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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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lächelte verkrampft.
    »Darf ich Sie anrufen, falls ich noch Fragen habe?«, wollte Franziska Gottlob wissen.
    »Natürlich. Und wenn Sie mir vielleicht den Gefallen tun könnten, mich auf dem Laufenden zu halten?«

    »So weit es mir möglich ist, werde ich das tun«, versprach sie ihm.
    Sie tauschten die Handynummern aus.

15
    »Das ist doch verdammt noch mal nicht zu fassen!«
    Franziska Gottlob machte ihrem Namen mal wieder überhaupt keine Ehre und fluchte sich die Seele aus dem Leib, während Paul Adamek etwas hilflos neben ihr stand. In solchen Momenten, die bei seiner Chefin beileibe nicht selten waren, wusste er nie so genau, wie er sich verhalten sollte. Einerseits waren Wut und Entrüstung bei Franziska echt, andererseits konnte sie sehr schnell wieder runterfahren.
    Franziska lief in ihrem kleinen Büro auf und ab und hatte dem Papierkorb schon zwei Tritte verpasst. Während sie sich mit dem Boxer getroffen hatte, hatte Paul routinemäßig die Liste der rechtskräftig verurteilten Sexualstraftäter überprüft, die in einem Umkreis von einhundertfünfzig Kilometern des Helenenstiftes ihren Wohnsitz angemeldet hatten. Und während ihre Unterhaltung mit Ungemach zwar interessant, aber letztlich ohne einen entscheidenden Hinweis gewesen war, hatte Paul mit seiner undankbaren Aufgabe genau ins Schwarze getroffen.
    »Lernen die Leute denn niemals dazu? Wie oft muss denn so eine Scheiße noch passieren, bis endlich mal genauer hingeschaut wird?«
    »Ob er etwas damit zu tun hat, wissen wir doch noch gar nicht«, wandte Adamek ein.
    Franziska funkelte ihn an. »Darum geht es doch gar nicht.
Natürlich wissen wir das nicht, aber wir werden es herausfinden, und zwar so schnell wie möglich. Du hast noch mit niemandem darüber gesprochen, oder?«
    »Ich bin sofort damit zu dir gekommen.«
    »Das ist gut. Wir müssen auf jeden Fall versuchen, es aus der Presse herauszuhalten. Du weißt ja, wie schnell die mit einer Verurteilung zur Hand sind. Und das ist das eigentliche Problem bei der Sache. Wenn die Öffentlichkeit Wind davon bekommt, dass ein verurteilter Pädophiler für den Fahrdienst arbeitet, der die Kinder eines Behindertenheimes fährt, ist die Hölle los. Und das zu Recht! Ob er etwas mit dem Verschwinden der kleinen Sarah zu tun hat oder nicht, spielt dann keine Rolle mehr. So etwas darf einfach nicht passieren, verdammte Scheiße! Können solche Typen keine Autos zusammenschrauben, oder warum finden die sich immer wieder in solchen Jobs? Los, wir fahren da sofort hin. Wo wohnt der Mann?«
    »Kronengasse 11.«
    »Hier in der Stadt?«
    Adamek nickte. »Aber da wird er wohl nicht anzutreffen sein, weil er ja arbeitet.«
    »Okay, ruf bei diesem Fahrdienst an und frag nach. So lange kann ich gerade noch warten. Ich geh aufs Klo. Zum Kotzen.«
    Franziska federte mit langen Schritten den Gang hinunter zu den Toilettenräumen. Die zwei Kollegen, die ihr entgegenkamen, gaben bereitwillig den Weg frei. Auf der Toilette war sie zum Glück allein. Als sie aus der Kabine kam, wusch sie sich die Hände und spritzte sich kaltes Wasser in ihr erhitztes Gesicht. Danach betrachtete sie sich in dem schmutzigen Spiegel. Sie hatte immer noch diese roten Wutflecken
im Gesicht. Das war bei ihr schon immer so gewesen. Jede etwas stärkere Gefühlsregung konnte man ihr im Gesicht ablesen. Ihr Vater hatte immer gesagt, sie müsse zur Polizei, was anderes bliebe ihr gar nicht übrig, weil sie nämlich nicht lügen könne, und die ehrlichsten Menschen müssten eben Polizisten werden.
    Wie naiv er doch ist , dachte Franziska. In diesem Moment an ihren Vater denken zu müssen, der seinem derzeitigen Problem mit ebensolcher Naivität begegnete, löste ein bitteres Gefühl in ihr aus. Doch das Wochenende war hart genug gewesen, sie wollte sich nicht schon wieder damit beschäftigen, deshalb schob sie den Gedanken schnell beiseite. Sie trocknete sich mit Papiertüchern ab und verließ die Toilettenräume.
    Auf dem Gang kam ihr Paul entgegen.
    »Wir haben Glück. Detlef Kühl arbeitet von sechs bis drei. Er müsste also gerade von seiner Schicht kommen. Wir könnten ihn vor der Haustür in Empfang nehmen.«
    »Klasse! So mag ich das!«
    »Sollen wir die Jungs in Uniform mitnehmen?«
    Franziska überlegte einen Moment, entschied sich aber dagegen. »Nein, ich glaube nicht, dass das nötig sein wird. Selbst wenn er der Richtige sein sollte, kommen wir auch allein klar. Du weißt doch, wie diese Typen sind … nur den Schwachen gegenüber

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