Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
gesehen. Für mich sah es so aus, als wäre die Kugel direkt ins Herz gegangen. Falls ja, war er auf der Stelle tot.« Er hielt inne. »Sie hätten nichts mehr für ihn tun können«, fügte er mit sanfter Stimme hinzu.
Ski begleitete Lisa Arnold und ihre Stiefmutter persönlich hinaus und trug einem Deputy auf, sie nach Hause zu bringen und bis auf Weiteres bei ihnen zu bleiben. Er fürchtete, Oren Starks könnte zurückkehren und die einzige Augenzeugin seines blutigen Mordes an Davis Coldare beseitigen. Außerdem hatte er bereits überall Bescheid gesagt, dass Lisa Arnolds Name unter keinen Umständen preisgegeben werden dürfe.
Da das Büro des Sheriffs von Merritt County über keine eigene Spurensicherung verfügte, arbeiteten sie mit der nächstgelegenen Niederlassung der Texas Rangers zusammen. Ski rief den zuständigen Ranger an, der das Motelzimmer untersucht hatte, und bat darum, auf den neuesten Stand gebracht zu werden. Der Ranger meinte, er sei soeben fertig geworden und packe gerade seine Sachen zusammen.
»Ich lasse einen Mann vor der Tür Wache stehen, weil ich der Besitzerin nicht traue. Die entfernt noch das Absperrband und geht trotzdem rein. Die Frau hat ein Vorstrafenregister, das so lang ist wie mein Arm. Ich habe sie schon zweimal wegen Drogenhandels hopsgenommen. Und sie ist selber medikamentenabhängig.«
Der Ranger lachte leise. »Ja, sie hat mich unmissverständlich wissen lassen, was sie davon hält, dass ich ihren Romantiktempel verschandle.«
»Geben Sie mir Bescheid, was Sie gefunden haben, okay?«
»Mach ich, Ski.«
Die Stimmung im Nebenraum war spürbar gedrückt, als Ski endlich zurückkehrte. Die Kaffeebecher waren leer. Caroline und Dodge musterten ihn düster. Berry saß am Tisch und spielte mechanisch mit dem Rührstäbchen zwischen ihren Fingern. Ski zog einen Stuhl heran und setzte sich ihr gegenüber.
»Dieser Junge ist wegen mir gestorben«, sagte sie leise.
»Er ist gestorben, weil Oren Starks ihm ins Herz geschossen hat.«
Sie ließ das Rührstäbchen sinken, stützte die Ellbogen auf dem Tisch auf und vergrub den Kopf in den Händen. »Ich werde niemals das Weinen seiner Eltern vergessen. All das ist meine Schuld, ganz allein meine Schuld.«
»Wieso sollte es Ihre Schuld sein?«
Sie schwieg.
Carolines Blick war auf ihre Tochter geheftet – ein stummes Angebot des Mitgefühls und der Unterstützung.
Schließlich räusperte sich Dodge mit einem ungesunden Rasseln. »Sie, äh, sie glaubt, es sei ihre Schuld, weil sie …«
»Ich habe ihn angerufen.«
Ski wandte sich zu ihr. »Wie bitte?«
Sie holte zitternd Luft und straffte die Schultern. »Ich habe Oren angerufen.«
13
S ki starrte sie sekundenlang an, dann ließ er den Blick zu Caroline wandern, die sich jedoch weigerte, ihm in die Augen zu sehen. Schließlich sah er Dodge an, der etwas Unverständliches murmelte und die Jackentasche nach dem Zigarettenpäckchen abklopfte.
»Wovon redet sie da? Sie hat Starks angerufen?«, fragte er.
»Sie haben es mir erzählt, während Sie …« Er machte eine vage Geste in Richtung Tür, ehe er in den knappen Worten des Expolizisten das Telefongespräch wiedergab, wie Caroline und Berry es ihm beschrieben hatten.
Ski lauschte konzentriert. Es schien, als grüble er, welche Logik wohl hinter diesem Entschluss stecken mochte; scheinbar ohne Erfolg. Er unterdrückte den Impuls, Berry anzufahren, was zum Teufel sie sich dabei gedacht hatte, und beschloss, ein wenig sanftere Töne anzuschlagen.
»Dieser Anruf. Ging der auf sein Festnetz oder auf sein Handy?«
»Auf sein Festnetz«, antwortete sie. »Wieso?«
»Wir hatten gehofft, mittels GPS ein Handysignal zu orten. Aber dafür muss das Telefon eingeschaltet sein. Wann immer wir bei ihm angerufen haben, kam nur die Ansage, der Teilnehmer sei im Moment nicht erreichbar.«
»Natürlich weiß er, dass er sein Telefon nicht angeschaltet lassen kann.«
»Klar.« Er zögerte einen Moment, ehe er die Frage stellte, die ihm in Wahrheit auf der Zunge lag. »Wieso hatten Sie das Gefühl, sich bei ihm entschuldigen zu müssen?«
»Das hat Dodge Ihnen doch gerade erklärt.«
»Ich will es aber von Ihnen hören.«
»Weil ich grässliche Dinge zu ihm gesagt hatte. Ich hatte ihm an den Kopf geworfen, er sei erbärmlich, ein Widerling.«
»Aber er ist ein Widerling«, warf Ski ein.
»Das weiß ich auch, aber wäre ich an diesem Tag nicht so gemein zu ihm gewesen, hätte er vielleicht …«
»Sie sind nicht für sein
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