Blinder Rausch - Thriller
dir!«
»Bitte. Willst du was trinken? Ich hätte Limo da«, bot er an. Leonie stimmte zu. Es gab noch etwas anderes, was sie unbedingt mit ihm besprechen wollte. Ihre Eltern würden sie niemals länger als 22.00 Uhr alleine auf eine Party gehen lassen. Und um diese Uhrzeit fing das Fest bei Frederik überhaupt erst richtig an. Leonie betrat Niklas Zimmer und suchte nach einer Sitzgelegenheit. Auf dem Bett war die halbe Schultasche ausgebreitet. Über dem Schreibtischstuhl hing feuchtes Sportzeug zum Trocknen und verströmte einen strengen Geruch. Leonie klaubte einen Kleiderberg von einem völlig überladenen Korbstuhl und setzte sich dort hin. Niklas schob das Schulzeug vom Bett auf den Boden und flegelte sich mit dem Glas in der Hand halb liegend zwischen die zerknüllten Kissen. Die Taucherbrille hatte rund um seine Augen eine tiefe Kerbe im Gesicht hinterlassen, sodass er etwas zerknautscht aussah. »Wie habt ihr übrigens gestern gespielt?«, erkundigte sich Leonie.
»Mit einem Punkt verloren«, grummelte er.
»Ein Punkt? Das ist ärgerlich!«, kommentierte sie.
»Viel schlimmer ist, dass ich es war, der es vergeigt hat«, erklärte er. »Hab die letzten beiden Freiwürfe danebengesemmelt. Hatte sowieso eine Scheißquote gestern. Shit. Läuft alles nicht gut in letzter Zeit bei mir!«
»Heul nicht rum!«, sagte sie.
Er verzog das Gesicht und schaute sie finster an. »War eh nur ein Freundschaftsspiel vor der Saison. Nächsten Freitag kommt die Revanche. Aber das willst du bestimmt jetzt nicht hören. Los sag schon, was willst du noch?« Sie erklärte ihm ihr Problem. »Ich habe mir jetzt Folgendes ausgedacht. Ich sag meinen Eltern einfach, dass ich nächsten Freitag bei Hanna übernachte. Dagegen haben sie nichts. Sie wissen, dass Hanna strenge Eltern hat, die es nicht erlauben würden, dass wir uns irgendwo die Nacht um die Ohren schlagen. Gut ist auch, dass meine Eltern zu Hannas Eltern keinen Kontakt haben, sodass ich mir keine Sorge machen muss, dass die Story auffliegt. Das Problem bist eher du. Dir darf weder gegenüber deiner Mutter noch bei meinen Eltern aus Versehen rausrutschen, dass ich auf diese Party gehe und wann die anfängt. Also, wenn du am Freitag dahin startest, darfst du deiner Mutter auf keinen Fall erzählen, dass ich …«
»Gar nichts muss ich erzählen«, unterbrach Niklas sie barsch. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich zu diesem Depp auf den Kindergeburtstag gehe. Außerdem sagte ich gerade, dass ich da ein Spiel habe. Schon vergessen?«
»He, was bist du gleich so biestig? Was hat er dir eigentlich getan?«
»Der Typ ist Landschaftsverschandelung, so wie der rumläuft!«
Leonie atmete tief durch. Ihr war klar, dass sie Niklas’ Meinung in dieser Richtung kaum ändern konnte. »Is ja auch egal«, seufzte sie. »Aber kann ich mich wenigstens darauf verlassen, dass du mich nicht auffliegen lässt?«
»Hhm«, antwortete er und kam nicht mehr dazu, mehr zu sagen, weil plötzlich die Zimmertür geöffnet wurde und Marianne im dünnen Mantel darin erschien.
»Oh«, rief sie erschrocken. »Ich dachte, die Stimmen kommen aus Niklas Computer!« Ihr Blick glitt etwas irritiert über das Durcheinander, heftete sich kurz an ihrem Sohn fest, der immer noch im Bademantel auf dem Bett lag und landete dann bei Leonie. Ein zuckersüßes Lächeln verwandelte Mariannes Gesicht. »Leoniechen! So lange habe ich dich hier nicht gesehen. Lasst ihr eure alte Freundschaft wieder aufleben?« Leonie lächelte artig zurück. Niklas grinste und trank lässig sein Glas leer. »Und gekocht habt ihr euch auch was Nettes?«, erkundigte sich Marianne.
»Das ist für heute Abend, wenn Pap-Pablo kommt«, verbesserte sich Niklas. Marianne nickte und musterte ihren Sohn forschend »Womit haben wir das verdient? Hast du ein schlechtes Gewissen?«
»Nein«, sagte er, »einfach so.«
»Einfach so«, wiederholte Marianne, und ihr Blick flog prüfend zwischen Leonie und Niklas hin und her. Schließlich erklärte sie: »Ich bin in letzter Zeit über das Wochenende meistens bei Pablo. Ich habe nichts dagegen, wenn ihr dann hier zusammen seid. Ich denke da deutlich anders als unsere Eltern früher. Wir mussten uns heimlich treffen, manchmal im Auto oder in irgendwelchen Gartenlauben, aber getan haben wir es ja trotzdem. Daher muss ich sagen, mir ist es lieber, ihr seid zu Hause und an einem sicheren, warmen Platz. Aber ihr habt dann natürlich auch Verantwortung und Leonie muss das natürlich auch mit ihren
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