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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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Ihnen dringend raten, mir zu sagen, wo er steckt.«
    Sie hob einen Finger. Ihre Maniküre sah aus, als hätte sie einen Tagesverdienst gekostet. »Nur einen Augenblick, Detective.«
    Gooch fuhr ein paar Minuten später vor dem Restaurant vor, ein schickes Ding in Buckhead. Ein Haufen selbstzufriedener Typen in Anzügen stand davor und wartete darauf, dass der Parkwächter ihre Wagen holte. Gooch fuhr vor, zeigte seine Marke und sagte: »Wenn ich wieder rauskomme, steht dieser Wagen immer noch hier.« Dann ging er hinein, bevor der Parkwächter auch nur eine Silbe sagen konnte.
    »Ich soll nach Mr King fragen«, sagte Gooch zu dem Mädchen im Eingangsbereich.
    Sie betrachtete sein verdrecktes T-Shirt und lächelte kühl. »Ja, Sir. Er ist in einem separaten Zimmer im hinteren Bereich.« Sie deutete quer durch das Restaurant.
    »Ich finde ihn schon.«
    Er ging zügig hindurch. Die Mittagszeit war vorüber, kaum jemand aß noch. Er fand ein kleines Zimmer ganz hinten, das durch einen Vorhang vom Rest des Speiseraums getrennt war. Zwei leicht übergewichtige Männer in Anzügen saßen am Tisch und redeten. Er steckte den Kopf hinein und sagte: »Wer von euch ist Elbert King?«
    Die beiden Männer schauten einander an. »Äh …«, sagte einer von ihnen. »Ich glaube, der ist mal für kleine Jungs.«
    Etwas daran, wie sie einander ansahen, machte Gooch misstrauisch.
    Der andere Mann lächelte gekünstelt und sagte: »Setzen Sie sich, Mann. Sie können bei uns warten, während er sein Geschäft erledigt.« Er klatschte mit der Hand auf den Sitz des Stuhls neben sich.
    Gooch wandte sich ab und ging eilig zu den Toiletten. Niemand am Urinal. Er schaute in die Kabinen. Leer. Gooch war genervt. Dieser Drecksack wollte sich davonstehlen.
    Er rannte durchs Restaurant. Der Junge draußen fuhr grade einen großen S-Mercedes vor und reichte einem Mann von etwa fünfzig Jahren die Schlüssel. Lange, graue Haare, Designerjeans, Schlangenlederstiefel, ein Sportjackett aus irgendeinem Tweedstoff. Eine filterlose Zigarette hing ihm von den Lippen.
    »Wollen Sie hintenrum abhauen, King?«, fragte Gooch.
    King wandte sich um und bedachte Gooch mit einem breiten, schiefen Grinsen. Was sein Grinsen schief aussehen ließ, war eine lange Narbe auf der einen Seite seines Gesichts. Sie sah ein bisschen aus, wie ein Blitz. »Will ich was, Mann?«
    »Gooch. Cold Case Unit. Ihre Rezeptionistin hat Sie angerufen, oder?«
    King keckerte, zog an seiner Zigarette, reichte dem Parkwächter dann einen Zwanziger. Er hatte eine Menge ziemlich dicker Ringe an den Fingern. »Mann, warum sollte ich das tun?«
    »Das«, sagte Gooch, »ist genau das, was ich gern wüsste.«
    King runzelte die Stirn.
    »Es geht um Bolligrew, oder?«
    Das war eine unerwartete Antwort. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich wusste, dass irgendjemand irgendwann vorbeikäme.« King schnipste seine Kippe in die Büsche. »Springen Sie rein. Wir reden beim Fahren.«
    Gooch warf einen Blick auf seinen Wagen, der immer noch vor der Tür stand. King, der offensichtlich spürte, dass er den Wagen dort nicht stehen lassen wollte, zog noch einen Zwanziger heraus und reichte ihn dem Parkwächter. »Behalten Sie den Wagen meines Freundes im Auge, bis er wieder zurück ist.«
    Gooch entschied, dass es nichts brachte, King auszubremsen, wenn er reden wollte, also setzte er sich auf den Beifahrersitz des großen Mercedes.
    King reihte sich zügig in den Verkehr ein und sagte: »Ja. Bolligrew. Das war der Fall, mit dem meine Polizeikarriere endete.«
    »Ach?«
    »Nein, Mann. Ich meine es nicht so. Ich war schon jahrelang frustriert. Man schnappt die Typen und wenig später sind sie wieder auf der Straße. Den ganzen Tag lügen einem diese kleinen Idioten was vor. Vierzig Mal am Tag muss man ›Ja, Sir‹ zu Vorgesetzten sagen, die nicht die geringste Ahnung haben, wie sie ihren Job machen sollen. Und das Geld? Teufel, ich glaube, als ich aufgehört habe, kriegte ich ungefähr zweiunddreißig Riesen im Jahr. Selbst damals war das nichts.«
    »Ja«, sagte Gooch.
    »Wie lang sind Sie dabei?«
    »Ungefähr zwölf Jahre.«
    »Und Sie verdienen was, vielleicht vierundvierzig? Sechsundvierzig?«
    »Wir sind nicht hier, um über mein Gehalt zu diskutieren.«
    »Hey, ich suche immer nach guten Ermittlern«, sagte King. »Ich wollte Ihnen nicht auf die Füße treten.«
    »Haben Sie nicht«, sagte Gooch. Und das stimmte. Gooch hatte sich noch nie für Geld interessiert. Über Geld zu reden, nervte ihn bloß.

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