Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
Polizei.«
»Motel?«, fragte Caroline.
»Ein Schäferstündchen«, stieß Dodge zwischen zusammengepressten Lippen hervor. »Zwei Kids auf der Suche nach einer Matratze.«
»Als die ersten Beamten am Tatort eintrafen, war Oren Starks längst über alle Berge«, fügte Ski hinzu.
»Und was hat die Schüsse provoziert?«, fragte Berry.
»Absolut gar nichts.«
»Davis Coldare war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.« Auch Ski schien alle Mühe zu haben, seine Wut im Zaum zu halten.
»Mein Gott«, flüsterte Caroline, während Berry in stummem Entsetzen neben ihr stand.
»Ich dachte, vielleicht fällt Ihnen ja irgendetwas auf, wenn Sie zuhören, während wir die Aussage des Mädchens – sie heißt Lisa Arnold – aufzeichnen. Irgendetwas, das uns weiterhilft, Starks zu finden. Keine Ahnung, was. Aber den Versuch ist es wert«, sagte Ski, an Berry gewandt.
»Natürlich. Ich tue alles, was Sie wollen.«
Er schien zu merken, dass sie Mühe hatte, auf den Beinen zu bleiben, denn er nahm kein einziges Mal seine Hand von ihrem Rücken, während sie den Einsatzraum durchquerten. »Besorgen Sie einen Kaffee, Andy«, forderte er einen Deputy auf, der sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Es war derselbe Beamte, der auch nach der Schießerei im Haus am See aufgetaucht war. »Wie trinken Sie ihn?«, erkundigte sich Ski.
»Mit Sahne oder Milch, was Sie gerade haben.«
»Kaffeesahne«, erklärte der jüngere Deputy. »Und Sie, Ms King?«
»Ich übernehme das. Ich wollte sowieso nach draußen gehen und eine Zigarette rauchen«, erklärte Dodge und schloss sich dem Deputy an.
Ski führte Caroline und Berry in einen kleinen Raum. Kaum hatte er die Hand von ihrem Rücken gelöst, vermisste Berry sie bereits.
Er deutete auf einen rechteckigen Tisch mit braunen Metallbeinen und einer sichtlich abgenutzten Spanholzplatte. »Setzen Sie sich bitte. Sie können die Aufzeichnung aber auch durch das verspiegelte Fenster mitverfolgen, wenn es Ihnen nichts ausmacht, zu stehen. Der Ton wird durch einen Lautsprecher übertragen, den Sie im gesamten Raum hören können.«
Caroline nahm am Tisch Platz, während Berry ans Fenster trat und in den angrenzenden Raum blickte. Dort saß ein junges Mädchen an einem identisch aussehenden Tisch. Neben ihr lümmelte eine etwa fünfzehn Jahre ältere Frau auf ihrem Stuhl. »Ist das ihre Mutter?«
»Ihre Stiefmutter.«
»Und ihr Vater?«
»Sie haben sich letztes Jahr getrennt. Keiner weiß, wo er sich jetzt aufhält. Die beiden scheinen nicht gerade glücklich darüber zu sein, dass sie zusammenleben müssen, aber ihnen bleibt wohl nichts anderes übrig.«
»Wo ist ihre richtige Mutter?«
»Auch das weiß keiner.«
Lisa Arnold war ein üppiges Mädchen, was durch ihren kurzen Rock und das Top, unter dem sie keinen BH trug, noch betont wurde. Sie war das krasse Gegenteil des gesunden, frischen All-American-Girls mit den rosigen Wangen und gehörte zu der Sorte Mädchen, die nicht minder schnell in eine Schublade gesteckt wurde.
Doch unter ihrer provokanten Aufmachung bemerkte Berry eine Verletzlichkeit, die sie zutiefst berührte. Trotz des dick aufgetragenen Make-ups waren die Tränenspuren, die sich über ihre Wangen bis zum Kinn zogen, nicht zu übersehen. Und auch jetzt weinte das Mädchen so verzweifelt, dass ihr Körper von heftigen Krämpfen geschüttelt wurde.
Die Stiefmutter saß mit vor der Brust gekreuzten Armen auf ihrem Stuhl und starrte ins Leere. Berry konnte nicht sagen, ob sie schläfrig oder stoned war oder sich nur zu Tode langweilte, doch ihr war deutlich anzusehen, dass sie das Leid ihrer Stieftochter völlig kaltließ.
Der Unterschied zwischen ihnen und dem erschütterten Ehepaar, das draußen auf der Bank mit ihrem Pfarrer betete, hätte nicht größer sein können – sowohl was das äußere Erscheinungsbild als auch die Körpersprache betraf.
Ski trat neben Berry ans Fenster. »Alles in Ordnung?«, fragte er leise.
Sie nickte. »Wie sind die beiden an Oren Starks geraten? Was ist passiert?«
»Das werden Sie gleich von ihr selbst hören.«
In diesem Moment betraten Dodge und der Deputy mit mehreren Styroporbechern, Kaffeesahnedöschen und einer Auswahl an Zucker und Süßstoff den Raum. Dodge ließ eine Handvoll Rührstäbchen auf den Tisch fallen und zog einen Stapel Papierservietten aus der Jackentasche, die er vor Caroline auf den Tisch legte.
Sie lächelte ihn an. »Danke, dass Sie daran gedacht haben.«
Er grinste schief und murmelte
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