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Blinder Stolz: Thriller (German Edition)

Blinder Stolz: Thriller (German Edition)

Titel: Blinder Stolz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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und Kränkung.
    Er fuhr mit dem Daumen über ihre Lippen. »Ich will ja, dass du das tust. Gott allein weiß, wie sehr ich es mir wünsche. Es war unglaublich, und in fünf Minuten werde ich mich wahrscheinlich in den Hintern beißen, weil ich dich davon abgehalten habe. Aber ich muss vorher noch ein paar Dinge klarstellen.«
    »Was denn?«
    »Ich werde nicht von hier weggehen.«
    Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Was meinst du?«
    »Aus Merritt. Ich lebe hier, und ich werde auch weiterhin hier bleiben. Viele fragen sich, wieso. Es geht das Gerücht, es fehle mir an Ehrgeiz und dass ich hier in der Pampa mein Talent verschwenden würde. Vielleicht stimmt das sogar in gewisser Weise. Aber die Wahrheit sieht folgendermaßen aus: Als ich aus der Army ausgeschieden bin, hatte ich es bis obenhin satt, ständig nur Blut und sterbende Menschen sehen zu müssen. Menschen, die in einem hässlichen Krieg ihr Leben lassen. Ich wollte Polizist sein, schon mein ganzes Leben lang, aber nicht in einer Großstadt, wo Gewalt und Blut an der Tagesordnung sind.«
    »Gewalt gibt es doch überall. Wie man sieht«, gab sie zurück.
    »Das stimmt, aber so etwas passiert nicht tagtäglich. Von den letzten paar Tagen mal abgesehen, verbringe ich meine Zeit damit, für Recht und Ordnung zu sorgen. Natürlich verfrachte ich Leute hinter Gitter, wenn sie gegen das Gesetz verstoßen. Ich habe schon Meth-Buden auffliegen lassen, und manchmal enden solche Razzien auch mit blutigen Verletzungen. Allerdings musste ich noch nie eine Frau töten, bevor sie mich tötet, und noch nie einem Jungen, der sich noch nicht mal rasieren muss, die Rübe wegblasen.«
    »Aber das war …«
    »Ja, im Krieg. Am anderen Ende der Welt. Das ist mir klar. Doch auch ich lese Zeitung, Berry. Ich will hier sein, wo das Risiko, dass mich jemand abknallt, wesentlich geringer ist. Vielleicht kandidiere ich für den Posten als Sherriff, wenn Drummond in den Ruhestand geht, mehr aber auch nicht. Ich will nicht, dass du dich zu tief in diese Sache zwischen uns verstrickst, nur um dann festzustellen, dass ich nicht der Mann bin, für den du mich gehalten hast oder der ich deiner Meinung nach sein sollte.«
    Sie lächelte, wenn auch beinahe grimmig. »Irgendwie ist es witzig.«
    »Finde ich eigentlich gar nicht.«
    »Doch. Denn Dodge hat gestern Abend im Grunde genau dasselbe zu mir gesagt.«
    »Großer Gott, klinge ich etwa schon wie Dodge?«
    Sie wandte sich ihm zu und schmiegte sich an ihn. »Er und meine Mutter haben gestern Nacht miteinander geschlafen«, sagte sie dicht an seinem Ohr.
    »Und vermutlich nicht zum ersten Mal.«
    »Er ist mein Vater.«
    »Seit wann weißt du das schon?«
    Sie musterte ihn erstaunt. »Du weißt es also auch?«
    »Ich habe es vermutet.«
    »Und wie kommst du darauf?«
    »Die Art, wie er sie ansieht, passt nicht zu seinem sonstigen Wesen. Den Rest der Welt kann er nur mit Mühe ertragen, aber ihr beide liegt ihm am Herzen, das sieht man. Also musste ich nur noch zwei und zwei zusammenzählen.«
    Sie schilderte ihre Unterhaltung mit Dodge vom Vorabend.
    »Ich finde es so traurig«, sagte sie schließlich. »Er hat einen schrecklichen Fehler gemacht und dreißig Jahre lang dafür gebüßt. Das ist eine entsetzlich lange Zeit für eine einzige Sünde. Und Mutter tut mir auch leid. Er war die Liebe ihres Lebens, und sie musste all die Jahre ohne ihn leben.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Was mit mir ist?«
    »Dodge ist weggegangen, und Caroline hat es zugelassen. Kannst du ihnen das verzeihen?«
    »Ja. Sie hatten beide recht und auch wieder nicht.«
    »Hm.«
    Sie stützte sich auf den Ellbogen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Das war ein sehr vielsagendes Hm . Was willst du damit ausdrücken?«
    »Dodge und du, ihr seid euch sehr ähnlich.«
    »Wir sind beide flachbrüstig, das stimmt.«
    Er grinste. »Das war nicht der Punkt, den ich im Sinn hatte.«
    »Welchen dann? Dass wir beide andere Menschen manipulieren? Dass ich in seine Fußstapfen getreten bin und versucht habe, mit unethischen Mitteln und um jeden Preis meine Karriere voranzutreiben?«
    »Ich wollte eigentlich sagen«, erklärte er betont geduldig, »dass ihr beide bereit seid, jedem zu verzeihen, nur euch selbst nicht.«
    Sie blickte ihm tief in die Augen und runzelte die Stirn. »Kann sein. Ich glaube jedenfalls nicht, dass ich mir je verzeihen werde, was Oren diesen Menschen angetan hat.«
    »Aber du bist nicht schuld daran, dass dieser Kerl völlig den Verstand verloren hat.

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