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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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ihrem Blick stand. Selbstbewusste Frauen machten ihn in der Regel nervös, und die überlegene Sicherheit, die er im Ring ausstrahlte, verschwand ihnen gegenüber einfach. Aber bei dieser Kommissarin war es anders. Er war gleichermaßen fasziniert und beeindruckt von ihr und fand nichts dabei, länger in ihre grünen Augen zu blicken, als es nötig war.
    Schließlich war sie es, die den Blick kurz niederschlug, bevor sie weitersprach.
    »Zwischen Ihrer Schwester und der kleinen Sarah gibt es auffallende Parallelen. Beide Mädchen waren zum Zeitpunkt ihres Verschwindens acht Jahre alt. Sarah hat ebenfalls rotes Haar … und dann natürlich die angeborene Blindheit.«
    »Aber das liegt doch schon zehn Jahre zurück!«, sagte Max.
    »Richtig, ein sehr langer Zeitraum. Trotzdem könnte es möglich sein, dass der Täter von damals wieder zugeschlagen
hat. Ich halte nicht viel davon, mir jetzt schon den Kopf darüber zu zerbrechen, warum so viel Zeit vergangen ist, das kann ich noch klären, wenn ich Sarah gefunden habe. Vielmehr ist für mich jetzt wichtig, einen Ansatz zu finden. Und da kommen Sie ins Spiel, Herr Ungemach.«
    In der Boxwelt wurde Max fast ausschließlich mit seinem Vornamen angesprochen, und in diesem Gespräch dauernd seinen ungeliebten Nachnamen zu hören, irritierte ihn. Er hatte so etwas Düsteres, Bedrohliches, das im Ring ja noch ganz nützlich, im Privaten aber einfach nur störend war. Noch traute er sich aber nicht, der Kommissarin das Du anzubieten.
    »Inwiefern?«, fragte er.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich Sie gern zum Verschwinden Ihrer Schwester befragen. Ich weiß, es ist lange her, aber vielleicht fällt Ihnen gerade deshalb etwas ein. Das passiert oft. Unser Gedächtnis ist alles andere als zuverlässig.«
    »Ich weiß nicht …«, Max zuckte mit den Schultern. »Ich konnte ja damals schon nicht viel zu den Ermittlungen beitragen.«
    »Sie waren damals fünfzehn, nicht wahr?«
    »Es passierte zwei Tage vor meinem sechzehnten Geburtstag.«
    »Ein Teenager also. Hatten Sie den Eindruck, von den zuständigen Beamten ernst genommen zu werden?«
    Max runzelte die Stirn. Jetzt, wo sie es sagte, fiel ihm wieder ein, dass es eben nicht so gewesen war. Der Beamte, der ihn damals vernommen hatte, war ziemlich arrogant gewesen.
    Max schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht.«

    »Das habe ich mir gedacht. Ist mir gleich aufgefallen, als ich durch die Akten geblättert habe. Ihre Aussage darin ist auf ein paar Zeilen begrenzt. Damit kann ich nichts anfangen. Jetzt hoffe ich, von Ihnen noch etwas mehr zu erfahren.«
    Max, der seinen leeren Kaffeebecher zwischen seinen Händen hin und her drehte, sah zu der Polizistin auf.
    »Ich kann mich an alles erinnern. An jede verdammte Kleinigkeit. Das ist alles in meinem Kopf eingebrannt.«
    Franziska Gottlob sah ihn eindringlich an.
    »Erzählen Sie bitte«, sagte sie.

11
    »Du passt auf deine Schwester auf und damit basta!«
    »Aber der Trainer hat gesagt...«
    »Interessiert mich einen Scheiß, was irgendein Trainer gesagt hat. Und wenn du jetzt nicht Ruhe gibst, knall ich dir eine, dass du nicht mehr weißt, wo oben und unten ist. Hau bloß ab in dein Zimmer, bevor ich mich vergesse.«
    Max’Vater hatte sich in seiner ganzen imposanten Größe vor ihm aufgebaut. Er hatte nicht geschrien, war aber trotzdem laut genug geworden, und mit jedem Wort war Max die intensive Bierfahne ins Gesicht geweht. Sein Magen drehte sich um dabei; er hasste den Geruch von Bier, hasste das Geräusch, das entstand, wenn sein Vater die Kronkorken entfernte, einen nach dem anderen, den ganzen Tag über.
    »Was is? Red ich so undeutlich?«
    »Nein«, sagte Max, ließ die Schultern hängen und trottete in sein Zimmer. Er traute sich nicht, die Tür hinter sich
zuzuschlagen, hätte es aber zu gern getan. Ein klein wenig seiner Wut wäre damit vielleicht verraucht. Er warf sich bäuchlings auf sein Bett, vergrub das Gesicht in den Armen und heulte lautlos.
    Das war ungerecht, so unglaublich ungerecht!
    Fast zwei Wochen der Sommerferien waren schon vorbei, und er hatte noch nicht einen einzigen Tag allein weggedurft. Die Jungs warteten auf ihn, draußen auf dem Bolzplatz, auf dem sie beinahe jeden Tag für die nächste Saison trainierten. Aber nicht nur die Jungs warteten!
    Auch Emily wartete! Im Sportunterricht trug sie immer kurze Hosen, so wie die anderen Mädchen auch, aber keine hatte so schöne Beine wie Emily. Alle Jungs schauten hin, ausnahmslos. Max hatte

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