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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Abercrombie
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Pause. »Hank? Bist du das?«
    »Ich brauche deine Hilfe, Alter«, sagte Hank.
    »Warum? Du hast mich, was, acht oder zehn Jahre nicht angerufen. Und ganz plötzlich brauchst du meine …«
    Hank unterbrach Arno. Sie waren vor langer Zeit zusammen bei der Army gewesen. Arno Liggett schuldete ihm noch was.
    »Schmeiß dich in deine Karre und triff dich mit mir an der Exxon-Tankstelle an der Ecke Lincoln/Edgemont unten in Südwest-Atlanta.«
    »Moment, Moment, Moment!« Arno klang sauer. »Was hast du vor, Hank? Das klingt überhaupt nicht sauber.«
    »Ich hab jetzt keine Zeit zum Streiten«, sagte Hank. »Wir müssen wo rein. Wir brauchen Sprengschnüre, Zünder, Blendgranaten, Plastiksprengstoff, alles, was du hast.«
    »Bist du nicht ganz dicht?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Tja, sonst noch was?« Arno wurde jetzt sarkastisch.
    »Ja. Du musst in einer halben Stunde dort sein.«
    »Oh, klar, Teufel, Junge, soll ich auch noch einen Panzer mitbringen? Und vielleicht einen Blackhawk-Hubschrauber?«
    »Würde nicht schaden.«
    Hank legte auf, ohne Arno noch mehr Gelegenheit zu geben, sich zu beklagen. Er wählte immer weiter MeChelles Nummer, kam aber nicht durch. Sie hatten drei Gespräche pro Stunde – und er hatte sie verschwendet. Was hatte er sich dabei gedacht? Er musste einen klaren Kopf bewahren.
    Die Gegend war ziemlich traurig. Es war mal eine armselige Arbeiter-Wohngegend gewesen. Aber jetzt war sie bloß noch armselig. Ein paar Leute hingen herum und taten gar nichts – Frauen saßen auf der Veranda und fächelten sich Luft zu, alte Männer mit fleckigen Baseballkäppis spielten an kleinen Tischchen Domino, Kinder, die in der Schule hätten sein sollen, waren das nicht. Keine Weißen die nächsten zwei Meilen in jede Richtung.
    Ein paar junge Männer an der Ecke sahen den weißen Ford die Straße herunterkriechen und marschierten sofort zügig in die entgegengesetzte Richtung. Sie trugen allesamt beutelige Klamotten, rote Schirmmützen in eigenartigen Ausrichtungen.
    Gooch fuhr einmal die Straße entlang, um die Lage zu peilen. 502 Lincoln war ein billiges, ehemals weißes Holzhaus. Alle Fenster waren mit Brettern vernagelt. Irgendeine Zustellungsurkunde war an der Haustür befestigt worden. Es sah aus wie ein Crackhaus, das von der Stadt beschlagnahmt worden war. Das einzige Anzeichen von Leben war ein Pitbull an einer Kette, der im unkrautüberwucherten Vorgarten lag.
    Gooch spürte sein Herz pochen. Das konnte es sein. Das konnte es tatsächlich sein. Ein billiges Haus in einer Gegend, wo niemand mit den Bullen redete, wo niemand sich um irgendjemand anders kümmerte. Wenn man einen Menschen für einen Tag einlagern wollte, dann war das keine schlechte Wahl.
    Allerdings war es eine schwarze Gegend. Gooch war davon ausgegangen, wer immer hinter dem ganzen Mist steckte, wäre weiß. Ein Weißer würde hier auffallen. Andererseits konnte er mit einem Lieferwagen vorfahren und sich anziehen wie ein Elektriker oder so, der engagiert worden war, um ein altes Haus in Schuss zu bringen. Wer auch immer hinter der Sache steckte, er brauchte die Bude nur dreizehn Stunden lang.
    Es war ein kleines Haus. Er hatte über die Jahre eine Menge solcher Dinger gestürmt. Es würde vier Zimmer geben, plus ein Bad, Tür vorne, Tür hinten. Egal, wo man einstieg, nur drei Leute dafür zu haben, war eine ziemlich blöde Idee. Aber jede Sekunde zählte. Wenn sie noch mehr Polizisten hinzuzogen, brauchten sie einen Durchsuchungsbefehl … Durchsuchungsbefehle kosteten Zeit, und genau die hatten sie nicht.
    Außerdem, je mehr Leute über MeChelles Lage Bescheid wussten, desto mehr konnte schiefgehen.
    Er fuhr noch einmal um den Block, dann zurück zur Exxon-Tankstelle an der Ecke Edgemont, dort wartete er. Arno kam wenige Minuten später in einem unauffälligen Chevy. Gooch hegte den Verdacht, dass unter der Haube des langweilig aussehenden Wagens eine Menge Modifikationen steckten. Es überraschte Gooch auch nicht, dass Arno schneller hier war als Cody Floss. Er gehörte zu den Typen, die rumsaßen und auf genau solche Anrufe warteten. Und weil er gut in dem war, was er tat, kamen die Anrufe wahrscheinlich öfter, als man dachte.
    Cody Floss fuhr in seinem zivilen Ford auf den Parkplatz, als Arno aus dem Chevy stieg und sich reckte. Er trug eine schusssichere Weste und eine blaue Windjacke, auf der hinten stand: BAIL ENFORCEMENT AGENT. Er war einsneunzig, wog gut hundert Kilo, mit ergrautem Haar und breiten Schultern. Eine

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