Blindes Grauen
auf seinem Gesicht spiegelten sich zu gleichen Teilen Angst und Ekel.
»Ich kann einigermaßen schießen«, sagte Gooch, »also machen wir’s sportlich. Sie steigen aus und klettern auf den Müllberg. Ich fang erst an zu schießen, wenn Sie auf der Höhe des toten Tieres da oben sind. Ich schätze, Sie haben eine dreißigprozentige Chance.«
Fergus schluckte.
Gooch stieg aus dem Wagen, öffnete die Tür zum Rücksitz, zog seine Pistole heraus, ließ den Schlitten einrasten.
Fergus starrte zu ihm hoch, dann sah er hinüber zu den Krähen, die sich an dem toten Tier labten, dann mit hasserfülltem, gezwungenem Ausdruck wieder in Gooch’ Richtung.
»Ich will Zusicherungen«, sagte er schließlich. »Ich habe nichts Unrechtes getan, also will ich Zusicherungen.«
26
Okay, okay, okay, okay«, sagte Damon Fergus. »Sie haben gewonnen.«
»Rede«, sagte Gooch.
Damon Fergus atmete tief durch. »Es ist so gelaufen. Stormé kam eines Tages zu mir. Sie hat gesagt, sie sei Videospiel-Designerin. Sie sagte, sie brauche einen Sprecher für ein Spiel, das sie entwarf.«
»Okay«, sagte Gooch.
»Sie hat es so erklärt, es ist eines dieser Gewaltspiele«, sagte Fergus. »Die Grundidee ist, jemand ist in einem Zimmer gefangen und muss da raus. Sie hat gesagt, es basiert auf einem Film namens Mord in Zimmer 206. Ich habe gesagt, ich hätte noch nie von dem Film gehört. Sie meinte, es wäre eine Art Kultfilm, beliebt vor allem bei Teenagern. Es geht darin um …«
Gooch starrte ihn an. Ließ ihn wissen, dass er nicht über Filme reden wollte.
Fergus zuckte zusammen. »Ja, also, jedenfalls, sie gibt mir das Skript. Ich habe einfach nur vorgelesen, was da stand. Punkt. Ende der Geschichte.«
Gooch schaute hoch zu dem Müllberg. »Sie können jederzeit anfangen zu laufen«, sagte er.
»Was?«
»Los.«
»Moment, Moment, Moment!« Damon Fergus hob die Hände. »Okay, es hängt ein bisschen mehr dran.«
»Sie wussten von Anfang an, dass etwas nicht stimmt. Oder?«
Fergus schaute einen Augenblick weg.
»Kommen Sie.«
»Okay, okay, ja. Ich habe schon ein paar Videospiele gesprochen. Die waren ganz anders. Das Skript war zu eigenartig. Zu detailliert. Normalerweise besteht ein Skript nur aus ein paar kurzen Sätzen.«
»Wie lesen Sie überhaupt ein Skript?«, fragte Gooch. »Ich meine, wenn Sie so tun, als wären Sie blind.«
»Ich habe ein kleines Gerät, einen OCR-Übersetzer.«
»OCR?«
» Optical character reader – Zeichenerkennung. Es ist letztlich ein Scanner mit einem eingebauten Computer. Ich schiebe die Seiten rein, und es übersetzt die Worte in Sprache. Ich lasse es mir durch einen kleinen Kopfhörer vorspielen.«
»Und wieso waren Sie sicher, dass mit ihr etwas nicht stimmt?«
»Hören Sie, erst mal kam mir Stormé Venda überhaupt nicht wie ein Gamer-Typ vor. Spieldesigner sind die größten Fachidioten der Welt. Sie war überhaupt nicht so. Ich meine, ich habe mein Leben damit verbracht, etwas vorzuspielen, was ich nicht bin. Die Leute damit zu manipulieren. Und ich wusste, was ich sah. Sie war total unecht.«
Gooch nickte.
»Außerdem, während sie mit mir redete, hat sie Grimassen geschnitten.«
»Grimassen.«
»Ja! Da bin ich, ein Blinder. Und sie spricht in einer ganz normalen, geschäftsmäßigen Stimme. Aber die ganze Zeit streckt sie mir die Zunge raus, drückt ihre Nase hoch, sodass sie aussieht wie ein Schwein. Einmal hat sie sogar die Beine gespreizt, wie Sharon Stone. Ernsthaft! Kein Höschen. Sie hat bloß mit mir gespielt. Normale Leute machen so was nicht.«
Gooch nickte.
»Außerdem – und das ist der Hammer – hat sie in bar gezahlt. Vorneweg. Videospiele werden von Firmen gemacht. Leute, die bei Firmen arbeiten, rühren kein Bargeld an, und sie zahlen auch nicht im Voraus. Die sagen immer: ›Schicken Sie uns eine Rechnung, dann kriegen Sie einen Scheck, wenn der Buchhaltung gerade danach ist.‹«
»Okay, und?«
»Na ja, ich muss zugeben, ich war neugierig, wer sie wirklich war, was sie vorhatte. Also habe ich mir, kaum dass sie draußen war, etwas Austin-Sweet-mäßiges angezogen, bin runtergelaufen zu meinem Wagen, ihr gefolgt, um zu sehen, wo sie hinfährt. Lange Geschichte, kurzer Sinn: Als ich fertig war mit der Aufnahme, tauchte ich bei ihr zu Hause auf und habe ihr gesagt, wenn sie die CD will, muss sie mir mehr Geld geben. Sie sagte: ›Ich spreche mit dem Typen darüber, der die ganze Sache eingefädelt hat.‹«
Fergus atmete einmal tief durch.
»Da wusste ich,
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