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Blinder Rausch - Thriller

Blinder Rausch - Thriller

Titel: Blinder Rausch - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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und brauchte einen Moment, bis sie den Klingelton ihres Handys erkannte. »Wie war’s?«, fragte Hanna. Leonie schniefte. »Weinst du?«, fragte Hanna. »Nein, nein,« antwortete Leonie. »Ich bin nur noch so aufgeregt. Er ist einfach supernett. Und mit dem blöden Nik ist er richtig cool umgegangen. Hat gar nicht darauf reagiert, als der seine doofen Sprüche klopfte.« »Hat er das denn?« »Kennst ihn doch! Immer will der mir eins reinwürgen.« »Und Frederik? Meinst du, er mag dich?« »Oh, ja, ich glaube schon. Nur eben …« »Was?« »Na ja. Er konnte es nicht so zeigen, weil Nik sonst gleich wieder seinen Senf dazugegeben hätte.« »Verstehe. Aber, es ist doch toll für dich, dass es geklappt hat!« »Ja, finde ich auch«, sagte Leonie und sah versonnen lächelnd zum Fenster hinaus, wo die kräftige Nachmittagssonne Schattenkringel unter den Bäumen des gegenüberliegenden Stadtparks malte.

    Die beiden Freundinnen saßen nachmittags in Leonies Zimmer. Auf dem Schreibtisch stand aufgeklappt Leonies Laptop.
    »Ich finde es total übel von deinen Alten, dass sie dir Computer und Internet verbieten. Ey, hinter welchem Mond sind die denn zu Hause?«
    »Sie sagen, es ist schlecht für die Hirnentwicklung und schlecht für die soziale Entwicklung. Sie wollen keine Computer zu Hause haben, auch wegen der Strahlen.«
    »Die ham ja echt einen Schatten, ich dachte schon, ich wär’ mit meinen Eltern gestraft, Mutter Apothekerin, da kriegst du schon was gegen die Erkältung, bevor sie überhaupt ausbricht, und Papa kriegt den totalen Flash, wenn er irgendwo in einer Mauerritze ein neues Unkraut entdeckt.«
    »Ich dachte, er ist Professor an der Uni«, wandte Hanna ein.
    »Mein ich doch«, bestätigte Leonie. »Er ist Herbologe. Das heißt, er forscht, wie es die Unkräuter hinkriegen, immer wiederzukommen, während deine Salatköpfe längst von den Schnecken gefressen sind.«
    »Weiß er, was man gegen Schnecken machen kann? Meinen Eltern haben sie im Sommer das halbe Gemüse weggefressen.«
    »Oh, die Armen«, stöhnte Leonie grinsend. »Also echt, Veganer und Sozialpädagogen als Eltern, das ist der Upturn!«
    »Ich bin auch Veganerin«, konstatierte Hanna ungewohnt heftig. Leonie, die während des Gesprächs nicht aufgehört hatte, auf der Tastatur herumzuklappern, wandte sich erstaunt zur Seite, wo Hanna neben ihr saß und versuchte, möglichst viel von den stets wechselnden Ansichten auf dem Bildschirm mitzubekommen.
    »Du auch? Seit wann?«, erstaunte sich Leonie, die sich gut an Hannas Schilderungen erinnerte, mit welchem Widerwillen die Mutter für ihre Tochter Fleisch und Käse hatte einkaufen müssen.
    »Seit zwei Wochen. Ich hab gelesen, dass es die einzige Methode ist, wenn man wirklich viel abnehmen will.«
    »Die einzig wahre Methode ist weniger essen, egal wovon«, konterte Leonie und musterte die Körperkonturen der Freundin kritisch. Hanna setzte sich unwillkürlich gerade hin und zog den Bauch ein. »Es ist auch wegen der Tiere«, ergänzte Hanna.
    »Wieso das? Die Kühe sterben nicht aus, wenn du ab und zu mal was von einer isst.«
    »Ich möchte kein Fleisch essen von Tieren, die qualvoll gehalten, transportiert und geschlachtet wurden. Ich will keine Milch trinken und Eier essen von Tieren, die den ganzen Tag in engen Ställen und unter Massentierhaltung dahinvegetieren mussten. Ich will …«
    »Ist ja schon gut«, besänftigte Leonie. »Meine Mama kauft Bioprodukte von glücklichen Kühen und die Eier sind von den Hühnern meiner Oma. Die rennen den ganzen Tag frei im Garten und in der Scheune rum. Früher hatte ich einen Riesenspaß dran, denen Regenwürmer auszubuddeln und hinzuwerfen. Den Job haben jetzt meine jüngeren Geschwister übernommen.«
    Hanna verzog das Gesicht. Sie war in der Großstadt aufgewachsen. Seit zwei Jahren hatten die Eltern am Stadtrand einen Schrebergarten gepachtet, um möglichst viel ihrer Nahrung selbst anbauen zu können. Hanna hatte wenig Begeisterung dafür aufgebracht. Sie ekelte sich vor schmutziger Erde an den Händen, vor Insekten, Würmern und Schnecken.
    »Wenn du das wegen der Liebe zu den Tieren machst, dann darfst du eigentlich auch keine Pflanzen essen«, sinnierte Leonie plötzlich.
    »Und wieso?«
    »Weil du ihnen ja dann das Futter wegfrisst«, erklärte Leonie. Hanna schwieg stirnrunzelnd.
    Leonies Aufmerksamkeit galt inzwischen wieder nur dem Bildschirm. In großen leuchtfarbenen Lettern prangte die Überschrift der aufgerufenen Seite MYFRIENDS .

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