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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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ermahnte sich im Stillen, ruhig zu bleiben, nicht jetzt schon seinem Verlangen, dem Alten alles heimzuzahlen, was auf seiner Rechnung stand, nachzugeben. Dafür war er heute nicht hergekommen.

    »Es läuft ganz gut«, sagte Max und zuckte mit den Schultern, als sei das nichts Besonderes.
    »Ja … Das glaube ich«, sagte sein Vater. Dann sah er plötzlich über Max’ Kopf hinweg, verweilte einen Moment in diesem Blick und trat dann unvermittelt einen Schritt zurück in den Flur.
    »Willst du reinkommen, oder was?«

49
    Der Laden wirkte altmodisch, verschlissen, blass, unscheinbar - und verschlossen.
    Franziska blieb noch einen Moment im Wagen sitzen und betrachtete die Gebäudefront.
    Sie war zweigeschossig und ungefähr zehn Meter breit. Fünf Meter davon nahm die große Schaufensterscheibe aus altem Einfachglas ein, die in einem Alurahmen steckte, wie sie in den siebziger Jahren Verwendung gefunden hatten. Die Tür daneben war gleicher Machart, sie führte in den Laden. Daneben gab es noch eine zweite Tür, diese war jedoch aus Holz und mahagonirot gestrichen, so dass sie überhaupt nicht zum Rest passte. Franziska nahm an, dass sie ins Obergeschoss führte.
    Um Schaufenster und Türen herum war die Front weiß gefliest - ehemals weiß. Jetzt war es ein von dunklen Rissen durchzogenes, schmutziges Grau, in dem die algengrünen Fugen fast schon leuchteten. Über Fenster und Tür war eine lange Markise angebracht, die aber nicht ausgefahren war. Vorn am Volant war sie mit einem schwarzen, ausgeblichenen Schriftzug versehen.

    Sauter und Sohn. Zoofachhandel.
    Verblichene Leben, dachte Franziska.
    Hier gab es nichts Lebendiges mehr, keine Vitalität, keine Freude. Hier war alles grau und verschlissen, und wahrscheinlich zog der Dunst mehrerer Sauter-Generationen durch den Laden. Ein Wunder, dass er nicht schon längst für alle Zeiten geschlossen hatte. Oder hatte Sauter tatsächlich die Segel gestrichen und kümmerte sich nur noch auswärts um Großaquarien?
    Sie würde es nur herausfinden, wenn sie ihn fragte.
    Franziska nahm das Handy aus der Freisprecheinrichtung und wählte Paul Adameks Nummer. Sie erreichte ihn in der Arztpraxis. Er verließ den Behandlungsraum und teilte ihr mit, dass er voraussichtlich in zehn Minuten dort fertig sein würde.
    So wie sie es immer taten, wenn einer von beiden allein unterwegs war, unterrichtete Franziska ihn darüber, was sie vorhatte, gab ihm, da er die Liste ja noch nicht hatte, Sauters Namen und Adresse durch und bat ihn, Sauter durch das System laufen zu lassen, sobald er im Büro war.
    Sie legte auf, und noch während sie das Handy in der Hand hielt, fiel ihr ein, dass sie Max versprochen hatte, ihn anzurufen. Bestimmt war er schon wach. Sie wählte seine Nummer, doch er ging nicht ran.
    Dann zog Franziska den Schlüssel ab, stieg aus, verriegelte den Wagen und überquerte mit langen Schritten die Straße.

50
    Es klang unfreundlich und halbherzig, aber immerhin war es eine Einladung. Obwohl Max lieber das Gegenteil getan hätte, stieg er doch die drei Stufen hinauf und folgte seinem Vater in die schattigen und muffig riechenden Tiefen seines Elternhauses.
    Reiß dich zusammen , sagte er sich dabei. Du bist hier, weil du etwas von ihm willst, also reiß dich zusammen. Und lass dich von seiner ätzenden Art auf keinen Fall provozieren. Das will er doch nur. Wahrscheinlich meint er sogar, noch eine Rechnung mit dir offen zu haben.
    Max folgte seinem Vater in die Küche.
    Und erlebte eine Überraschung.
    Es war noch dieselbe alte Einbauküche aus mit Kunststoff überzogenem Pressholz, derselbe alte Kieferntisch und die metallenen Stühle mit den Plastikbezügen. Aber es war aufgeräumt, sogar sauber. Der Tisch war frei, es standen keine Flaschen herum, kein Aschenbecher, keine Kippen, nirgendwo klebrige Ränder oder sonstiger Müll. Max hatte diese Küche noch nie so sauber gesehen.
    »Setz dich hin«, sagte sein Vater im Befehlston. Dann nahm er zwei Gläser von der Spüle und stellte eine Flasche Mineralwasser auf den Tisch.
    Max konnte es nicht fassen.
    Mineralwasser! Es hatte nie Mineralwasser bei ihnen gegeben. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen. Sein Vater setzte sich ihm gegenüber und schenkte die Gläser voll.
    »Ich muss sagen, ich bin überrascht. Mit dir hatte ich genauso abgeschlossen wie mit deiner Schwester.«

    Das war ein Satz, der Max das vor ihm stehende Mineralwasser sofort wieder vergessen ließ. Plötzlich war seine Toleranzgrenze erreicht, und all

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