Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
Bonbonpapierchen, den Schraubverschluss einer Flasche, ein Fetzen Stoff?«
»Nichts. Ich habe die ganze Gegend zweimal eigenhändig abgesucht, und zwei meiner Kollegen haben dasselbe getan. Fehlanzeige. Aber wenn man erst mal weiß, wonach man sucht, stellt man fest, dass Starks eine eindeutige Spur zum Haus hinterlassen hat.«
Er zeigte Dodge einen dürren herabhängenden Zweig mit einer frischen Bruchstelle und eine niedergedrückte Stelle im Gras. »Ms Malone hat ausgesagt, er sei nicht gerade der Frischlufttyp.«
Dodge musterte die einzelnen abgebrochenen Äste, die Ski mit der Taschenlampe beleuchtete. »Ihre Pfadfinderqualitäten hat er jedenfalls nicht, so viel steht fest.«
Er kaute nachdenklich auf der Innenseite seiner Wange herum, was Ski verriet, dass ihn etwas beschäftigte. »Worüber denken Sie nach?«, hakte er nach.
»Ich frage mich, wieso er bei dem Anglerladen angehalten hat und auf die Toilette gegangen ist. Damit hat er doch riskiert, gesehen zu werden?«
»Das sehe ich genauso. Klingt zu leichtsinnig für jemanden, der so kontrolliert ist, wie Ms Malone ihn beschrieben hat, finden Sie nicht auch? Aber sie hat auch gesagt, er sei verstört gewesen. Immerhin hatte er gerade einen Menschen angeschossen. Vielleicht war er durcheinander und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Oder aber er wollte in seiner gewohnten Akribie die Toilette aufsuchen, um sich um sein verletztes Bein zu kümmern.«
»Mit anderen Worten«, warf Dodge ein, »Sie haben nicht die leiseste Ahnung.«
Ski besaß immerhin die Größe zu lächeln. »Ich bin offen für jeden Hinweis.«
»Woher soll man verdammt noch mal wissen, wieso jemand etwas tut? Ich tu’s jedenfalls nicht. Tatsache ist, dass Starks auf dieser Toilette war. Man hat ihn gesehen. Und was bedeutet das für Sie, Deputy?«
»Für mich ist das der Beweis, dass er gestern Abend tatsächlich hier war.«
Dodge kniff die Augen zusammen. »Hatten Sie denn Zweifel daran?«
Ski zuckte unverbindlich mit den Schultern. »Es bestätigt die Aussagen von Ms Malone und Mr Lofland. Und es erklärt, weshalb keiner von ihnen einen Wagen gehört hat.«
»Okay.«
»Wenn wir die Auswertung des Reifenabdrucks erst mal haben, werden wir wissen, um welches Modell und Baujahr es sich handelt, und ich kann den Wagen zur Fahndung ausschreiben. Auf Oren Starks ist kein Toyota zugelassen, aber Ms Malone meinte, er sei viel zu gerissen, um mit seinem eigenen Wagen herzukommen.«
»Aber dumm genug, um frische Reifenspuren zu hinterlassen«, sagte Dodge halb laut. Ski bedeutete ihm, fortzufahren. »Dabei soll der Typ doch angeblich ein Genie sein, stimmt’s?«, fügte Dodge hinzu.
»Aber Klugheit bedeutet noch lange nicht, dass jemand auch ein gerissener Verbrecher ist«, führte Ski den Gedanken weiter.
»Das nicht, aber hilfreich ist es.« Dodge zeigte auf die Reifenspur. »Und das hier ist absolut dämlich.«
»Genauso dämlich, wie vom Tatort zu flüchten und auf direktem Weg irgendwohin zu fahren, wo man gesehen wird.«
»Ja, genauso dämlich«, bestätigte Dodge. »Unser Angler hat nicht zufällig das Kennzeichen des Toyotas erkennen können?«
»Nein, so viel Glück haben wir leider nicht. Auch bei der Farbe war er sich nicht ganz sicher. ›Dunkel‹, mehr konnte er mir nicht sagen.«
»Damit werden Sie einer ganzen Menge Toyotafahrern mächtig auf den Geist gehen, wenn Sie eine Kontrolle anleiern.«
»Das lässt sich nicht vermeiden.« Ski hielt einen Moment lang inne. »Haben Sie genug gesehen?«
»Vielleicht komme ich später noch mal her und sehe mich ein bisschen um. Wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Sie bitten mich um Erlaubnis?«
»Eigentlich nicht.«
»Dachte ich mir schon.«
Ski ging um das abgesperrte Areal herum auf die andere Seite der Lichtung und den überwucherten Weg entlang zurück zur Straße und zu seinem Geländewagen, der halb im Straßengraben geparkt stand. Er öffnete die Fahrertür, holte eine Flasche Mineralwasser heraus und reichte sie Dodge. »Danke.« Er schraubte sie auf und nahm einen Schluck.
»Brauchen Sie noch einen Moment, um Atem zu schöpfen?«, erkundigte sich Ski.
Dodge schraubte den Verschluss auf die Flasche und warf sie auf den Fahrersitz. »Sie würde ich problemlos jederzeit windelweich prügeln, mein Sohn.«
»Aber nicht in einem fairen Kampf.«
»Ich kämpfe nie fair. Fairness ist gleichbedeutend mit Tod. Haben die Ihnen bei der Army denn überhaupt nichts beigebracht?«
Die beiden Männer standen da und
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