Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
gehen?«
»Danke, aber ich kann nicht. Roger erwartet mich.«
»Oh, und Sie wollen Roger natürlich nicht warten lassen.«
Die Verbitterung in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Er ist wirklich sehr lieb zu mir«, sagte sie.
»Gut. Sehr gut.«
»Was Sie und Officer Gonzales erlebt haben, war ein einmaliger Ausrutscher.«
»Das sagten Sie bereits. Mehr als einmal.«
»Tja, es entspricht auch der Wahrheit. Roger bedauert, was an diesem Abend vorgefallen ist. Zutiefst sogar. Er hat geschworen, nie wieder die Hand gegen mich zu erheben.«
»Eigentlich sollte ein Bräutigam einen solchen Schwur gar nicht erst leisten müssen, finden Sie nicht auch?«
»Er ist aufrichtig zerknirscht.«
Dodges Miene blieb skeptisch, was in ihr nur den Ehrgeiz weckte, ihn zu überzeugen.
»Roger denkt, der Angriff vor dem Fitnessklub sei ein vereitelter Raubüberfall gewesen, und ich habe ihn in dem Glauben gelassen.«
Dodge scherte sich keinen Pfifferling darum, ob Campton wusste, wer ihn verprügelt hatte. Obwohl es ihm schon lieber gewesen wäre, wenn auf dem Revier niemand etwas davon erfuhr. Aber vermutlich würde Campton selbst dafür sorgen, dass kein Mensch Wind von dem Vorfall bekam. Denn selbst wenn dieser Schwächling eine Ahnung hatte oder es über Dritte herausfinden sollte, wem er die Abreibung zu verdanken hatte, würde er es sich wohl verkneifen, damit zur Polizei zu rennen oder ihn zu verklagen, weil dadurch unweigerlich ans Licht käme, was er Caroline angetan hatte. Und höchstwahrscheinlich würde er auch nicht auf die Idee kommen, sich Dodge privat vorzuknöpfen – Männer, die Frauen verprügelten, waren meist ohnehin erbärmliche Feiglinge.
Damit war es für beide Männer nur von Vorteil, wenn die Wahrheit nicht ans Licht kam. Trotzdem verspürte Dodge den perversen Wunsch, sie diesem elenden Drecksack unter die Nase zu reiben.
»Er weiß nur noch, dass ihm der Täter irgendetwas ins Ohr geflüstert hat«, fuhr Caroline fort. »Aber er war schon halb bewusstlos und erinnert sich nicht mehr daran, was es war.«
Dodge sah noch skeptischer drein.
»Er ist heilfroh, dass er überhaupt noch lebt.«
»Kann er auch sein«, erklärte Dodge unverblümt.
»Seit dem Überfall und der langwierigen Heilung ist er extrem süß zu mir. Ich glaube, dieser Vorfall hat ihm bewusst gemacht, wie schnell es gehen kann. Jedenfalls ist er wieder ganz der alte Roger, so wie ich ihn kennengelernt habe. Er pflückt mir jeden Stern einzeln vom Himmel. Er ist charmant und rücksichtsvoll. Ich habe mich glatt noch einmal in ihn verliebt.«
Dodge schwieg, doch sein Blick wurde stählern.
»Ihre schlechte Meinung von ihm basiert lediglich auf diesem einen Vorfall«, fuhr sie hitzig fort. »Den wahren Roger haben Sie nie kennengelernt. An dem Abend, als er mich geschlagen hat, war er nicht er selbst.«
»Ach nein?«
»Nein. Wenn Sie ihn jetzt sehen und die beiden Rogers vergleichen könnten, würden Sie das selbst erkennen. Ich habe ihn noch nie vorher so erlebt, und seit dem Tag, als er zusammengeschlagen wurde, schon gar nicht.«
»Das heißt, er hat sich geändert, weil ich ihn verprügelt habe? Weil er dem Tod ins Auge gesehen hat? Das glauben Sie also?«
»Ja.«
»Quatsch. Ein Mann ändert sich genauso wenig, wie ein Leopard seine Flecke verliert. Mein Vater hatte völlig recht, was mich angeht. Ich bin ein Cop, und zwar ein verdammt guter, aber vor allen Dingen deshalb, weil ich wie ein Verbrecher denke. In mir steckt eine kriminelle Ader. Mein Daddy wusste es damals schon, und heute bekenne ich mich auch dazu. Die Leute ändern ihr Verhalten, damit sie in die Gesellschaft passen, in der sie leben. Sie integrieren sich, weil sie es müssen. Aber im Kern bleiben sie doch immer dieselben. Wenn Campton also wieder lieb und nett ist, liegt es nicht daran, dass er das helle Licht am Ende des Tunnels gesehen hat. Er lügt, wenn er behauptet, er könnte sich nicht daran erinnern, was der Typ, der ihn ausrauben wollte, zu ihm gesagt hat. Und wenn er im Liebestaumel um Sie herumscharwenzelt, dann liegt es nur daran, dass ich ihm geschworen habe, ihn umzubringen, wenn er Sie noch ein einziges Mal anrührt.«
Ihre Wangen waren jetzt vor Wut ganz rot. »Ich werde ihn trotz allem heiraten.«
»Weil Sie ihn lieben?«
»Ja! Sehr sogar.«
Er trat einen Schritt näher, sodass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm ins Gesicht sehen zu können.
»Soll ich Ihnen sagen, was ich denke?«
»Es interessiert mich nicht,
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