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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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wohnte in einem Hochhaus an der Peachtree in Buckhead. Es war eine von den Adressen, wo man eine Menge extra fürs Prestige zahlte. Als er die Wohnung erreichte, hing an der Tür eine Nachricht von der Hausverwaltung. Wahrscheinlich war sie mit der Miete im Rückstand.
    Er schloss die Tür auf und ging rein.
    Er war nicht überrascht, als er auf dem Fußboden im Wohnzimmer eine Bong stehen sah, ein paar nette Möbel und billige Kunstdrucke an den Wänden. Es sah aus wie die Bude von jemand, der noch nicht ganz wusste, wer er war – verschiedene Kunstrichtungen, verschiedene Möbelstile. Alle Farben passten … aber irgendwie hatte man darüber hinaus nicht das Gefühl von Zusammenhalt.
    Sie hatte ihm erlaubt, ihre Wohnung zu betreten und zu durchsuchen. Das verschaffte ihm juristisch carte blanche, alles zu tun, was er wollte. Zuerst suchte er die CD, die Stormé geschickt bekommen hatte, legte sie in die Anlage und hörte sie sich an. Es war definitiv Fergus’ Stimme. Die CD war zwanzig Minuten lang und erklärte genau, was Stormé der Polizei erzählen sollte. Während sie lief, durchsuchte er ihren Müll und fand den Umschlag, in dem sie gekommen war; er steckte ihn in einen Asservatenbeutel. Vielleicht könnten sie Fingerabdrücke finden, DNA, irgendwas.
    Anschließend tütete er ein Kleinbild-Film-Döschen ein, das er im Wohnzimmer fand. Es war leer. Aber offenbar hatte sie darin ihr Marihuana aufbewahrt. Es waren nur noch ein paar Samenkörner und trockene Grasstückchen am Boden übrig – das reichte, um sie zu verknacken, wenn er sie später noch mal in die Mangel nehmen müsste. Anschließend durchsuchte er die Zimmer so methodisch, wie es ihm in kurzer Zeit möglich war, und stoppte nur ab und zu, um MeChelles Nummer zu wählen. Er bekam immer bloß ihren Anrufbeantworter dran.
    Er fand keine Beweise für Kontakt zwischen Fergus und Stormé in ihren Telefonunterlagen – allerdings konnte Fergus eine Telefonnummer haben, die Gooch nicht kannte. Er fand eine Menge geplatzter Schecks und Briefe von Gläubigern. Unbezahlte Rechnungen stapelten sich auf dem Boden vor ihrem Schlafzimmer. Stormé Venda kaufte offensichtlich eine Menge Sachen, die zu bezahlen sie keine rechte Lust hatte. Er fand einen Aktenordner mit Schreiben zwischen Stormé und mehreren Anwälten von Joe Priest. Eine Menge hitziger Anschuldigungen von beiden Seiten. Stormé hatte anfangs behauptet, dass er sie sexuell belästigt hatte. Sie schien aber keine Beweise zu haben, um diese Behauptung zu stützen. Schließlich hatten die Anwälte Stormé einen Scheck über 19.500 Dollar geschickt, woraufhin sie offensichtlich die Erpressung beendete.
    Joe Priest hatte also gelogen, als er behauptet hatte, ihr nichts gezahlt zu haben. Bedeutete das etwas?
    Er suchte nach einem Anrufbeantworter. Die meisten Leute nutzten heutzutage Voicemail. Aber das war nicht unbedingt ein Problem. Normalerweise konnte man die Voicemail ohne Passwort abhören, wenn man von zu Hause anrief. Er griff nach dem Telefon und wählte null-null. Er erreichte ihren Telefonanbieter. Das Menü führte direkt zu ihrer Voicemail.
    Sie hatte drei Nachrichten.
    Eine Männerstimme, angenehm, aber auch einen Hauch bösartig: »Stormé. Ich wieder. Glaub ja nicht, dass ich dich vergessen habe.« Klick.
    Zweite Nachricht. Gleiche Stimme. »Stormeeeeeeeeeeee.« Die Stimme war jetzt verspielt, der Mann klang wie ein Kind. »Wo biiiiiist du? Mach mich nicht wütend. Wo ist mein Geeeee-eeeeeld?«
    Dritte Nachricht. Eine Frauenstimme: »Hallo, Miss Venda, hier ist Vicki aus der Kreditabteilung der Chase Manhattan Bank. Vielleicht haben Sie meinen vorigen Anruf wegen Ihres überzogenen Kontos nicht erhalten. Es ist sehr wichtig, dass …«
    Gooch legte auf. Er war frustriert. Das Ganze war eine Sackgasse. Soweit er sehen konnte, war es genau so, wie sie gesagt hatte: Jemand hatte sie für diesen Job engagiert. Sie war verzweifelt genug, mitzumachen, obwohl es offensichtlich eine riskante Geschichte war. Das war’s.
    Er wählte wieder MeChelles Nummer.
    »Hank«, sagte sie.
    »Was ist passiert?«
    Sie begann zu weinen.
    »MeChelle?«
    Sie sagte nichts. Er konnte nur noch ihr gedämpftes Schluchzen hören.
    »Hör mal«, sagte er, »ich glaube, du solltest wissen, wer immer Kathleen Bolligrew getötet hat, ich glaube, sie wissen, dass wir hinter ihnen her sind. Jemand hat einen Typen geschickt, der mich zusammenschlagen wollte. Ich soll den Fall in Ruhe lassen.«
    MeChelle antwortete nicht.

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