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Blinder Rausch - Thriller

Blinder Rausch - Thriller

Titel: Blinder Rausch - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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muskulöser Junge, etwa einen Kopf kleiner als Niklas, mit stoppelkurzen blonden Haaren, Springerstiefeln und einer Armeehose, in deren Taschen er beide Hände gebohrt hatte. Auf dem Rücken baumelte schlaff ein wenig gefüllter schwarzer Rucksack. Daneben ging Marcel. Er war etwa so groß wie Niklas, nur deutlich breiter gebaut und wirkte gut genährt. Er hatte dicht gelocktes, braunes Haar. Seinen Bauchansatz verbarg er unter einem weiten Streifenhemd und einer locker geschnittenen schwarzen Hose. Seine Füße steckten in funkelnagelneuen, teuren Markenturnschuhen.
    Daneben ging Frederik, dessen Anblick Niklas Laune noch weiter verschlechterte. Was lief der hier herum, und wieso zog der plötzlich mit Marcel und Jens durch die Gegend?
    Jens war schon immer so etwas wie der Chef in der Klasse gewesen und das Riesenbaby Marcel sein williger Gehilfe. Ohne deren O.K . lief gar nichts. Niklas war es nie gelungen, von den beiden akzeptiert zu werden. Früher hatte es oft Prügel gegeben und Niklas war nicht nur einmal verschlagen und blutig nach Hause gelaufen. Irgendwann hatte sein Körper ihm den Gefallen getan, schnell an Größe zuzulegen. Das Training in seinem Basketballverein hatte die nötigen Muskeln draufgepackt. Seitdem herrschte so etwas wie Waffenstillstand zwischen Jens, Marcel und Niklas. Dass sich dieser Idiot von Frederik nun ausgerechnet Rückendeckung bei den beiden Kerlen verschaffte, störte Niklas gewaltig. Gerne hätte er gewusst, womit der die beiden geködert hatte. Plötzlich wurde Niklas aus seinen Gedanken gerissen. Schnelle Schritte waren hinter ihm zu hören, dann wurde er von einem Schüler überholt, der japsend den anderen hinterher rief: »Hey, wartet auf mich, ich komme mit.« Die drei hielten an und wandten sich langsam um. In Frederiks Gesicht zeigte sich eine seltsame Mischung aus Herablassung und Amüsiertheit. Marcel und Jens schauten mit gelangweilten Mienen und Kaugummi kauend dem Nachkömmling entgegen. Kurze, gleichgültige Blicke streiften auch über Niklas. Der war völlig verblüfft, weil er jetzt Benjamin aus der 9f erkannte, der von den dreien mit kurzen Handschlägen begrüßt wurde. Dann zogen sie davon, hinüber zur S-Bahnhaltestelle, und Niklas setze seinen mühsamen Fußweg Richtung Stadtpark fort.

    Leonie hatte Tobi, ihren dreijährigen Bruder, vom Kindergarten abgeholt. Freitags blieb er immer nur bis 14.00 Uhr und Leonie hatte nachmittags Geschwisterdienst, bis die Eltern gegen 18.00 Uhr von der Arbeit kamen. Der Kleine konnte mit seinen kurzen Beinchen kaum mithalten, so eilig zerrte Leonie ihn hinter sich her. Mona, die Zehnjährige, war bereits zu Hause angekommen und hatte Cornflakes und Milch auf dem Küchentisch gedeckt. Warm kochen würde Mama heute Abend. Leonie hatte für all das keinen Sinn. Kaum hatte sie dem Kleinen beim Händewaschen geholfen, war sie schon in ihrem Zimmer verschwunden und hatte das Laptop hochgefahren. Das Ergebnis war niederschmetternd. Lionheart war immer noch auf der Liste der Anfrager und Denise auf der Liste der Freunde. Was die sich in den letzten beiden Tagen schon alles mit ihm hatte schreiben können! Was die jetzt schon alles wusste! Kein Wunder, dass sie heute an Leonie vorübergezogen war wie eine Königin an einem Gassenmädchen. Leonie schaute auf ihrer eigenen Seite nach. Ihre Freunde hatten nicht das geantwortet, was sie sich erhofft hatte. Niemand hatte ihre Beschimpfung Denises bestätigt. Nik hatte überhaupt nichts dazu gesagt, obwohl er mehrfach online gewesen war. Lediglich Nina aus der 7d hatte ihr geschrieben: kann dich verstehen, die ist eine eingebildete tusse. Nina aus 7d. Wieso hatte sie diesen Kindergarten überhaupt auf ihrer Freundesliste? Bloß weil sie letztes Jahr mit der in der Theater AG war? Oliver war gerade online. Jetzt schrieb er: Hastn gegen sie? Lass sie mal in ruh! Leos Augen füllten sich mit Tränen. Keiner verstand sie. Hey die lässt mich ja nich in ruh die macht alles nur um mir eins reinzuwürgen merkt ihr das nich? , schrieb Leonie schluchzend. Oliver ging gar nicht darauf ein, sondern fragte: Bist du auch nächste woche eingeladen auf Frederiks fest? Jetzt verlor Leonie endlich die Fassung. So also war das! Oliver, den sie seit gestern auch auf Frederiks Freundesliste entdeckt hatte, wusste, was Denise wusste. Es gab also bei Frederik eine Party, und er hatte seine Freunde eingeladen. Denise, Oliver und wer weiß noch wen, nur Leonie nicht. Die Tränen tropften auf die Tastatur. Die

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