Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Rausch - Thriller

Blinder Rausch - Thriller

Titel: Blinder Rausch - Thriller
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
Nichts macht er, nichts, das ist es doch!« Niklas sah ihr betroffen zu, wie sie sich mit beiden Handrücken die Tränen aus den Augen wischte. Aus ihren Nasenlöchern machten sich Rinnsale in Richtung Oberlippe auf den Weg. Niklas kramte in seiner Hosentasche nach einer zerknüllten Packung Papiertaschentücher und reichte sie ihr. Sie bedankte sich schnäuzend und sah auf den Boden zu seinen Füßen. Ein kleines bunt bedrucktes Päckchen in einer quadratischen Zellophanhülle lag dort im Staub.
    »Du hast da was verloren!«, stellte sie fest. Er bückte sich, streifte das Päckchen an seiner Jeans ab und steckte es wieder ein. Sie schaute an ihm vorbei zum Stamm der Kastanie. »Poppst du schon?«, fragte sie vorsichtig. »Hhm«, antwortete er. Sie sah ihn verblüfft an. »Das hätte ich nun wieder nicht von dir gedacht!« »Hhm«, antwortete er und schaute hinauf in das gestutzte Geäst des Baumes. Die Blattränder kräuselten sich bereits bräunlich um das dunkle Grün der Blattflächen. Die Igelfrüchte hingen grün und prall in den Zweigen. »Ich kann mir denken, warum er einen Bogen um dich macht«, sagte Niklas. Leonie war sofort hellwach. »Echt? Kannst du?«.
    »Klar, ist doch ganz einfach. Er will keinen Ärger mit mir, weil er in Mathe auf mich angewiesen ist.« »Was hat das mit mir zu tun?«, brauste Leonie auf. Niklas wich ihrem kriegerischen Blick aus, mit dem sie ihn anfunkelte. »Nun, es ist weil …« Sie unterbrach ihn und lief allmählich wieder zu gewohnter Form auf: »Sag schon! Spuck’s aus!« Niklas sah seinen Fingern zu, die an der Schaukelkette herumnestelten. »Seit er dich bei mir gesehen hat, denkt er doch, dass wir zusammen sind, und da will er mir halt nicht in die Quere kommen.« »Aha, denkt er das also. Kann es sein, dass du dich nicht sehr darum bemüht hast, ihm zu sagen, dass es anders ist? Hast du am Ende gar im Gegenteil weiter an der Story gebastelt?«, fauchte Leonie. »Hhm«, antwortete Niklas. Leonie riss an der Schaukelkette, sodass sie Niklas’ Händen schmerzhaft entglitt. Sie gab sich Schwung, um weiterzuschaukeln. Niklas rettete sich mit einem Sprung zur Seite. »Was soll das? Was hast du dir dabei gedacht?«, schimpfte sie von oben auf ihn herab. Dann landete sie wieder knapp vor ihm und durchbohrte ihn mit ihren grün schimmernden Augen. »Jetzt überleg dir gefälligst, wie du das wieder gutmachst!« Niklas stand mit eingesunkenen Schultern da und spielte wieder an der Schaukelkette. »Ich weiß gar nicht, was du dir von dieser blöden Party versprichst. Hunderttausend Leute kommen da. Er feiert seinen 18. Geburtstag und den Führerschein. So jedenfalls hat er in der Schule herumgetönt, damit wir ja alle merken, was wir noch für ein Kindergarten sind.«
    »18 wird er schon?«, hauchte Leonie. Sie schaukelte wieder mit geschlossenen Augen.
    Sie sah Frederik in einem weißen Cabrio fahren und sich mit wehender blonder Mähne auf dem Beifahrersitz. Niklas beobachtete das zart gebaute, langbeinige Mädchen, das sich mit wehendem Haar, brandroten Wangen und einem glücklich, entspannten Gesichtsausdruck mal näher zu ihm hin, mal von ihm weg bewegte. Mal war sie im Schatten des Baumes, mal übergoss die Nachmittagssonne sie mit ihrem warmen Licht. Dann kniff sie die Lider zusammen, zog ihre Nase kraus und die Sommersprossen hüpften über ihr Gesicht. In der rechten Wange hatte sie ein Grübchen, das immer dann auftauchte, wenn sie in wohliger Zufriedenheit die Mundwinkel verzog.
    »Und? Was soll ich tun?«, fragte er leise. Sie stoppte und starrte ihm ins Gesicht. Die Schaukel lag inzwischen im Schatten. Leonies Augen hatten eine tiefdunkelblaue Farbe angenommen. »Na, was schon? Mit ihm reden und ihm hammerhart klarmachen, dass nichts von dieser Story stimmt, warum auch immer du daran festgehalten hast! Und dann bringst du ihn dazu, dass er mich einlädt. Das ist das Mindeste, was du tun kannst, verstanden?« Niklas Körper straffte sich. Er ließ die Schaukelkette zurückgleiten und sagte mit unbewegter Miene: »Roger.« Dann wandte er sich um, verstaute sein Fahrrad in der Waschküche und verließ den Hof.
    Leonie starrte einen Moment auf das vibrierende Glas der Hoftür, bis das zitternde Spiegelbild sich geglättet hatte. Es zeigte den schattigen Hof, aber ganz oben war ein Zipfel des blauen Himmels erkennbar. Eine Bewegung im Augenwinkel ließ sie an der Hausfront emporschauen. Dann hörte sie sich selbst nur noch gellend aufschreien. »Nicht, Tobi,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher