Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
Firma, wenn ich eine längere Auszeit nehmen würde. Als ich ihm versichert habe, dass meine psychische Gesundheit garantiert wieder hergestellt ist, sobald Oren Starks in Untersuchungshaft sitzt, hat er darauf bestanden, dass ich mich zurückziehe, um mich von den tragischen Ereignissen zu erholen. Mit anderen Worten – er und der Rest der Firma verlangen von mir, dass ich mich rar mache.«
»Und was ist mit der Präsentation morgen?«
»Ach ja, die Präsentation. Was meine künftige Beteiligung an der Kampagne betrifft, möchte mich unser Kunde in dieser schwierigen Zeit selbstverständlich keinesfalls einer weiteren Belastung aussetzen. Deshalb hat man sich darauf geeinigt, zu warten, bis Ben wieder vollständig genesen ist und die Kampagne selbst präsentieren und in weiterer Folge auch die Verantwortung für ihre Umsetzung übernehmen kann.«
Caroline kochte vor Wut. »Moment mal! Du willst damit sagen … verstehe ich das richtig, dass sie glauben, dein seelisches Gleichgewicht sei durch das, was passiert ist, gestört, Bens aber nicht?«
»Sieht ganz danach aus, ja. Und nur für den Fall, dass es Zweifel an Bens Kräften, und zwar seinen körperlichen und/oder mentalen, geben sollte, hat Amanda meinem Boss heute Nachmittag in einem ausgiebigen Gespräch bestätigt, dass Ben bereits in den Startlöchern steht und die Sache gern in die Hand nehmen wird. Ich gehe davon aus, dass sie mich als das miese Luder dargestellt hat, das nun die Folgen ihrer eigenen Hinterhältigkeit zu spüren bekommt.«
»Dieses elende Miststück!«
»Sie hat die Krallen ausgefahren, das kann man nicht anders sagen.« Wieder stieß Berry ein bitteres, freudloses Lachen aus. »Ob ich wohl als Heldin dagestanden wäre, wenn Oren mich anstelle von Ben erwischt hätte? Oder wäre ich trotzdem die Schlampe gewesen, die versucht, eine intakte Ehe zu zerstören, und die nun ihre gerechte Strafe dafür bekommt? Das ist doch ein hervorragendes Diskussionsthema, oder was meint ihr?«
»Ich meine«, erklärte Dodge, »dass Ihre Bosse in dieser Drecksbude feige Arschlöcher sind. Seien Sie froh, dass Sie nie wieder einen Fuß in diesen Laden setzen müssen.«
»Das sehe ich genauso, aber ich bin sicher, Delray hat darauf spekuliert, dass ich genau so darauf reagiere«, sagte Berry. »Die angebliche Sorge um mein Wohlergehen ist in Wahrheit nur ein raffinierter Trick, um sich abzusichern. Er will, dass ich gehe. Und zwar aus eigenem Antrieb, damit er sich die Hände nicht schmutzig machen muss. Ich habe mich vorläufig noch nicht dazu geäußert, sondern werde sie erst mal ein paar Wochen schmoren lassen. Aber ich weiß schon jetzt, wie ich mich entscheiden werde.«
»Wenn Sie mich fragen, sind Sie viel zu gut für die«, warf Ski ein.
Sie blickte ihn aus tränenfeuchten Augen an. »Danke«, krächzte sie.
»Gern geschehen.«
Sekundenlang schienen die beiden völlig vergessen zu haben, dass Caroline und Dodge sich im selben Zimmer aufhielten. Ski kehrte als Erster ins Hier und Jetzt zurück. Die Pflicht rief.
»Ich sollte mich allmählich auf den Weg machen.«
»In meinem Zimmer nebenan steht ein zweites Bett«, sagte Dodge. »Sie können es gern haben.«
Ski dankte ihm, schlug das Angebot jedoch aus. »Der Mord an Sally Buckland gehört der Houstoner Polizei, aber ich habe immer noch Davis Coldares Fall, um den ich mich kümmern muss.«
»Aber zuletzt soll Starks sich in Houston aufgehalten haben.«
»Das stimmt, Dodge, aber ich denke trotzdem …«
»Was?«
Ski massierte sich das Genick. »Oren wollte mir und allen anderen, die ihn suchen, eine lange Nase machen. Deshalb ist er heute hierhergefahren, um Berry anzurufen. Er wusste, dass wir ihm folgen und versuchen würden, ihn hier zu schnappen. Er wollte Verwirrung stiften und dafür sorgen, dass wir wie die letzten Idioten dastehen und uns auch so fühlen.« Er lächelte schief. »Was ihm durchaus gelungen ist.«
»›Spinning Wheel.‹«
Alle Blicke richteten sich auf Berry, aus deren Mund die geflüsterten Worte gekommen waren.
»Blood, Sweat and Tears«, sagte sie. »›Spinning Wheel‹. Das ist die Melodie, die er am Telefon gesummt hat.«
»Verdammt, Sie haben recht«, sagte Ski.
»Ist unser Junge nicht goldig?«, ätzte Dodge. »Ich werde diesen elenden Drecksack umbringen. Das ist mein voller Ernst«, fügte er hinzu, inzwischen ohne jeden Anflug von Humor, Sarkasmus oder sonst etwas.
»Er hat Sally vergewaltigt, stimmt’s?«, fragte Berry.
»Ob eine
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