Blindes Grauen
Damon. Seine Stimme zitterte ein wenig. »Ich habe einen Baseball an den Schädel bekommen. Nach einem Jahr kehrte mein Sehvermögen langsam zurück. Aber mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt, wie die Leute mich behandelten.« Er drückte sich einen Finger auf das rechte Auge und wischte darüber. Sein Finger war feucht. »Meine Eltern hatten eine entsetzliche, entsetzliche Beziehung und bis ich blind wurde, kümmerte sich niemand auch nur im Geringsten …«
Gooch ging und knallte die Tür hinter sich zu. Gott, nichts brachte ihn schneller zum Kotzen, als Leute, die wegen ihrer Probleme jammerten. Dieser alberne kleine Lügner hatte wahrscheinlich irgendeine selbstgerechte Jammertirade jahrelang vorbereitet und wartete nur auf die Gelegenheit sie abzulassen, sich Tränen in die Augen steigen zu lassen und seine Lippe zittern zu lassen, damit er allen leid tat.
Mit zugeklebten Augen in einem Zimmer eingesperrt zu sein – das qualifizierte sich als Problem. Blöde Eltern – hey, so was passierte. Gooch’ Eltern waren auch nicht gerade erste Wahl gewesen. Aus ihm war schließlich auch etwas geworden, oder?
28
MeChelle griff nach dem Hörer, als das Telefon klingelte.
»Ich bin’s.« Gooch’ Stimme.
»Hi«, sagte MeChelle leise.
»Ich habe Fergus gefunden. Venda ist tot. Zwei in den Kopf.«
MeChelle verließ der Mut. Irgendjemand dort draußen legte Zeugen um. »Glaubst du, es war derjenige, der mich hier eingesperrt hat?«
»Vielleicht«, sagte Gooch. »Vielleicht ist es die Person, die Kathleen Bolligrew auf dem Gewissen hat. Vielleicht hat er irgendwie erfahren, dass wir uns mit der Sache beschäftigen und versucht uns zu stoppen, bevor wir ihn erwischen.«
Scheiße. Daran hatte MeChelle noch gar nicht gedacht. »Meinst du?«
»Ich weiß es nicht.«
»Wenn es nicht dieser Fergus ist, dann stecken wir in einer Sackgasse, oder? Du musst noch einmal alles überlegen. Irgendetwas übersehen wir. Wenn derjenige, der mich hier eingesperrt hat, wirklich glaubt, dass wir die Sache an einem Tag klären können, dann muss die Antwort irgendwo dort draußen sein.«
Wieder eine Pause. MeChelle war außerordentlich frustriert, dass sie nicht selbst ermitteln konnte. »So ein Dreck«, sagte MeChelle. »Ich will raus und selber irgendetwas tun.«
»Es muss einen Grund geben, dass du dort bist«, sagte Gooch. »Überleg mal. Er hat dich nicht eingesperrt, damit du rumsitzt. Du hast eine Aufgabe. Du musst nur darauf kommen, was es ist.«
MeChelle wurde wütend. »Ich weiß aber nicht, was es ist!«
»Denk nach«, sagte Gooch. »Du wirst schon noch darauf kommen.«
Sie ließ ihre Hände über die kleinen Hinweise auf dem Tisch gleiten. Ein kleiner Mann mit spitzen Haaren. Augenblick! Das waren keine Haare. Es war eine Krone. Das war ein König.
»King!«, sagte sie.
»Was?«
»Die kleine Puppe hier, das ist ein König.«
»Und?«
»Der ursprüngliche ermittelnde Detective – er hieß Elbert King, oder? Irgendetwas muss mit ihm sein. Etwas, außer der Tatsache, dass er derjenige war, der den Fall bekam. Wieso sprichst du nicht mal mit ihm?«
»Ja«, sagte Gooch. »Das ist eine gute Idee.«
»Wow!«, sagte MeChelle.
»Was?«
»Du hast gerade meine Arbeit als Detective gelobt.«
Es folgte eine kurze Pause. »Ich will dich nur bei Laune halten«, sagte Gooch. »Lass es dir nicht zu Kopf steigen.«
Dann war die Leitung tot.
29
Es stellte sich heraus, dass Elbert King, der Detective, der sich ursprünglich mit dem Fall befasst hatte, immer noch in Atlanta lebte. Er war nur etwa ein Jahr bei der Mordkommission gewesen, bevor er seine eigene Detektei eröffnete.
Gooch ließ Cody Floss an der City Hall East raus, um noch ein paar Sachen nachzuschlagen, dann fuhr er zum Büro von Kings Firma. Die meisten Detektive arbeiteten von zu Hause oder aus kleinen Ladengeschäften heraus. Aber Kings Firma, die King Corporation, belegte die unteren vier Stockwerke eines nicht allzu kleinen Bürohauses in Midtown.
Die Empfangsdame war ungewöhnlich attraktiv. »Ist Mr King da?«, fragte Gooch, nachdem er sich ausgewiesen hatte.
»Tut mir leid, Mr King isst heute später, Detective«, sagte sie fröhlich.
»Wo isst er denn?«
Sie lächelte weiter. »Tut mir leid, diese Information kann ich leider nicht herausgeben.
Das war natürlich ihr Job. Aber das war nicht Gooch’ Problem. »Wollen Sie ins Gefängnis, weil Sie zum Tod einer Polizeibeamtin beigetragen haben?«
Die Frau zwinkerte.
»Dann möchte ich
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