Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
rausgeworfen wird. Und all das nur, weil ich ganz nach oben wollte.«
Sie wandte sich Caroline zu. »Ich bin unglaublich stolz auf deine außerordentlichen Erfolge, Mutter, aber es ist schwer, ihnen gerecht zu werden. Ich bin genauso ehrgeizig wie du, aber leider schaffe ich es nicht, meine Ziele mit so viel Geduld, Stil und Klasse zu verfolgen wie du. Ich bin ein bisschen anders gestrickt, wie es aussieht«, sagte sie mit einem Seitenblick auf Dodge.
»Jedenfalls wurden meine Schuldgefühle immer größer. Deshalb habe ich dich an diesem Tag so angefahren und mich später mit Oren auf der Veranda in die Haare gekriegt. Ich bin nach Merritt gezogen, um einen klaren Kopf zu bekommen und meine Prioritäten neu zu ordnen. Und dabei wurde mir klar, dass ich zugeben muss, was ich getan habe, und den Schaden wiedergutmachen sollte. Deshalb habe ich am Donnerstag Oren angerufen und ihm gesagt, dass ich seinen Namen bei der Präsentation der Kampagne nennen würde.« Sie unterbrach sich. »Aber das war nicht genug.«
Schwer lag die Stille über dem Raum. Schließlich stieß Dodge einen Seufzer aus. »Wenn du mich fragst, ist das alles Unsinn. Okay, mag sein, dass dein Ehrgeiz ein bisschen überhandgenommen hat. Aber Sally Buckland war eine erwachsene Frau mit einem freien Willen. Du hast sie zwar ein wenig unter Druck gesetzt, aber letzten Endes war es ihre Entscheidung, ihren Job hinzuschmeißen. Und was Starks angeht …«, fuhr er mit angewiderter Miene fort, »hinter der glatten Fassade verbirgt sich ein widerlicher Mistkerl mit einem Hang zur Gewalt, die regelrecht danach schreit, ans Licht zu kommen.« Er deutete mit dem Finger auf Berry. »Und du … du hast dein Gewissen erleichtert, und jetzt lass es gut sein.«
Eine Woge der Zuneigung überkam sie. Gern hätte sie ihm gesagt, wie sehr sie ihn mochte, doch in diesem Moment erschien der diensthabende Arzt im Türrahmen. »Ist eine Berry hier?«
Sie stand auf.
»Er sagt ständig Ihren Namen.«
»Soll ich …«
Er zuckte die Achseln. »Das bleibt Ihnen überlassen«, erklärte er und verschwand so schnell, wie er aufgetaucht war.
Caroline griff nach Berrys Hand. »Geh nicht da rein. Wir hätten gar nicht erst herkommen sollen.«
Berry sah Dodge an – eine stumme Bitte, ihr zu sagen, was er von all dem hielt. »Ich wünschte, er wäre in diesem verdammten Sumpf draufgegangen, damit dir das hier erspart geblieben wäre.«
Skis Blick war auf sie geheftet. »Wenn du reingehst, gehe ich auch. Ich muss hören, was er zu sagen hat.«
Sie trat zu ihm. Er legte eine Hand um ihren Ellbogen. Gemeinsam verließen sie den Raum und gingen den Korridor hinunter.
In Orens Zimmer bot sich ihnen das reinste Horrorszenario. Beklommen trat Berry an sein Bett. Seine Lider flatterten, und er murmelte wieder und wieder ihren Namen wie ein Mantra. Seine Hände fuhren ruhelos über die Bettdecke, seine Finger krallten sich in die Laken, und er zerrte heftig an den Fesseln.
»Kann er mich hören?«, fragte sie.
»Sie können es versuchen«, meinte die Schwester.
Berry überwand ihre Angst. »Oren?« Als er nicht reagierte, räusperte sie sich. »Oren? Hörst du mich? Ich bin’s, Berry«, sagte sie ein wenig lauter.
Flatternd hoben sich seine Lider, doch seine Augen rollten in den Höhlen nach hinten, während er mit rauer Stimme noch einmal ihren Namen ausstieß.
»Ja. Ich bin hier«, erwiderte sie und suchte nach Worten, die nicht komplett schwachsinnig klangen. »Du bist im Krankenhaus. Die Ärzte und Schwestern tun alles, um dir zu helfen.«
»Berry.« Wieder kam ihr Name über seine Lippen, während er hektisch blinzelte und versuchte, klar zu sehen. »Berry.«
»Ich bin hier.«
»Du lebst.«
»Ja.«
»Aber du solltest tot sein.«
Mit einem scharfen Atemzug wich sie zurück. Ski legte ihr die Hand auf die Schulter. »Komm, lass uns gehen.«
Doch ehe sie sich abwenden konnte, gelang es Oren, seine Finger in den Fesseln so zu drehen, dass er ihr Handgelenk zu fassen bekam. Jetzt waren seine Augen offen und auf sie gerichtet. Beim Anblick des Irrsinns darin schluchzte sie vor Furcht auf.
»Du wirst sterben«, spie er ihr voller Bösartigkeit entgegen. »Du wirst sterben.«
Sie entwand ihm ihr Handgelenk und taumelte rückwärts gegen Ski, doch es gelang ihr nicht, den Blick von Orens Augen zu lösen, in denen der blanke Wahnsinn stand. Mit einem Mal begannen seine Lider wieder zu flattern, während sich sein Kopf in einem anatomisch unmöglichen Winkel nach hinten
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