Blinder Passagier
erfreut.
»Das liegt an Ihrer Gemüsesuppe«, sagte ich. »Ich habe sie aufgehoben, damit ich mich noch länger darauf freuen kann.
Wo ist Chuck?«
Schon die Erwähnung seines Namens ließ Rose eine verdrießliche Miene machen.
»Er bringt ein paar Gehirne zum MCV«, sagte sie.
Hin und wieder, wenn Fälle neurologisch verdächtig und sehr kompliziert waren, fixierte ich das Gehirn in Formalin und ließ es im neuropathologischen Labor speziellen Untersuchungen unterziehen.
»Sagen Sie mir Bescheid, wenn er wieder da ist«, sagte ich zu ihr.
»Wir brauchten das Luma-Lite im Autopsieraum für die verwesten Leichen.«
Sie stellte einen Ellbogen auf dem Schreibtisch auf, stützte das Kinn auf die Hand, sah mich an und schüttelte den Kopf.
»Ausgerechnet ich muss es Ihnen wieder mal sagen«, meinte sie.
»Oh Gott, was denn nun wieder? Gerade als ich dachte, es würde ein guter Tag werden.«
»Das Institut macht eine Übung an einem inszenierten Tatort, und wie es scheint, ist ihr Luma Lite gerade bei der Reparatur.«
»Das darf nicht wahr sein.«
»Ich weiß nur, dass jemand hier angerufen hat und Chuck unser Luma Lite zu ihnen gebracht hat, bevor er zum MCV ist.«
»Dann werde ich es eben zurückholen.« »Es ist irgendwo unter freiem Himmel fünfzehn Kilometer weit weg.«
»Wer hat Chuck erlaubt, es auszuleihen?«, fragte ich.
»Sie können bloß froh sein, dass es nicht gestohlen wurde wie vieles andere hier«, sagte sie.
»Dann werde ich die Untersuchung eben in Vanders Labor machen müssen«, sagte ich.
Ich ging in mein Büro, setzte mich an meinen Schreibtisch, nahm meine Brille ab und massierte meinen Nasenrücken. Ich beschloss, dass es an der Zeit war, ein Rendezvous zwischen Bray und Chuck zu vereinbaren. Ich loggte mich unter Ruffins Namen ein und schrieb eine E-Mail an Bray.
Chief Bray, habe Informationen, die Sie unbedingt erfahren müssen. Bitte treffen Sie mich um 17.30 im Beverly Hills Shopping Center. Parken Sie ganz hinten bei Buckhead's. Wir können uns in Ihrem Wagen unterhalten, damit uns niemand sieht. Rufen Sie mich an, wenn Sie nicht kommen können. Ansonsten bis später. Chuck Dann schickte ich eine Textbotschaft an Chucks Handy, die angeblich von Bray stammte, und lud ihn zur selben Zeit an denselben Ort ein.
»Erledigt«, sagte ich, zufrieden mit mir selbst, als das Telefon klingelte.
»Hallo«, sagte Marino. »Hier spricht ihr persönlicher Kriminalbeamter. Was machst du nach Dienstschluss?«
»Weiterarbeiten. Erinnerst du dich, gestern habe ich gesagt, dass ich das auch kann. Du lädst mich heute Abend zu Buck-head's ein. Wir wollen doch ein kleines Rendezvous von zwei Leuten, die uns lieb und teuer sind, nicht versäumen, oder? Deswegen wäre es nett, wenn du mich zum Abendessen ausführen würdest, und dann laufen wir ihnen zufällig über den Weg«, sagte ich.
18
Marino holte mich, wie besprochen, auf dem Parkplatz ab, und ich stieg in seinen monströsen Dodge Ram Quad Cab Pickup, weil ich nicht das Risiko eingehen wollte, dass Bray mich in meinem Mercedes erkannte. Es war dunkel und kalt, aber es hatte aufgehört zu regnen. Ich saß so hoch oben, dass ich Lastwagenfahrern nahezu in die Augen schauen konnte.
Wir fuhren die Patterson Avenue entlang bis zur Parham Road, einer größeren Hauptverkehrsstraße, wo die Leute in der Regency Mall zum Essen, Einkaufen und Bummeln gingen.
»Ich muss dich warnen, am Ende des Regenbogens wartet nicht immer das Glück«, sagte er und warf eine Zigarettenkippe aus dem Auto. »Einer oder beide können beschließen, nicht aufzutauchen. Himmel, womöglich verfolgen sie uns. Aber, wir müssen's versuchen, oder?«
Das Beverly Hills Shopping Center bestand aus einer kurzen Reihe von teuren Läden und einem Ben-Franklin-Kunsthandwerksgeschäft. Es war nicht gerade eine Gegend, in der man das beste Steakhaus der Stadt vermuten würde.
»Keine Spur von ihnen«, sagte Marino, während wir uns umsahen. »Aber wir sind auch ein paar Minuten zu früh.«
Er parkte zwischen zwei Autos vor Ben Franklin, etwas entfernt vom Restaurant, und machte den Motor aus. Ich wollte meine Tür öffnen.
»Wohin zum Teufel willst du?«, protestierte er.
»Ins Restaurant.«
»Was ist, wenn sie hier einlaufen und dich sehen?« »Ich habe jedes Recht, hier zu sein.«
»Was, wenn sie drin an der Bar sitzt?«, fragte er besorgt. »Was wirst du zu ihr sagen?«
»Ich werde sie zu einem Drink einladen und dann herauskommen und dich holen.«
»Herrgott noch
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