Blindes Grauen
konnte die Energie nicht aufbringen, dorthin zu kriechen.
Dann war die Hitze auf ihrer Haut nur noch eine Erinnerung, es blieb der ätzende Geruch des Rauchs und der Gestank nach verbrannter Milch.
Sie spürte etwas nah bei sich. Der Stille Mann, woher wusste sie, dass er da war? Sie war nicht sicher, aber sie konnte ihn fühlen. Sie spürte seinen Atem im Gesicht.
Er flüsterte: »Er schaut die ganze Zeit zu. Wenn ich mit dir rede, bringt er mich um.«
Danach entfernte er sich, und seine Schritte verschwanden ins andere Zimmer.
21
Das Poster vor dem Konferenzraum neben der Lobby im Embassy Suites Hotel an der Clairmont Road verkündete:
DIE GEHEIMEN WAFFEN DER FRAUEN!
Einen Mann finden und bezaubern mit Hilfe der
Ewigen Weiblichkeit …
Mit Dr. Stormé Venda
Auf dem Poster war ein Foto einer ungewöhnlich blassen und ungewöhnlich gut aussehenden Blondine mit einem herausfordernden Ausdruck im Gesicht, das Haar kunstvoll zerzaust. Sie trug ein Kostüm, hochhackige Schuhe und zeigte mächtig Dekolleté.
Gooch drückte die Tür auf und ging rein. Zehn oder zwölf missmutig aussehende Frauen mittleren Alters saßen hier und da auf drei Reihen Stühlen. Vorn stand die Blondine vom Poster. Sie trug ein kleines Mikrofon am Aufschlag ihres blauen Kostüms und war nur unwesentlich weniger attraktiv als auf dem Foto.
»Ich verstehe Männer!«, sagte Stormé Venda. »Männer sind ganz einfach. Männer wollen Sex!«
Sie schaute auf, entdeckte Gooch. Ihr Blick verhärtete sich einen Augenblick, dann sagte sie: »Kann ich Ihnen helfen, Sir? Diese Sitzung ist nur für angemeldete Teilnehmer.«
Gooch schüttelte einfach nur den Kopf und legte die Arme über Kreuz.
Sie runzelte die Stirn und überlegte offensichtlich, ob sie ihn bitten sollte zu gehen, dann entschied sie sich aber dagegen.
Gooch fand, er könnte mal ein bisschen zusehen und rauskriegen, mit wem er es zu tun hatte.
»Als ich zwölf war«, sagte Dr. Stormé Venda und fuhr mit ihrem offensichtlich eingeübten Vortrag fort, »hat mein zweiter Stiefvater mir eine tolle Lektion erteilt. Er hat zu mir gesagt: ›Schätzchen, ich zeig dir jetzt, wie du Männer verstehen und kontrollieren kannst.‹« Sie lächelte ein kaltes Lächeln und zeigte einen Satz teurer Zähne. »Und dann hat er mir sein dickes Ding reingeschoben.«
Ein paar Zuhörerinnen keuchten entsetzt.
Sie hob die Hände.
»Nein! Nein! Meine Damen, beruhigen Sie sich. Sie dürfen ihn nicht hassen! Ich danke ihm bis heute für diese Lektion. Denn er hat mir gezeigt, wie es um Männer wirklich bestellt ist.« Sie zog eine Augenbraue hoch und warf dem Publikum einen flirtenden Blick zu.
»Sehen Sie, wenn ich etwas haben möchte, gehe ich dann los und kaufe es mir? Rackere ich mich dafür ab? Um Gottes willen, das ist Arbeit. Nein, meine Damen, ich suche mir einen Mann, der schon das hat, was ich will. Dann gehe ich zu ihm und sage: ›Oh, meine Güte, ich bin so hilflos und elend, und du bist so groß und so stark und siehst so gut aus, bla-bla- bla, Titten, Titten, Titten. ‹ Und dann gibt er mir, was ich will. So einfach ist das. Es liegt in seiner Natur.« Sie lächelte ihr eiskaltes Lächeln.
Ein paar der Zuschauerinnen lachten. Zwei applaudierten. Ein oder zwei schüttelten zweifelnd die Köpfe.
»Ich weiß, was Sie jetzt denken. ›Oh, aber ich will doch wahre Liebe! Ein Mann muss meine Leidenschaft teilen und meine Gefüüüühle verstehen. ‹« Ihre Stimme war voller Hohn. »Bitte! Meine Damen! Ich muss mich übergeben.«
Dr. Stormé Venda hob ihre Hand und knickte sie am Handgelenk ab. Es war unmöglich, den riesigen Diamanten an ihrem Finger zu übersehen. Zweifelsohne war er nicht echt. »Wahre Liebe und Kitschgefühle bringen einem nicht das hier ein. Wenn man das hier will, muss man die Natur der Männer verstehen. Man muss seinen Körper gebrauchen.«
Gooch applaudierte in aller Ruhe. Das Mädel war gar nicht schlecht, das musste er zugeben.
»Ich gebe Ihnen eine neun Komma sieben«, sagte er laut. »Obwohl ich sagen muss, ich fand die Sache mit dem dicken Ding ein bisschen heftig. Einige der Damen hier finden solche Geschichten vielleicht unangenehm.«
Stormé Venda starrte ihn an. Er konnte sehen, dass sie ihn als Polizist erkannt hatte. Dann schaltete sie ihr Lächeln wieder ein. »Meine Damen«, sagte sie, »dieser Herr wirkt wie ein unhöfliches Arschloch, aber er ist in Wahrheit ein sehr enger Freund von mir. Er macht sich nur über mich lustig. Ich muss etwas
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