Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
anderes sein konnte. Natürlich hatte Berry jedes Recht auf Privatsphäre, andererseits half es häufig, auszusprechen, was einen quälte. Wie lange sollte sie noch warten, ehe sie Berry behutsam aufforderte, ihr anzuvertrauen, was ihr so offenkundig auf der Seele brannte?
Ski und Dodge überprüften inzwischen sämtliche Türschlösser, um sicherzugehen, dass sie einem Einbruch standhalten würden, ehe sie hinaus auf den Balkon traten – vorgeblich, um auch dort nach dem Rechten zu sehen, doch Caroline entging ihr leises Gemurmel nicht.
Als sie wieder hereinkamen, baute sie sich mit in die Hüften gestemmten Händen mitten im Zimmer auf und verlangte, dass sie sie aufklärten, worüber sie sich unterhalten hatten. »Los. Raus mit der Sprache. Weder Berry noch ich wollen geschont werden.«
»Was soll das denn heißen?«
»Sie wissen genau, was das heißt, Dodge«, gab sie verärgert zurück. »Was ist hier los?«
»Die Medien haben die Story aufgegriffen«, sagte Ski.
Caroline stöhnte.
»Diese elenden blutrünstigen Schakale«, warf Dodge ein.
»Mein Büro sagt, der Mord an Sally Buckland sei als wichtige Sondermeldung gesendet worden«, fuhr Ski fort. »Es heißt, in den Zweiundzwanzig-Uhr-Nachrichten würden die Zuschauer die ganze Story erfahren. Sie haben Aufnahmen von Berrys Haus und dem Transporter der Spurensicherung gezeigt, Allen und Somerville, wie sie mit versteinerten Mienen aus dem Haus treten. Wir haben Berry gerade noch rechtzeitig weggebracht. Der Reporter am Tatort sagte, sie sei zu keiner …«
»… zu keiner Stellungnahme bereit.« Berry trat aus dem Badezimmer und warf ihr Handy aufs Bett. »Was natürlich so klingt, als hätte ich etwas zu verbergen. Kein Mensch hat mich um eine Stellungnahme gebeten – nicht dass ich eine hätte abgeben wollen, weit gefehlt. Trotzdem schwingt in dem Satz etwas Negatives mit, oder etwa nicht?«
»Wie haben Sie davon erfahren?«, fragte Ski.
Sie deutete auf ihr Telefon, setzte sich auf die Bettkante, stützte die Ellbogen auf die Knie und barg ihr Gesicht in den Händen. »Gott, hat denn dieser Albtraum nie ein Ende?«
»Man weiß inzwischen, dass Sie die Tochter der Immobilienmogule Caroline King und des verstorbenen Jim Malone sind, was Ihnen eine Art Prominentenstatus verleiht, weil jeder in der Stadt Ihre Eltern kennt. Und auch die Schüsse im Haus Ihrer Mutter wurden erwähnt«, sagte Ski nach kurzem Zögern.
»Als Resultat einer Dreiecksgeschichte«, warf sie ein, ohne die Hände von ihrem Gesicht zu lösen.
»So wurde es dargestellt, ja.«
Dodge stieß einen Fluch aus. Caroline setzte sich ebenfalls auf das Bett und unterdrückte den Impuls, die Arme auszustrecken und Berry an sich zu ziehen.
»Was mich an der Sache ankotzt – bitte entschuldigen Sie, Caroline –, ist, dass die sich dermaßen in dieser Sache mit der Dreiecksgeschichte festbeißen«, meinte Ski.
Berry hob den Kopf. »Es gab keine Dreiecksgeschichte«, stieß sie wütend hervor.
»Das hab ich auch kapiert, Berry«, schoss er im selben Tonfall zurück. »Es geht mir darum, dass der Mord an Davis Coldare damit in den Hintergrund gerückt wird. Inzwischen ist er kaum noch mehr als eine Fußnote. Die Medien spekulieren sogar, wie Sally Buckland in dieses schmutzige kleine Arrangement hineingepasst haben könnte. Die wirklich wichtigen Fakten wie die Tatsache, dass Oren Starks ein kaltblütiger Mörder ist und immer noch frei herumläuft, spielen scheinbar keine Rolle.«
Berry beruhigte sich ein klein wenig. »Die Leute bleiben eben nur am Ball, wenn man ihnen pikante Details serviert. Sex und Skandale, das törnt sie an. Oder ab.« Sie legte den Kopf in den Nacken und fasste ihr Haar mit beiden Händen zusammen. Caroline entdeckte die getrockneten Tränenspuren auf ihren Wangen. »Mein Boss bei Delray war jedenfalls alles andere als begeistert davon, dass ich da drinstecke.«
Caroline warf einen Blick auf das Handy. »War er das gerade am Telefon?«
Berry nickte. »Delray ist Geschichte.«
»Wie bitte?« Caroline sprang auf. »Er hat dich gefeuert?«
»Sei nicht albern, Mutter«, erwiderte Berry und lachte bitter. »Würde er mich deswegen feuern, würde ich die Firma verklagen. Das weiß er ganz genau. Allerdings – und das hat er extra betont – liegt Delray die psychische Verfassung seiner Mitarbeiter sehr am Herzen. Angesichts der Traumata, die ich in den vergangenen Tagen erleben musste, sei es gewiss zu meinem eigenen Besten und folglich auch zum Besten der
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