Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
bog und aufs Kissen fiel. Der Verband seitlich an seinem Schädel verschob sich ein Stück und gab den Blick auf das Einschussloch frei, aus dem gräuliche Hirnmasse quoll. Sein Körper wurde von unkontrollierten Zuckungen geschüttelt.
»Er krampft«, rief eine Schwester hektisch.
Ski drehte Berry an den Schultern herum und schob sie eilig aus dem Zimmer auf den Korridor, wo sie in seine Arme sank.
27
S ki wusste nur allzu genau, was ihn erwartete, wenn er unmittelbar nach Oren Starks’ Tod ins Gerichtsgebäude zurückkehren würde – eine gierige Meute aus Journalisten und anderen Deputys, die allesamt nach blutigen Details geiferten. Doch er brauchte eine kleine Auszeit, ehe er sich wieder ins Getümmel stürzte, deshalb beschloss er, die wichtigsten Anrufe vom Küchentisch seines Hauses aus zu erledigen.
Außerdem würde er hier nicht alle paar Sekunden gestört werden. Mit seinem Handy, einer großen Kanne starken Kaffee und einer Liste der Leute, mit denen er reden musste, setzte er sich an den Tisch. Als Erstes wählte er die Nummer von Sheriff Drummond, der sein angemessenes Bedauern über Oren Starks’ vergeudetes Leben zum Ausdruck brachte, ehe er Ski zu seinem Fahndungserfolg beglückwünschte.
»Das war nicht allein mein Werk, Sheriff.«
Der Sheriff meinte, er solle nicht so bescheiden sein, und erkundigte sich nach Caroline und Berry, denen es, wie Ski ihm versicherte, den Umständen entsprechend gut ginge. Zu seiner Verblüffung erklärte er, dass er nicht vorhabe, sich noch einmal zur Wiederwahl zu stellen.
»Es wird Zeit, das Zepter aus der Hand zu geben«, erklärte er und hielt inne. »Und es wird mir eine Freude sein, Sie als meinen Nachfolger vorzuschlagen. Einen besseren Kandidaten gibt es wohl nicht. Und das sage ich nicht nur, weil Sie unser großer Held des Tages sind.«
»Ihr Vertrauen ehrt mich sehr, Sir.«
»Sie haben es sich verdient. Denken Sie darüber nach. Wir unterhalten uns später darüber.«
Auch wenn Ski sich noch so freute und geschmeichelt fühlte, war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um in Zukunftsträumen zu schwelgen. Er nahm den nächsten Anruf auf seiner Liste in Angriff, das Pflegeheim, in dem Oren Starks’ Mutter untergebracht war. Die Leiterin der Einrichtung führte ihm noch einmal das Ausmaß ihrer Erkrankung vor Augen. »Sie nimmt ihre Umwelt gar nicht mehr wahr. Niemand dringt zu ihr durch, Deputy Nyland.«
»Das verstehe ich, Ma’am. Ich war nur der Ansicht, dass ich sie offiziell über den Tod ihres Sohnes in Kenntnis setzen sollte.«
Da sich in Starks’ Haus keinerlei Unterlagen über eine anwaltliche Vertretung fanden und seine Mutter nicht in der Verfassung war, Entscheidungen dieses Ausmaßes zu treffen, beauftragte Ski ein Bestattungsinstitut in Merritt, sich um das Begräbnis zu kümmern.
Als Letztes rief er Detective Rodney Allen in Houston an und brachte ihn auf den neuesten Stand. »Mit dieser Kopfverletzung hatte er so gut wie keine Überlebenschance. Er ist heute früh gestorben, allerdings nach einer grauenhaften Szene, bei der er Ms Malone noch einmal den Tod gewünscht hat.«
»Sie können froh sein, dass Sie den Kerl los sind.«
»Allerdings.«
Allen bat um ein paar Unterlagen, um seine Akte über den Mord an Sally Buckland offiziell schließen zu können. Ski versprach, ihm die Papiere zukommen zu lassen, sobald er sie abgezeichnet hatte.
»Ich habe mir diesen Hanley mal ein bisschen genauer angesehen«, fuhr der Detective nach einer kurzen Pause fort.
»Ein Mann, den man bei so einem Fall gut gebrauchen kann.«
»Wenn Sie es sagen.«
»Ja, sage ich.« Ski beendete das Gespräch, ehe der Detective noch etwas hinzufügen konnte. In diesem Augenblick klopfte es an der Hintertür.
Berry spähte durch das Fenster in der oberen Türhälfte, in der Hoffnung, eine Reaktion auf ihr unangekündigtes Auftauchen von seinem Gesicht ablesen zu können, bevor sie eintrat. Doch er war schneller. Barfuß, in Jeans und einem weißen T-Shirt, das ihm aus der Hose hing, trat er an die Tür und öffnete sie.
»Hi.«
»Hi.«
Er trat beiseite. Sie nahm die letzte Stufe und ging in die Küche, aus der ihr köstlicher Kaffeeduft in die Nase stieg. Ihr Blick fiel auf die Unterlagen auf dem Tisch, auf den Schreibblock mit den in entschlossener, maskuliner Handschrift abgefassten Notizen. »Du arbeitest?«
»Ich musste ein paar Anrufe erledigen. Wie geht es dir?«
»Gut.« Minuten, nachdem Ski sie aus dem Krankenzimmer geschoben hatte, war
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