunkt fiel an die gegenüberliegende Wand. Eine nackte, weiße Wand. Franziska ließ den Punkt
daran entlanggleiten, um die Ausmaße des Kellers zu erkunden. Dabei huschte wieder etwas an ihr vorbei, diesmal ganz nah, an der nackten Stelle zwischen Schuh und Hose.
Sie ließ den Lichtpunkt sofort dorthin rucken.
Tatsächlich, eine Spinne. Eine drei Zentimeter kleine, schwarze Spinne, die eilig vor dem Licht davonhuschte. Eklig, aber harmlos.
Franziska wollte die Lampe schon wieder auf die Wand richten, als ihr weitere Bewegungen auffielen. Sie ließ daher den blauen Punkt über den Boden wandern.
Ihr stockte der Atem!
Nicht eine Spinne, Dutzende!
Sie flitzten in schnellem, aggressivem Tempo über den Kellerboden. Hierhin, dorthin, überallhin. Einige kamen ihren Beinen sehr nahe, und plötzlich fühlte sich Franziska auf dem nackten Boden überhaupt nicht mehr wohl. Es gab in Deutschland keine Spinnen, die einem Menschen Schaden zufügen konnten, das wusste sie. Aber diese hier wirkten irgendwie … undeutsch! Sie waren so tiefschwarz, so flink, energisch, geradezu aggressiv. Als zwei sich begegneten, stellten sie sich sogar auf die Hinterbeine, entblößten ihren Unterkörper und zeigten sich gegenseitig ihre Fänge, die Franziska enorm groß vorkamen. Wie Zähne!
Nichts wie weg! , schoss es ihr durch den Kopf.
Sauter war zoologischer Fachhändler. Weiß Gott, welche Spinnen der hier unten hielt.
Franziska klemmte sich die Stiftlampe zwischen die Zähne und robbte zur Treppe zurück. Dort, auf den Stufen, war sie diesen ekligen Viechern nicht so ausgeliefert und könnte sie zertreten, falls sie versuchen sollten, ihr zu nahe zu kommen.
Sie setzte ihre Hand auf die erste Stufe, wollte eben ihr
Körpergewicht darauf stützen, um sich hochzuwuchten, da spürte sie auch schon den Biss.
Am kleinen Finger! Das Vieh biss ihr in den kleinen Finger! Und es tat verdammt weh!
Franziska konnte nicht schreien, da sie die Stiftlampe immer noch zwischen den Zähnen hatte. Sie schüttelte ihre Hand, hatte aber das Gefühl, als klammere sich die Spinne immer noch daran. Und der Schmerz ließ auch nicht nach, nahm sogar noch zu.
Großer Gott! Was war das für ein elendiges Mistvieh!
Franziska drehte den Kopf so, dass sie ihre Hand anleuchten konnte. Und tatsächlich, die Spinne hing noch dran. Deutlich konnte Franziska sehen, wie sie ihre schwarzen Hauer noch einmal in ihre Haut versenkte. Franziska tat das einzig Mögliche: sie schmetterte ihre Hand auf die Treppenstufe und zerquetschte dabei die Spinne. Dann streifte sie den toten Körper ab, und der fiel zwischen den Stufen hindurch zu Boden.
Franziska strampelte mit den Beinen, wuchtete sich in einer verzweifelten, den gebrochenen Arm malträtierenden Bewegung auf die Treppe, die nächste Stufe hoch, dann noch eine.
Dort blieb sie zitternd und schwer atmend sitzen. Leuchtete mit dem Stift im Mund den kleinen Finger ihrer linken Hand an und sah die roten Bissmale in dem bereits anschwellenden Gewebe. Der Schmerz, der davon ausging, war beinahe genauso heftig wie der des gebrochenen Arms.
Eine Giftspinne!
Das war eine Giftspinne!
Sie hatte es noch nicht zu Ende gedacht, da wurde ihr auch schon übel und schwindelig.
57
Paul Adamek war gestresst, als er seinen Volvo auf den Parkplatz der Inspektion fuhr, und für ihn stand fest, dass dieser Tag in einer Reihe beschissener Tage einen der vorderen Ränge einnahm. Es war nicht immer einfach, den Job und die Familie unter einen Hut zu bekommen. Er nahm diesen chaotischen Vormittag weder Miriam noch Tabea übel, sie konnten ja nichts dafür, der Zeitpunkt war einfach nur blöd. Nach dem kurzen Telefonat mit Franziska hatte es nicht zehn Minuten, sondern noch eine halbe Stunde
Weitere Kostenlose Bücher