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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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dass ich ins Fettnäpfchen getreten war.«
    »In was für eines?«
    »Am nächsten Tag klopfte es an meiner Tür. Ich öffnete und da stand dieser Typ. Er war nicht groß. Er war nicht kräftig. Er war nicht, Sie wissen schon, er sah nicht fies aus. Aber irgendwas an ihm hat mir eine Höllenangst eingejagt. Er kam rein und ging rum, ohne ein Wort zu sagen. Hat einfach Sachen angefasst. Als wäre er neugierig. Er hat Sachen hochgehoben, wieder hingestellt. Dann hat er angefangen, welche kaputt zu machen. Nicht so, als wäre er wütend. Einfach … er hat sie einfach auf den Boden fallen lassen. Hat mich nicht ein einziges Mal angesehen. Nachdem er für ungefähr zehntausend Eier Aufnahmegeräte kaputt gemacht hatte, ging er wieder. Lächelte vor sich hin.«
    Gooch fragte sich, wieso jemand einfach nur dabeistand und etwas Derartiges geschehen ließ.
    »Zwei Minuten später klingelte das Telefon. Stormé war dran. Sie fragte: ›Hast du verstanden?‹ Ich zog meine AustinSweet-Sachen an, fuhr die CD rüber, gab sie ihr, und sagte: ›Ruf mich nie wieder an.‹«
    »Erzählen Sie mir von dem Skript.«
    »Sie hat es mir so erklärt, man hat eine Figur in dem Spiel, die in einem Zimmer eingesperrt ist. Man hat dreizehn Stunden, um ein Verbrechen zu lösen, aber die Figur kann das Zimmer nicht verlassen. Sie hat nur fünf Hinweise und ein Telefon auf einer nicht rückverfolgbaren Leitung. Es ist, als wäre sie die Geisel und der Detektiv zugleich. Sie soll herausfinden, wer vor achtzehn Jahren eine Frau umgebracht hat. Wenn sie das Verbrechen nicht löst, verliert sie das Spiel.«
    »Was passiert, wenn man verliert?«
    Es folgte eine lange Pause. Fergus rutschte unruhig hin und her. »Kommen Sie, Detective«, sagte er schließlich. »Was passiert in einem Videospiel, wenn man verliert?«
    Gooch sagte nichts.
    »Wenn man verliert, stirbt man!«
    »Ich muss das genauer wissen.«
    »Ich kann mich nicht wirklich erinnern.«
    »Dann konzentrieren Sie sich besser.«
    Fergus’ Gesicht verhärtete sich. »Sie müssen mich vor ihm schützen.«
    »Vor wem?«
    Fergus legte den Kopf in die Hände. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Das ist ja das Problem. Ich weiß es nicht. Aber jemand hat gerade Stormé abgeknallt. Wahrscheinlich derselbe Typ, der mein Studio zerlegt hat. Glauben Sie nicht, die wollen mich umlegen?«
    »Wieso sollten sie?«
    »Kommen Sie! Ich weiß nicht, was los ist, aber verstehen Sie nicht? Jemand verwischt die Spuren.«
    »Ich brauche Einzelheiten. Wenn Sie mir Einzelheiten nennen, dann beschütze ich Sie.«
    Es folgte eine lange Pause. Fergus starrte die Tierleiche an, an der die Krähen herumpickten.
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte Fergus schließlich. »Schaffen Sie mich hier raus, lassen Sie mich beschützen, dann gebe ich Ihnen das Skript.«

27
    Gooch sammelte Cody Floss ein, dann fuhr er Damon Fergus zurück zu seiner Wohnung, um sich das Skript geben zu lassen, das er von Stormé Venda erhalten hatte.
    Das Skript war etwa zehn Seiten lang. Es bestand aus kurzen Sätzen und Satzteilen, unterbrochen durch lange Pausen. Gooch stand in Damon Fergus’ Wohnzimmer und las es, während Damon zuschaute.
    Auf der ersten Seite standen Satzteile und Worte wie »Ihnen bleiben …« und »Stunde«, und die Zahlen von eins bis dreizehn, dann zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig, sechzig. Die Worte für die Höruhr. Auf den nächsten paar Seiten standen kurze Anweisungen und Warnungen.
    Er blätterte zur letzten Seite. Nur eine einzige Zeile. »Sie haben versagt. Beten Sie.«
    Sie haben versagt. Gooch biss die Zähne aufeinander. Er spürte einen Hauch Angst, erstickte ihn. Es brachte ihm nichts, sich Sorgen zu machen. Er sah auf die Uhr. Verdammt. Die Zeit verging.
    Gooch überflog die Seiten auf der Suche nach Hinweisen, worauf das alles hinauslief. Fand aber nichts Spezifisches.
    Als er fertig war, sagte Gooch: »Ich nehme das mit. Bleiben Sie hier. Gehen Sie nicht an die Tür. Wer auch immer Stormé Venda umgelegt hat, sucht vielleicht als Nächstes nach Ihnen.«
    Damon schaute ihn nervös an. »Wollen Sie es nicht wissen?«, fragte er.
    »Was wissen?«, fragte Gooch.
    »Warum ich es getan habe. Warum ich all die Jahre so getan habe, als wäre ich blind?«
    Gooch hatte sich das tatsächlich gefragt. Aber nur nebenbei.
    Ihn hatten die Gründe, aus denen Menschen böse Dinge taten, nie wirklich interessiert. Ihm reichte es zu wissen, dass sie sie taten.
    »Ich war wirklich etwa ein Jahr blind«, sagte

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