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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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öffnete die Tür. »Ja?«
    »Detectives Gooch und Floss, Atlanta Police Department. Wir müssen mit Mrs Priest sprechen.«
    Die Frau sah ihn an, als passte ihr gar nicht, wie er roch. »Und das bezieht sich auf …«
    »Einen Mord.«
    Nach einer längeren Pause sagte sie: »Möchten Sie nicht eintreten?«
    Die Frau führte Gooch und Cody Floss in einen großen, sparsam eingerichteten Raum. Von draußen sah das Haus sehr traditionell aus. Aber innen war es ausgesprochen modern, spartanisch, kalt.
    Gooch setzte sich. Nach einer Weile kam eine sehr groß gewachsene, sehr dünne Frau zügig ins Zimmer. So, wie sie sich bewegte, gab es kein Anzeichen für Blindheit. Sie trug eine Sonnenbrille in einem dramatischen, wenn auch nicht unbedingt hübschen Gesicht. Hohe Wangenknochen, schmales Kinn, lange, dünne Nase. Zuerst schätzte er sie auf Ende dreißig, dann wurde ihm klar, dass sie jünger war, als man auf den ersten Blick dachte. Vielleicht Ende zwanzig? Ihr haftete etwas Selbstbewusstes an, was über ihr Alter hinauszugehen schien. Sie hielt einen kleinen elektronischen Organizer in der Hand.
    »Detectives?«, sagte sie mit lauter Stimme. »Ich bin Lane Priest.«
    Cody Floss zupfte an Gooch’ Ärmel. »Sir?«, flüsterte er.
    »Ich bin Detective Gooch«, sagte Hank. »Das hier ist Detective Floss.«
    »Sir? Sir?«
    »Einen Augenblick, Ma’am«, sagte Gooch. Dann wandte er sich Cody Floss zu. »Was?«
    »Sir«, flüsterte Cody Floss. »Das ist nicht Lane Priest.« – »Genau genommen«, sagte Gooch, »war die Dame, die gestern bei der Mordkommission war, eine Betrügerin.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Sag ich dir später.«
    Lane Priest räusperte sich ungeduldig. »Darf ich fragen, worum es geht?«, sagte sie streng.
    »War der Name Ihrer Mutter Kathleen Morris-Bolligrew?«
    Das ließ sie scharf Atem holen. Dann sagte sie: »Ich nehme an, wir können nicht zu einem anderen Zeitpunkt darüber sprechen?«
    »Nein«, sagte Gooch.
    »Warum nicht?«
    »Weil ich es sage«, sagte Gooch.
    »In diesem Ton zu reden mag bei Kriminellen etwas bringen«, sagte Lane Priest. »Aber bei mir funktioniert es nicht.«
    Gooch hielt inne, er überlegte, was er ihr sagen musste. Im Moment konnte jeder, mit dem er zu tun hatte, etwas mit Me-Chelles Entführung zu tun haben. Also würde er nicht einfach mit jedem darüber reden. »Ich bin bei der Cold Case Unit der Polizei«, sagte er schließlich. »Eine Frau ist zu uns gekommen und hat behauptet, sie wäre Sie. Sie hat gesagt, sie habe Informationen über den Mord an Ihrer Mutter.«
    Die Frau starrte ungerührt in Gooch’ Richtung. Dann tat sie zwei Schritte und setzte sich steif auf das Sofa. »Wie sah diese Frau aus?«
    »Blass. Blond. Hübsch. Hatte einen weißen Stock bei sich.«
    Gooch nickte und betrachtete sie kurz; er war nicht sicher, ob sie blind war oder nicht. Die Tatsache, dass sie einen PDA in der Hand hatte, schien anzudeuten, dass sie prima sehen konnte. Und die Sonnenbrille im Haus? Trugen die Leute in dieser Jahreszeit. Sie bewegte sich jedenfalls nicht, als hätte sie Angst, gegen irgendetwas zu stoßen.
    »Sind Sie blind?«, fragte Gooch.
    »Ja.«
    »Hätte ich nicht gedacht.« – »Wir positionieren die Möbel sehr präzise. Das Personal hat die strikte Anweisung, nichts auf dem Boden abzustellen. Ich kann mich hier also ganz sicher bewegen.«
    »Was ist mit diesem Ding, das Sie da halten, dem Organzier, oder was das ist?«
    Sie hob das Gerät, sodass er die Vorderseite sehen konnte. Es gab keinen Bildschirm, nur eine flache Metallfläche mit ein paar glänzenden Metalltackern darauf. »Braille«, sagte sie. »Ich verwende einen Stylus. Der Bildschirm besteht aus kleinen Stahlstiften, die hoch- und runterfahren.«
    Ich wette, das hat ein paar Riesen gekostet, dachte Gooch. »Die Dame, die zu uns kam«, sagte er, »hat behauptet, sie hätte das Bardet-Biedl-Syndrom.«
    »Offensichtlich hat sie wenig Ahnung von Augenstörungen. Bardet-Biedl-Opfer sind normalerweise fettleibig und haben ein paar Extrafinger und -zehen.« Sie hielt inne. »Unter anderem.«
    »Die Zeugin hat behauptet, sie hätte unter dem Bett gelegen. Sie hat behauptet, sie hätte die Stimme des Mörders gehört. Sie würde sich daran erinnern.«
    Lane Priest stieß ein abschätziges Geräusch aus. »Ich vermute, sie hatte auch noch eine Aufnahme davon, was?«
    »Ich möchte Ihnen etwas vorspielen.« Er zog den MP3Player heraus, den er von Deakes’ Schreibtisch hatte, dann nahm er ihre

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