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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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Gooch. Nicht, wenn man nicht den Kopf abgebissen bekommen wollte.
    Noch immer war kein Wort zu hören.
    »Hank? Hank!«
    Keine Antwort.
    »Es geht nicht um deine kleine Tochter! Es geht nicht um dich! Es geht um mich! Verdammt noch mal, reiß dich endlich zusammen.«
    Immer noch keine Antwort. Sie knallte den Hörer auf.
    Kaum hatte sie das getan, wurde ihr ganz schlecht. O Gott, dachte sie. Was mache ich da? Ich streite mich mit dem einzigen menschlichen Wesen auf der ganzen Welt, das überhaupt etwas tun kann, um mich zu retten.
    Verzweifelt griff sie wieder nach den Gegenständen auf dem Tisch, betastete sie, roch daran, leckte an ihnen. Es brachte nichts. Dieselben Gefühle, dieselbe Aneinanderreihung nutzloser Hinweise. Sie hatte einen sauren Geschmack im Mund, und ihr war immer noch übel.
    Schließlich fegte sie die Gegenstände vom Tisch. Sie hörte sie von der Betonwand abprallen und dann auf den Teppichboden purzeln. Alle, außer dem Papierstapel, der langsam zu Boden segelte und dabei ein Geräusch verursachte wie ein kleiner Vogel, der von einem Baum herunterflatterte.
    Und da kam sie darauf.
    Die Papiere. Das war’s!
    Sie legte ihre Hand auf das Telefon. Komm schon, Hank! Ruf mich noch einmal an!
    Aber das Telefon klingelte nicht.
    »Hank!«, schrie sie. »Der Treuhändervertrag. Da gibt es irgendwelche Unterlagen, in denen die Bedingungen für den Fonds stehen! Und da steckt die Antwort irgendwo drin!«
    Sie griff nach dem Hörer und begann Hanks Nummer zu wählen. Aber das half nichts. Sie konnte ihn von hier aus nicht anrufen.
    MeChelle schrie frustriert.
    »Lass mich doch einen Anruf machen! Einen einzigen Anruf! Willst du diesen Fall gelöst haben, oder nicht?«
    Tick. Tick. Tick.
    »Hey! Hey! Hör mir zu!«
    Tick. Tick.
    Sie drehte ihre nutzlosen Augen in die Richtung, in der der Stille Mann stand. »Tu doch etwas! Du kannst ihn dazu bringen, mich einen Anruf machen zu lassen! Los!«
    Aber wie immer hatte der Stille Mann nichts zu sagen.

36
    Gooch’ Handy klingelte. Einen Augenblick hoffte er, dass MeChelle ihn vielleicht zurückriefe. Aber natürlich war das unmöglich. Was war los mit ihm? Warum hatte er sie angerufen und dann einfach nur dagesessen und nichts gesagt? Falls er versuchte, sie zu beruhigen, dann jedenfalls war es ihm misslungen.
    Na ja, Leute zu beruhigen war nie seine Stärke gewesen, oder? Sein kleines Mädchen war ungefähr der einzige Mensch auf der Welt gewesen, den er jemals hatte beruhigen können. Sie war ein Schreikind gewesen, und er hatte sie einfach nur herumgetragen, sie hatte am Knöchel seines Zeigefingers gelutscht und war eingeschlafen. Er konnte immer noch die Zufriedenheit spüren, die ihm das gegeben hatte, die überraschende Kraft und Schnelligkeit, mit der sie an seinem Finger nuckelte.
    Sein Handy klingelte wieder. Es war Cody Floss. Gooch riss sich zusammen und klappte das Handy auf. »Ja?«
    »Sir? Hi, ich weiß nicht, ob ich das schon erzählt habe, aber ich habe letztes Jahr einen Kurs an der FBI-Akademie belegt. Es war sehr faszinierend und …«
    »Sag einfach, worum es geht.«
    »Äh. Ja, klar, sicher. Tut mir leid. Sehen Sie, es ist so. Ich glaube, ich habe sie vielleicht gefunden.«
    Gooch zwinkerte. »MeChelle?«
    »Ja, Sir.«
    »Wie?«
    »Es gibt Methoden, um Router-Knotenpunkte zu tracken. Sehen Sie, wer auch immer dahintersteckt, schießt eine Internetverbindung durch eine Reihe verschiedener Router an ein paar unterschiedliche Handy-Transmitter. Ich konnte die Zellenmuster nachverfolgen und so ein zentrales …«
    All das sagte Gooch gar nichts.
    »Dafür habe ich jetzt keine Zeit. Gib mir einfach die Adresse.«
    »502 Lincoln Street. In Südwest-Atlanta.«
    »Bist du sicher, dass das stimmt?«
    »Ja, Sir.«
    »Wir treffen uns dort in zwanzig Minuten.«
    »Sollten wir nicht, äh, vielleicht SWAT oder so verständigen?«
    »SWAT braucht eine Stunde bis dahin. Dann wollen sie einen Ablaufplan machen und Bildchen auf eine Tafel malen und das Haus umzingeln und alle möglichen anderen Sachen, für die uns keine Zeit bleibt. Außerdem, wenn der Kerl mitkriegt, dass wir jemand anders informiert haben, bringt er sie wahrscheinlich um.«
    Gooch fuhr schnell in Richtung Atlanta-Süd, das Blaulicht blinkte, aber er ließ die Sirene aus; er ignorierte Rotlichter und wechselte auf die Gegenfahrbahn, dann schoss er auf der Interstate zur University.
    Im Fahren wählte er eine Nummer, die er lange nicht gewählt hatte.
    »Arno«, sagte er.
    Eine kurze

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