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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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wie ihr mir nicht die ganze Verantwortung hättet aufbürden dürfen. Wir sind alle drei schuld daran, dass
Sina nicht mehr lebt, aber ihr beiden, ihr wart damals erwachsen, und deshalb trifft euch die doppelte Schuld.«
    Er war lauter geworden, als er es beabsichtigt hatte, aber auch längst nicht so laut, wie sein Vater es verdient hätte.
    Der lehnte sich wieder zurück, sah seinen Sohn lange an und sagte: »Du bist also nicht gekommen, um dich nach all den Jahren zu entschuldigen.«
    Max lachte heiser auf. »Entschuldigen!? Es gibt überhaupt keinen Grund, mich bei euch zu entschuldigen. Wenn hier einer zu Kreuze kriechen muss, dann bist du es, vor allem du.« Max schüttelte den Kopf. »Weißt du eigentlich, dass es Menschen gibt, die nach wie vor dich verdächtigen, Sina etwas angetan zu haben?«
    Sein Vater erstarrte. In seinem Blick zerbrachen Stolz und Wut zu Trauer und Scham.
    »Du solltest jetzt gehen«, sagte er mit kalter Stimme und stand auf.
    Max sah ihn an. Plötzlich tat es ihm leid, seinen Vater mit diesem hässlichen Verdacht konfrontiert zu haben. Hätte dieser getobt und geschrien und sich verteidigt, wäre es etwas anderes gewesen, aber diese stumme Verzweiflung versetzte Max einen Stich.
    »Es … Es tut mir leid«, sagte er leise und sah zu Boden.
    Keine Reaktion.
    Sein Vater stand still da, wartete einfach ab.
    »Hör zu, ich …«, begann Max.
    »Hau ab, bevor ich mich vergesse«, unterbrach ihn sein Vater.
    Max erhob sich, ging zur Küchentür, drehte sich dort aber noch einmal um.
    »Weißt du was, Vater? Deine Wut auf mich hat dich blind
gemacht … Selbst Sina konnte damals mehr sehen als du heute, aber damit musst du selber fertig werden.«
    Mit diesen Worten ließ er seinen Vater in der Küche stehen.
    Bis er aus dem Haus war, den kurzen Weg durch den Vorgarten geschafft und die Pforte hinter sich geschlossen hatte, konnte Max noch normal gehen, doch dann musste er laufen. Er rannte den staubigen Schotterweg hinunter, hörte hinter sich eine dünne Stimme »Verpiss dich bloß!« schreien und steigerte seine Geschwindigkeit noch.

51
    Franziska klingelte, klopfte und hämmerte gegen die Ladentür, denn sie hatte im hinteren Bereich Licht gesehen und wollte sich nicht für dumm verkaufen lassen.
    Plötzlich tauchte jemand im vorderen, dunklen Teil des Ladens auf wie der fliegende Holländer aus dem Nebel. Ein Mann, der sich schnell auf die Ladentür zubewegte, dann aufsah, heftig erschrak und zögerte. Franziska hatte den Eindruck, dass dieser Mann jemand anderen erwartet hatte.
    Sie hob kurz die Hand, um ihn erkennen zu lassen, dass sie ihn gesehen hatte. Daraufhin setzte er sich wieder in Bewegung, langsamer als zuvor jedoch, schloss die Tür auf, behielt den Knauf aber in der Hand.
    »Ich habe vergessen, ein Schild in die Tür zu hängen. Wir haben heute leider geschlossen. Ein Krankheitsfall, Sie verstehen …«
    Er sah sie nicht richtig an, sondern mit einer merkwürdig schrägen Kopfhaltung zu Boden. Franziska fackelte nicht
lange, klaubte ihren Dienstausweis aus der Handtasche und hielt ihn hoch.
    »Franziska Gottlob, Kripo Hannover. Spreche ich mit Eduard Sauter?«
    Er starrte den Ausweis auffällig lange an. Das eine Auge, das Franziska sehen konnte, zuckte dabei unstet hin und her.
    »Ja, ich bin Eduard Sauter. Was kann ich denn für Sie tun?«
    »Wenn es Ihre Zeit zulässt, würde ich Ihnen gern ein paar Fragen stellen, Herr Sauter.«
    »Ein paar Fragen … Ich weiß nicht, ich habe wirklich keine Zeit. Worum geht es denn?«
    »Es wird auch nicht lange dauern.« Franziska schenkte ihm ein Lächeln.
    »Na ja … gut … Dann kommen Sie bitte herein.«
    Er öffnete die Tür vollends und ließ Franziska seinen Laden betreten. Sie schob sich an dem großen, dürren, bärtigen Mann vorbei und steckte den Ausweis ein.
    Das Erste, was ihr in dem Laden auffiel, war der Geruch. Natürlich gab es in einer Zoofachhandlung viele verschiedene Gerüche. Sie konnte sich noch ganz gut an ihren allerersten Besuch in einem solchen Geschäft erinnern, damals, als sie ihren ersten Hamster bekommen hatte. Es waren noch fünf weitere gefolgt, die in kurzen Zeitabständen dem ersten in die ewigen Hamsterjagdgründe gefolgt waren. In dem Laden hatte es damals gut gerochen; nach Futter, nach Tieren, nach der warmen Feuchtigkeit der Aquarien, nach frischem Heu. Es war ein Geruch, der Kindern normalerweise strahlenden Glanz in die Augen zauberte.
    Nicht so hier!
    Hier roch es tatsächlich eher nach

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