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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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Wohnblöcke. Ein Schild draußen – verblasst und schief – verkündete: CHICKASAW LANDING. Ein Maschendrahtzaun war um das Grundstück gezogen worden, der Eingang wurde durch ein Tor gesichert. Hinter dem Zaun waren mehrere Einheiten bereits offensichtlich abgerissen worden. Aber eine Menge standen auch noch, große viereckige Ziegelwürfel. Vor langer Zeit waren das vermutlich sogar mal einigermaßen nette Wohnungen gewesen. Aber mittlerweile waren sie bloß noch eine Beleidigung fürs Auge, die abgerissen und neu gebaut gehörten.
    Gooch bremste quietschend, betrachtete das Tor. Es war mit einem Schloss und einer Kette gesichert. Er wollte hinüberklettern, als er einen Cadillac bemerkte, der vor einem kleinen, niedrigen Gebäude stand, über dessen Tür ein Schild hing: VERMIETUNGEN.
    Die Tür stand offen, und die Bremslichter leuchteten. Der Cadillac hatte als Nummernschild bloß die Buchstaben: JP.
    Joe Priest. Wer sonst?
    Dann entdeckte er den Baulöwen. Priest und ein weiterer Mann kamen aus dem Vermietungsbüro. Priest trug einen blauen Anzug und eine rote Krawatte und hielt ein Gewehr in der Hand. Eine Remington 870 mit einklappbarem Griff. Das war kein kleines Vögelchen-Gewehr; Joe Priest war bestens ausgerüstet, um Menschen abzuknallen. Der andere Kerl, ein ausgesprochen fit aussehender junger Mann, trug ein weites, kurzärmeliges Hemd, das über seine Hose hing, so wie es erfahrene Schützen im Sommer bevorzugen, um eine Pistole zu verdecken. Außerdem hatte er einen großen Schlüsselring bei sich.
    Hinter dem Vermietungsbüro standen reihenweise hässliche – aber intakte – Wohnungen.
    Priest deutete auf einen Block links, als wollte er sagen, dass der andere Mann dort nachsehen sollte.
    Es war offensichtlich, dass Priest hier war, um MeChelle zu töten. Falls er sie fand. Danach käme Gooch dran. Der zweite Mann war irgendein Auftragskiller, der jetzt Vincent Meredith ersetzen sollte. Gooch war klar, dass er besser schnell machte. Er musste zügig und leise vorgehen. Priest würde ihn erwarten, also sollte er auf der Hut sein.
    Gooch setzte seinen Wagen langsam zurück, parkte an der Straße, dann rannte er über den mit Unkraut überwucherten Bürgersteig zum Zaun. Als er zum zweiten Mal hindurchschaute, konnte Gooch feststellen, dass Priest und der andere Mann weg waren. Sie würden jetzt methodisch die Wohneinheiten überprüfen. Eilig kletterte er über den Zaun, sprang auf der anderen Seite herunter, zog dann die Pistole, die er aus Meredith’ BMW hatte.
    Geduckt lief er zum Vermietungsbüro. Der ehemalige Vorgarten war jetzt nur noch ein Haufen Unkraut und Büsche. Das war gut. Gab ihm ein wenig Deckung.
    Er sah auf die Uhr. Sieben Minuten bis zum Schluss. Er durfte keine Zeit verschwenden. Er zählte die Wohneinheiten. Es gab einen großzügigen Parkplatz und sechs Wohnblöcke auf jeder Seite davon … in jedem Block befanden sich acht Wohneinheiten – vier oben, vier unten, vier vorn, vier hinten … sechsundneunzig insgesamt. Verdammt. Mit einem Dutzend Männer hätte er vielleicht eine Minichance, die alle in dieser kurzen Zeit zu überprüfen. Aber nicht allein, und nicht, wenn zwei bewaffnete Männer ihm die Arbeit erschwerten.
    Also musste er sich etwas überlegen. Durch die Wohnblöcke zu rennen und Türen einzutreten in der Hoffnung, dabei über MeChelle zu stolpern? Das würde nichts bringen.
    Denk nach. Denk nach.
    Was war auffällig an den Wohnungen vor ihm? Was unterschied sie? Er versuchte sich in MeChelles Entführer hineinzuversetzen. Wenn er die Wahl hätte, wo würde er sie hinstecken? Irgendwo in der Mitte, möglichst weit weg vom Vermietungsbüro. Im ersten Stock, nach hinten raus, zu den Bäumen hin. Dann war die Chance geringer, gesehen oder gehört zu werden. Dadurch blieben aber immer noch etwa zwanzig Wohnungen. Andererseits könnte der Entführer seine Wahl auch aus viel praktischeren Gründen getroffen haben – zum Beispiel welchen Schlüssel er klauen konnte.
    Was war mit Priest?
    Priest wusste wahrscheinlich mehr über die Buden hier. Vielleicht konnte er ein paar sofort ausschließen. Manche hatten vielleicht keine Leitungen mehr, andere keinen Strom. Manche …
    Moment! Das war’s! Strom. Priests Baufirma würde als allererstes den Strom abgeschaltet haben, bevor sie die Blöcke abrissen. Aber eine Wohnung musste noch versorgt werden. Sonst hätte es keine Lautsprecheransagen gegeben, die MeChelle hörte.
    Er fand es: Hinter dem dritten Block auf der

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