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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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versuchte erneut, Franziska zu erreichen. In ihr Büro hatte er schon geschaut, da war sie nicht.
    Sie ging wieder nicht ans Handy.
    Das war ungewöhnlich!
    Sprach sie immer noch mit diesem Mann - wie hieß der doch gleich -, den er überprüfen sollte?
    Paul holte den kleinen Notizblock aus seiner Jackentasche.
    Sauter. Eduard Sauter. Zoofachhandlung.
    »Mach schon, du Scheißteil!«, fuhr er den PC an, der immer noch nicht so weit war.

58
    Max preschte aus dem Gebäude, lief über den Vorplatz auf die Straße und zu seinem Wagen. Er sah nicht zurück. Zum zweiten Mal in seinem Leben hatte Max intensiven Kontakt zur Polizei, und zum zweiten Mal wurde er enttäuscht. Kurzsichtigkeit, Verbohrtheit und Ignoranz hatte er bereits als Fünfzehnjähriger kennengelernt, schon deswegen hätte er es besser wissen müssen. Hatte er aber nicht und fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Franziskas Kollege war einfach nur arrogant, das konnte ihm egal sein, aber was war mit Franziska?
    Sie hatte versucht ihn zu erreichen, ging jetzt aber nicht mehr an ihr Handy, obwohl Max es auf dem Rückweg in die
Stadt fünfmal versucht hatte. Im Büro war sie offensichtlich auch nicht. Es sei denn, sie ließ sich verleugnen. Aber warum sollte sie das nach dem gestrigen Abend tun? Hatte sie es sich anders überlegt und ihm das am Telefon sagen wollen?
    Nein. Max war sich sicher, dass es nicht so war. So eine Frau war Franziska nicht. Irgendetwas anderes war ihr dazwischengekommen. Sie würde sich schon noch melden.
    Aber bis es so weit war, konnte er selbst ja schon mal aktiv werden. Das konnte sie ihm nachher nicht zum Vorwurf machen, nachdem ihr arroganter Kollege ihn wie einen Deppen behandelt hatte.
    »Scheiß drauf!«, sagte Max, stieg in den BMW, knallte die Tür zu und rammte den Zündschlüssel ins Schloss. Er würde es jetzt selbst in die Hand nehmen. Das hätte er von Anfang an tun sollen.
    Max startete den Motor, fädelte sich rüpelhaft in den Verkehr ein und trat das Gaspedal durch. Auf dem Weg hinaus nach Pennigsahl würde er bei einem Baumarkt halten und sich ein paar Werkzeuge besorgen.
    Werkzeuge, mit denen sich Türen aufbrechen ließen!

59
    Auf die letzten dröhnenden Geräusche hatte Sarah nicht mehr reagiert. Es war ohnehin hoffnungslos. Vielleicht gab es diese Geräusche ja nur in ihrer Fantasie. Sie waren zwar laut gewesen, viel lauter als vorher, so als schlüge jemand mit einem Hammer auf Metall, trotzdem hatte sie keine Lust gehabt, schon wieder mit der flachen Hand gegen die Zimmerwand zu schlagen. Es gab hier keine anderen Kinder. Sie
war allein. Eine grauenhafte Vorstellung, die sie jedoch nach und nach als Wahrheit begriff. Und nicht nur das. Sie ahnte auch, dass sie für immer und ewig allein bleiben würde. Der Mann kam nicht zurück. Er hatte sie vergessen oder wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Sie war nicht artig gewesen, also ließ er sie hier allein.
    Ohne Essen und ohne etwas zu trinken.
    Der Hunger war längst nicht mehr so schlimm. Gegenüber dem Durst war er sogar harmlos. Das Zwicken in ihrem Bauch war schon vor Stunden abgeklungen. Stattdessen war die Gier auf etwas zu trinken ins Unermessliche gestiegen. Sarahs Mund war unglaublich trocken! Drinnen fühlte es sich an, als klebe die Zunge am Gaumen fest, und sie war immer wieder froh, wenn sie sich doch lösen ließ. Aber diese klebrige Trockenheit ging noch viel tiefer, durch den Hals bis in den Bauch und von dort in den Rest des Körpers. Schlucken war seit einiger Zeit eine Qual, richtig schwere Arbeit, die sie zu vermeiden versuchte. Spucke sammeln konnte sie schon lang nicht mehr. Ihr Körper hatte einfach keine mehr.
    Dazu kam diese Hitze, die ihr in den Kopf stieg. Alles fühlte sich heiß an, aber der Kopf am heißesten. Wie Fieber! Nur ohne schwitzen.
    Wenn doch nur endlich jemand kommen und ihr zu trinken geben würde. Das war ihr einziger Wunsch.
    Aber es kam niemand, und in der Stille ihres Gefängnisses schien die Welt, wie sie sie kannte, immer unwahrscheinlicher zu werden. Wie ein ferner, schöner Traum. Dies hier war die Realität, es musste so sein, denn hier waren die Schmerzen. In ihren Träumen von der anderen Welt im Heim gab es keine Schmerzen, keinen Hunger, keinen Durst.
    Und leider auch keinen Weg zurück.

60
    Das Wasser war schwarz und schwer wie Öl. Es klebte an ihrem Körper und zog sie immer tiefer hinab in die dunkle, menschenfeindliche Welt am Grunde des Sees, dorthin, wo sie nicht atmen konnte und ihr Leben

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