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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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scheinen anders zu sein.« Er musterte mich.
    »Sabotage ist zu zeitaufwändig.«
    Er wusste nicht, wie er das verstehen sollte.
    »Sie werden feststellen, dass ich sehr direkt bin, Agent Tal-ley, weil ich nichts zu verbergen habe. Ich konzentriere mich auf das, was ich zu tun habe. Ich werde gegen Sie kämpfen oder auch nicht. Ich werde mich mit Ihnen anlegen oder auch nicht, und ich werde strategisch vorgehen, aber auf eine rücksichtsvolle Weise, weil ich kein Interesse daran habe, andere leiden zu sehen. Im Gegensatz zu Diane Bray. Sie vergiftet die Leute, lehnt sich zurück und sieht zu. Sie genießt es, wenn das Opfer langsam und qualvoll zugrunde geht.«
    »Diane Bray. Aha«, sagte Talley. »Giftmüll in engen Klamotten.«
    »Sie kennen sie?«, fragte ich überrascht.
    »Sie hat D.C. also endlich verlassen, um die Polizei einer anderen Stadt zu ruinieren. Ich war kurz im Hauptquartier stationiert, bevor ich hierher versetzt wurde. Sie versuchte immer das, was ihre Polizisten taten, mit dem zu koordinieren, was der Rest von uns tat. Sie wissen schon, FBI, Geheimdienst, wir. Nicht, dass es falsch wäre, wenn die Leute zusammenarbeiten, aber es ging sie eigentlich nichts an. Sie wollte sich an die Mächtigen ranwanzen, und es muss ihr gelungen sein.«
    »Ich will keine Energie damit verschleudern, über sie zu reden«, sagte ich. »Sie hat mich schon viel zu viel Kraft gekostet.«
    »Möchten Sie einen Nachtisch?«
    »Warum wurde in den Pariser Fällen kein Beweismaterial untersucht?« Ich versuchte es noch einmal. »Wie wäre es mit Kaffee?« »Ich möchte eine Antwort, Agent Talley.« »Ja.«
    »Warum bin ich hier?«
    Er zögerte und blickte zur Tür, als wäre er besorgt, dass jemand hereinkommen würde, den er jetzt lieber nicht sah. Ich war sicher, dass er dabei an Marino dachte.
    »Wenn der Mörder dieser wahnsinnige Chandonne ist, wie wir vermuten, dann ist es seiner Familie lieber, dass seine hässliche Angewohnheit, Frauen aufzuschlitzen, zu schlagen und zu beißen, nicht öffentlich bekannt wird. Ja, es scheint« -er hielt inne und sah mich eindringlich an - »seine Familie will nicht einmal, dass man von seiner Existenz erfährt. Er ist ihr kleines schmutziges Geheimnis.«
    »Woher wissen Sie dann, dass er tatsächlich existiert?«
    »Seine Mutter hat zwei Söhne auf die Welt gebracht. Es gibt keine Akte, dass einer von ihnen gestorben ist.«
    »Hört sich an, als gäbe es von nichts eine Akte«, sagte ich.
    »Zumindest nichts auf Papier. Es gibt andere Möglichkeiten, etwas herauszufinden. Die Polizei hat hunderte von Stunden damit verbracht, Leute zu befragen, vor allem diejenigen, die auf der Ile Saint-Louis leben. Abgesehen davon, was Thomas' frühere Klassenkameraden behaupten, gibt es einen legendären Mann, der bisweilen dabei beobachtete wurde, wie er nachts oder frühmorgens, wenn es dunkel ist, am Ufer der Insel spazieren geht.«
    »Geht dieser geheimnisvolle Mann nur spazieren oder schwimmt er auch?«, fragte ich. Ich dachte an die Süßwasserdiatomeen, die wir an der Innenseite der Kleidung des Toten gefunden hatten.
    Talley sah mich überrascht an.
    »Komisch, dass Sie das fragen. Ja. Ja, es gibt Berichte über einen weißen Mann, der vor der Ile Saint-Louis nackt in der Seine schwimmt. Auch bei kaltem Wetter. Und nur wenn es dunkel ist.«
    »Und glauben Sie diese Gerüchte?«
    »Es ist nicht mein Job, etwas zu glauben oder nicht zu glauben.«
    »Was soll das heißen?«
    »Unsere Rolle hier ist es, anderen die Arbeit zu erleichtern und alle Truppen zum Nachdenken und zur Zusammenarbeit zu bewegen, gleichgültig, wo oder wer sie sind. Wir sind die einzige Organisation in der Welt, die in der Lage ist, so etwas fertig zu bringen.
    Meine Aufgabe besteht nicht darin, den Detektiv zu spielen.«
    Er schwieg eine Weile, seine Augen blickten in meine und suchten nach Orten, die ich ihm nicht gern öffnete.
    »Ich erstelle keine Täterprofile, Kay«, sagte er.
    Er wusste von Benton. Natürlich wusste er von ihm.
    »Ich besitze diese Fähigkeit nicht und erst recht nicht die Erfahrung«, fügte er hinzu. »Deswegen fange ich gar nicht erst an, das Bild des Mannes zu entwerfen, der so etwas tut. Ich habe keine Ahnung, wie er aussieht, wie er geht, wie er spricht - ich weiß nur, dass er Französisch spricht und vielleicht auch noch andere Sprachen.
    Eins seiner Opfer war Italienerin. Sie sprach kein Französisch.
    Man muss sich fragen, ob er Italienisch gesprochen hat, weil sie ihn eingelassen

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