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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Blutorange und schenkte mir ein Glas Merlot ein. Ich zog die schweren Vorhänge auf und schaute aus dem Fenster auf Menschen in Abendkleidung, die in teure Autos stiegen. Vergoldete Skulpturen auf der alten Oper gegenüber stellten den Göttern ihre goldene nackte Schönheit zur Schau, und Kamine standen wie dunkle Bartstoppeln auf den Dächern ringsherum. Ich fühlte mich angespannt, einsam und überfahren.
    Ich nahm ein langes Bad und dachte daran, Marino für den Rest des Abends seinem Schicksal zu überlassen, brachte es jedoch nicht über mich. Er war nie zuvor in Europa, geschweige denn in Paris gewesen, und wichtiger noch, ich hatte Angst, ihn sich selbst zu überlassen. Ich rief ihn an und fragte, ob es ihm recht wäre, wenn ich uns ein leichtes Abendessen aufs Zimmer kommen lassen würde. Er entschied sich für Pizza, trotz meiner Warnung, dass Paris dafür nicht berühmt war, und er plünderte das Bier in meiner Minibar. Ich bestellte Austern und sonst nichts, dimmte das Licht, weil ich für einen Tag genug gesehen hatte.
    »Ich habe über was nachgedacht«, sagte Marino, nachdem unser Essen gebracht worden war. »Ich rede nicht gern drüber, Doc, aber ich habe ein echt unheimliches Gefühl, echt unheimlich.
    Ich meine« - er biss in seine Pizza - »ich frage mich, ob es dir auch so geht. Ob in deinem Kopf auch so was herumschwebt, wie ein UFO aus dem Nirgendwo.«
    Ich legte meine Gabel weg. Vor meinem Fenster funkelten die Lichter der Stadt, und auch in dem schwachen Licht sah ich ihm die Angst an. Ich zahlte es ihm in gleicher Münze heim.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, sagte ich und griff nach meinem Weinglas.
    »Okay, ich glaube, wir sollten über etwas nachdenken.«
    Ich wollte es nicht hören.
    »Also, als Erstes kriegst du diesen Brief von einem Senator der Vereinigten Staaten, der zufälligerweise der Vorsitzende des Rechtsausschusses ist, was heißt, dass er auf nationaler Ebene über so viel Macht bei der Verbrechensbekämpfung verfügt wie sonst niemand. Was wiederum heißt, dass er alle mögliche Scheiße weiß, die beim Geheimdienst, ATF, FBI oder sonst wo vor sich geht.«
    In meinem Kopf schrillten alle Alarmglocken.
    »Du musst zugeben, dass es ein interessantes Timing ist. Senator Lord überbringt dir den Brief von Benton, und jetzt sind wir plötzlich hier und müssen zu Interpol -«
    »Darüber will ich nicht reden«, unterbrach ich ihn, als sich mein Magen zusammenzog und mein Herz zu rasen begann.
    »Du musst mich zu Ende anhören, Doc«, sagte er. »In dem Brief schreibt Benton, dass du aufhören sollst zu trauern, dass alles in Ordnung ist und er weiß, was du in diesem Augenblick machst -«
    »Hör auf«, rief ich und warf meine Serviette auf den Tisch, während mich die unterschiedlichsten Gefühle bestürmten.
    »Wir müssen es bedenken.« Auch Marino konnte seine Gefühle nicht unterdrücken. »Woher willst du wissen - Ich meine, was wenn der Brief nicht vor einem Jahr geschrieben wurde? Was wenn er jetzt geschrieben wurde?«
    »Nein! Wie kannst du es wagen!«, rief ich, während mir Tränen in die Augen schossen. Ich schob meinen Stuhl zurück und stand auf.
    »Geh jetzt«, sagte ich. »Ich will deine verdammten UFOTheorien nicht hören. Was willst du eigentlich? Soll ich diese Hölle noch einmal durchleben? Wieder anfangen zu hoffen, nachdem ich hart daran gearbeitet habe, die Wahrheit zu akzeptieren?
    Geh jetzt.«
    Marino schob seinen Stuhl zurück und sprang auf, wobei der Stuhl umfiel. Er nahm seine Schachtel Zigaretten vom Tisch.
    »Was, wenn er noch am Leben ist?« Auch er sprach laut. »Woher willst du mit Sicherheit wissen, dass er nicht für eine Weile verschwinden musste, weil irgendein großes Ding am Laufen ist, bei dem sie alle beteiligt sind, das ATF, das FBI, Interpol, Scheiße, vielleicht auch die NASA, wer weiß das schon?«
    Ich nahm meinen Wein, meine Hände zitterten so sehr, dass ich das Glas kaum halten konnte, ohne etwas zu verschütten. Meiner Existenz war der Boden komplett entzogen. Marino marschierte durchs Zimmer und gestikulierte wild mit seiner Zigarette.
    »Du weißt es nicht mit Sicherheit«, sagte er noch einmal. »Du hast nichts weiter gesehen als verbrannte Knochen in einem stinkenden ausgebrannten Loch. Und eine Breitling-Armbanduhr wie seine. Also was?«
    »Du Schwein!«, sagte ich. »Du verdammtes Schwein! Nach allem, was ich durchgemacht habe, musst du jetzt -«
    »Du bist nicht die Einzige, die das durchgemacht hat. Nur weil

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