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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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wissen, was er mit all den G.I. Joes treibt.«
    Gooch lächelte zurück. »Er hat sie verfeuert. Alle. In dem Lagerhaus ist nichts mehr übrig.«
    »Nein!« Johnson boxte mit einem lauten Donnern gegen die Wand des Vans. »Jetzt verlegt er die ganze Geschichte irgendwo anders hin.«
    Gooch wandte sich um und tippte dem Fahrer auf die Schulter. »Sie können mich jetzt zurück zu meinem Wagen bringen.«
    Johnson boxte weiter gegen die Wagenseite und hinterließ tiefe Dellen im Metall.
    »Sie brechen sich noch die Hand, wenn Sie so weitermachen«, sagte Gooch.
    Johnson starrte ihn bloß an. Aber als Gooch aus dem Wagen stieg, rief Johnson ihm hinterher: »King musste sich strecken, um den Fall zu kriegen. Er hat sich praktisch mit mir gestritten, um ihn zugewiesen zu bekommen. Damals dachte ich, dass er bloß einen guten Fall haben wollte, weil er neu in der Truppe war. Aber jetzt? Nach dem, was Sie gesagt haben? Denken Sie mal drüber nach.«
    »Mach ich«, dachte Gooch.

34
    Gooch war nicht sicher, was er von Nathan Morris’ Ex-Freundin erwartet hatte. Aber sicher nicht das.
    Grace Wadell war eine Nonne.
    Er machte sie in einem Kloster ausfindig – den Sisters of St. Albert of Lincoln – in einem waldigen Landstück nördlich von Buckhead. Das Kloster hatte ihn widerstrebend eingelassen, eine stirnrunzelnde ältere Nonne in einem Habit führte ihn in den rückwärtigen Bereich des Geländes, wo eine deutlich jüngere Frau mit einer Axt einen Baum fällte.
    Sie war ausgesprochen attraktiv, sportlich, ihr Hemd war schweißnass und mit Rindenstücken und Holzstückchen bedeckt. Sie schwang die Axt methodisch, und es tat gut, ihr zuzusehen. Im Gegensatz zu der älteren Frau sah sie nicht im Geringsten aus wie eine Nonne.
    »Schwester«, sagte die ältere Nonne. »Ein Polizist ist hier, um mit Ihnen zu sprechen.«
    Die jüngere Frau wandte sich um und schaute Gooch ausdruckslos an, dann lehnte sie die Axt gegen den Baum, den sie fällte. »Ja?«
    Gooch stellte sich vor. Die ältere Nonne stand weiter sehr nah an ihm dran. »Sie müssen nicht bei uns bleiben«, sagte Gooch zu ihr. »Es ist alles in Ordnung.«
    »Nein«, sagte die Nonne. »Es ist einer Schwester nicht erlaubt, mit einem Mann allein zu sein.«
    Die ältere Nonne stank praktisch nach Missbilligung. Ihre Anwesenheit würde die Vernehmung mit ziemlicher Sicherheit im Keim ersticken. »Ma’am, ich bin in einer polizeilichen Angelegenheit hier«, sagte Gooch zu ihr.
    »Und ich bin in einer göttlichen Angelegenheit hier«, erwiderte die alte Nonne. Sie hatte sehr helle, ein wenig boshafte Augen. Er würde sie nicht zum Gehen bewegen können, das war klar.
    »Nun gut«, sagte Gooch. Er wandte sich an die jüngere Frau. »Sie sehen nicht aus wie eine Nonne, Ms Wadell«, sagte er.
    »Sie können mich ›Schwester Grace‹ nennen«, sagte sie. »Warum sind Sie hier?«
    »Sagt Ihnen der Name Nathan Morris etwas?«
    »Nein«, sagte sie. Auf ihrem Gesicht war nichts zu lesen.
    »Sie sind nie mit einem Mann namens Nathan Morris ausgegangen?« Vielleicht war das die falsche Grace Wadell.
    Sie griff nach der Axt, hob sie. Ihre Muskeln bewegten sich geschmeidig unter der Haut. Gooch überlegte, wie lange es her war, seit er mit einer Frau geschlafen hatte. Lange. Verdammt lange. Eine ganze Zeit hatte ihn das nicht gestört. Aber jetzt schien jede Frau, die er traf, praktisch seine Haut kribbeln zu lassen.
    »Schwester Albert-Joseph«, sagte Grace Wadell, »würde es Ihnen etwas ausmachen, dort hinüber zu treten? Ich würde gern ein wenig Privatsphäre haben.«
    »Privatsphäre ist, wo der Teufel wohnt«, sagte die ältere Frau.
    »Ja, Schwester. Ich weiß. Aber könnten Sie denn dort drüben stehen? Bitte!«
    Schwester Albert-Joseph runzelte die Stirn und trat etwa zehn Schritte zurück.
    »Noch zehn?«
    Die ältere Frau schaute missbilligend und machte fünf kleine Schritte rückwärts.
    »Guter Gott«, sagte Schwester Grace. Sie zog ein Päckchen Zigaretten hervor und zündete eine an. »Fluchen und Rauchen – die letzten meiner Sünden.«
    »Sie kommen mir nicht vor wie eine Nonne«, sagte Gooch. »Hier gibt’s nichts zu saufen, keine Drogen, keine Männer. Ich gehe nicht einkaufen. Ich reise nicht. Ich habe das Kloster seit sieben Jahren nicht verlassen. Ich sehe vielleicht nicht aus wie eine Nonne, aber glauben Sie mir, ich lebe wie eine.« Sie lächelte humorlos. »Ich käme in der Welt dort draußen nicht wirklich klar.«
    »Darf ich Sie fragen, was Sie hier

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