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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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hinunter. Was immer ihr passiert war, es war in den letzten zehn Minuten passiert. Also konnte der Täter immer noch in der Nähe sein.
    Die Wagen donnerten über die North Druid Hills, kaum ein halbes Football-Feld entfernt. Aber sie hätte hier auch wochenlang liegen können, wenn er nicht nach ihr Ausschau gehalten hätte. Als er das untere Ende des Abhangs erreichte, wurde er nervös. Es war der perfekte Ort für eine Falle.
    »Ich komme, Mädchen!«, rief er. »Das wird schon wieder.«
    Da wurde ihm klar, dass die ganze Sache nicht stimmte. Sie war zu weit weg vom Parkplatz, um einfach nur hier runtergefallen zu sein. Wenn jemand versucht hatte, den Körper zu verbergen, dann am denkbar schlechtesten Ort – ausgezeichnet sichtbar vom Parkplatz aus.
    Und das Blut. Das Blut hatte die falsche Farbe. Es war einen Hauch zu rot.
    Er spürte die Wut in sich aufsteigen. Es war eine verdammte Falle.
    Er begann sich umzudrehen, er wusste genau, was jetzt passieren würde. Der Busch. Jemand versteckte sich hinter dem Busch.
    Aber er war etwa eine Zehntelsekunde zu spät dran. Er hörte den Stock durch die Luft sausen, hörte einen Schritt hinter sich knirschen.
    Er hob seinen Arm, um seinen Kopf zu schützen.
    Dann spürte er das Auftreffen. Der Schlag ließ seinen Arm zittern. Die Glock flog ihm aus der Hand, landete mit einem dumpfen Geräusch irgendwo im Grünen. Er krabbelte darauf zu, konnte sie aber nicht sehen.
    »Nein, das glaube ich nicht.« Eine Männerstimme.
    Gooch richtete sich auf, um sich seinem Angreifer zu stellen.
    Kräftig gebaut, muskulös, Skimaske, lange Ärmel trotz der Hitze. Wahrscheinlich verbarg er seine Tattoos darunter. Man konnte einen Mann mithilfe eines einzigen Tattoos identifizieren. Er trug schwarze Kampfstiefel. Die Spitze des linken Stiefels war mit silbernem Klebeband umwickelt. In einer Hand hielt er einen dünnen Stock, der aussah wie ein abgebrochener Besenstiel. In der anderen hielt er seine Waffe, eine große .44Magnum. Trommelrevolver. Der Mann mit der Skimaske wirbelte den Stock mühelos herum. Es sah aus, als hätte er irgendeine Kampfsportart gelernt – Escrima, Kali, so was in der Art.
    »Zieh deinen Rock runter, bedeck deine hässlichen Beine, und hau ab«, sagte der Mann.
    Die Frau, die auf dem Boden gelegen hatte, sprang auf und zog ihren Rock herunter. Gooch konnte jetzt die Nadeleinstiche in den Kniekehlen und den Ellenbogen sehen. Wahrscheinlich eine Prostituierte, die sich stundenweise verkaufte. Das Blut war komplett künstlich und sah von hier aus lächerlich aus. Wie hatte ihm das nur passieren können? Dafür gab es keine Entschuldigung.
    Die Prostituierte strauchelte fluchend den Abhang hoch. »Herrje!«, sagte der Mann mit der Skimaske und sah ihr nach. »Mann, ist die hässlich.«
    »Ich habe Verstärkung angefordert«, sagte Gooch. »Also gehst du besser gleich mit.«
    »Es wird nicht lange dauern«, sagte der Mann mit der Skimaske. »Ich soll dir nur eine Nachricht in deinen Dickschädel einprügeln.«
    »Was für eine Nachricht soll denn das sein?«
    Der Mann trat vor. »Vergiss …« Er schwang den Stock. Gooch rollte sich schnell zur Seite und der Stock traf auf den Boden.
    »diese …« Ein weiterer Schlag. Dieser erwischte Gooch’ rechtes Bein ein paar Zentimeter über der Kniescheibe. »Kathleen …« Diesmal traf der Stock seine Rippen. »… Bolligrew.«
    Der Mann trat vor und schlug weiter zu. Gooch konnte einem Schlag ausweichen, aber der Nächste traf ihn am Oberarm. Teufel, tat das weh! Aber jetzt begann er ein Gespür für das Timing des Typen zu kriegen, und der wurde immer selbstsicherer; er ging davon aus, dass sein Revolver ihn schützte. Er schlug nach den Gelenken – Ellenbogen, Knie, Schultern. Der Typ versuchte, ihn niederzumachen, er wollte Gooch’ Beweglichkeit ausschalten und damit seine Möglichkeit, sich zu wehren. Dann würde er ihn zusammenschlagen und fertigmachen.
    Gooch kassierte noch einen weiteren Treffer, knapp oberhalb des Knies. Der Kerl erwischte genau den Nervenstrang, der seitlich am Bein entlangführte. Der Schmerz schoss bis in seinen Fuß. Aber es war nicht so schlimm, dass er sich nicht mehr rühren konnte.
    »Au!«, sagte Gooch und ließ sich auf ein Knie heruntersinken, mit beiden Händen umklammerte er sein Bein. »Bitte! Nicht mehr schlagen!«
    Die alte Bitte-nicht-mehr-schlagen-Geschichte. Es war immer so: Wenn man anfing zu betteln, genoss jeder Schläger auf der Welt die Sache für ein paar Sekunden. Dann

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