Blinder Instinkt - Psychothriller
stark.«
Franziska holte ihre Jacke und die Dienstwaffe aus dem Büro. Dann verließen sie die Inspektion. Um die Mittagszeit herrschte nicht viel Verkehr in der Stadt, so dass sie kaum fünfzehn Minuten später die Adresse erreichten.
Es handelte sich um ein Hochhauswohnviertel aus den siebziger Jahren. Zwölfgeschossige Klötze, Wohnbatterien
mit ein paar Rasenflächen und Bäumen dazwischen. Hässlich in Franziskas Augen, aber wohl notwendig. Adamek ließ den Wagen langsam die Straße entlangrollen. Beide suchten nach der Nummer elf. Sie fanden das kleine Hinweisschild auf einem in zweiter Reihe stehenden Block ungefähr in der Mitte der Straße.
»Park den Wagen hier«, sagte Franziska und deutete auf einen freien Platz am Straßenrand. Zwischen den Wohnblöcken gab es große Parkplätze für die Anwohner, doch so nah ran wollte sie erst mal nicht.
»Schade, dass wir nicht wissen, was für einen Wagen er fährt.«
Adamek grinste. »Wissen wir doch.«
»Als hätte ich es nicht geahnt. Guter Mann!«
»Detlef Kühl fährt einen Seat Leon, zehn Jahre alt, silberfarben. Zugelassen hier in der Stadt. H DK 210.«
»Erinnere mich bitte daran, dass ich beim Chef eine Gehaltserhöhung für dich beantrage.«
»Eine Woche Urlaub wäre mir eigentlich lieber.«
»Immer noch keine Ruhe zuhause?«
Paul winkte ab. »Wir haben mal rumgefragt - leider! Du glaubst nicht, was für Experten Mütter sind! Mit dem ersten Kind kommst du dir echt vor wie der absolute Loser. Und das nutzen diese übereifrigen Mamis gnadenlos aus. Es war keine dabei, die uns Mut gemacht hat. Im Gegenteil! Bis zu einem Dreivierteljahr kann diese Schreierei angeblich dauern.«
»Na siehst du!«, feixte Franziska mit fröhlicher Stimme. »Da ist doch Licht am Ende des Tunnels!«
Paul warf ihr einen finsteren Blick zu. »Bis dahin bin ich tot.«
»Mein Beileid, aber … Da, ein silberner Seat Leon!«, unterbrach Franziska sich. »Kennzeichen stimmt. Er ist es!«
16
»Lauf schon los, ich zähl bis zehn, dann werde ich dich suchen gehen …«
»Ihr sollt hier nicht herumlaufen! Wie oft soll ich euch das noch sagen!«, rief Günther Müller den beiden achtjährigen Jungen hinterher, die zwischen den Palettenstapeln verschwanden. Er schüttelte den Kopf, lächelte aber. Dann wandte er sich wieder dem komischen Typen zu, der mit einem Zettel in der Hand vor ihm stand. »Diese Bengels! Aber wir waren früher ja nicht anders, nicht wahr?«
Der Mann reagierte gar nicht. Er blickte den beiden Jungen nach, die nicht mehr zu sehen waren. Nur eine dünne Stimme klang zwischen den Paletten hervor.
»… versteck dich gut, ich find dich doch, schaue auch ins kleinste Loch …«
Müller stutzte. Der Mann gefiel ihm nicht, hatte ihm von Anfang an nicht gefallen, als er vor zehn Minuten den Großmarkt betreten hatte. Ein mundfauler, unfreundlicher Kerl, der ihm nicht für eine Sekunde in die Augen schauen konnte. Überhaupt war es ungewöhnlich, dass jemand persönlich hier vorbeikam, um sich nach exotischen Großpflanzen umzusehen. Natürlich führten sie hier im Großmarkt auch Grünpflanzen aus Übersee, aber die wurden eigentlich immer telefonisch bestellt und per LKW ausgeliefert.
»Was suchen Sie noch gleich?«, hakte Müller nach und taxierte den Mann genau.
Der konnte seinen Blick nur sehr schwer von dem weitläufigen Areal nehmen, in dem Müllers Sohn und dessen Schulfreund gerade verschwunden waren. Schließlich wandte er sich doch davon ab, sah den Hallenmeister aber nicht an.
»Ich, ich …«, er blinzelte ein paar Mal und warf dann einen Blick auf seinen Zettel. »Ist denn Herr Radegast nicht da? Der hat mich sonst immer bedient.«
»Ist nicht da und kommt auch nicht wieder … Unter uns gesagt: Er hat hier geklaut und ist rausgeflogen.«
Müller erwartete irgendeine Reaktion, doch die kam nicht. Der Kerl starrte einfach weiterhin auf seinen Zettel. Er schien darüber nachzudenken, ob er mit jemand anderem als Radegast über seine Wünsche sprechen wollte.
»Ich benötige zwei vanilla planifolia. Haben Sie die da?«, schoss es plötzlich aus ihm hervor.
»Da schauen wir mal bei den Orchideen, denn zu der Familie gehört die planifolia ja«, sagte Müller und ging voraus. »Ein ungewöhnlicher Wunsch. Wollen Sie sie in ein Gewächshaus pflanzen? Sie wissen schon, dass die bis zu zehn Meter hoch wird und man entsprechend Platz dafür braucht?«
Keine Antwort.
Müller warf einen schnellen Blick nach hinten. Der Mann folgte ihm, schien
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