Blindes Vertrauen
zwischen ihre Körper, teilte die zarten Falten ihres Fleisches und stieà in sie hinein. Sie bià sich auf die Unterlippe, um nicht aufzuschreien und ihm durch das Wissen, ihr weh getan zu haben, Befriedigung zu verschaffen. Bei dieser Travestie eines Liebesspiels ging es nicht um Sex, sondern um Macht. Er demonstrierte seine Macht über sie, weil er keinen Zweifel an seiner Autorität lassen wollte.
Seine Beleidigungen hatten ihr ursprüngliches Gewicht längst verloren. Sie hatten sich durch ständige Wiederholung abgenutzt. Mit einer weiteren Litanei gutturaler Obszönitäten erreichte er seinen Höhepunkt. Als er sich von ihr herabwälzte, grinste er hämisch.
»Bevor du dich beglückwünschst, David, solltest du bedenken, daà du kein Leben in dir hast.« Sie zog ein Kosmetiktuch aus einer Schachtel auf dem Nachttisch und wischte das Sperma zwischen ihren Schenkeln ab. »Du bist steril, hast du das vergessen?«
»Halt âs Maul.«
»Selbst wenn ich von deiner heimlichen Vasektomie gewuÃt
hätte, hätte ich mir wahrscheinlich einen Liebhaber genommen â nur um des Erlebnisses willen, von einem Mann geliebt zu werden, der Leben schenken kann.«
»Sag das nicht noch mal, sonstâ¦Â«
»Was tust du sonst, David?«
»Ich glaube nicht, daà du das wirklich wissen willst.«
»Drohst du mir etwa? Willst du Drohungen hören? Okay. Was ist mit der Nacht, in der Robert Rushton gestorben ist?«
»Warum fängst du immer wieder davon an, Vanessa? Für uns beide wäre es am besten, die Sache zu begraben â genau wie den Kleinen.«
Sie erhob sich, blieb aber neben dem Bett stehen, baute sich vor ihm auf. Ihre Nacktheit lieà die physischen Auswirkungen ihrer langen Erkrankung deutlich hervortreten. Sie war so abgemagert, daà ihre Beckenknochen grotesk aus ihrem eingesunkenen Bauch herausragten. Die Haut hatte ihre Elastizität verloren und bildete lose Falten, unter denen sich früher straffe Muskeln befunden hatten.
Unter normalen Umständen wäre sie über diese unattraktiven Veränderungen ihres Körpers entsetzt gewesen. Aber im Augenblick wurde sie nur von abgrundtiefem Haà auf diesen Mann beherrscht, der lässig hingestreckt auf ihrem Bett lag.
Sie war halb bewuÃtlos gewesen, als man sie aus Highpoint nach Washington zurückgebracht hatte. Heute vormittag waren ihre Nerven straff wie Drahtseile gewesen. Mit Drogen jonglieren. Das tat George in Davids Auftrag. Er spielte mit den Medikamenten, die sie bekam, um ihre Stimmungslage ganz nach den Wünschen ihres Ehemanns zu beeinflussen. Wie lange würde ihr Körper das noch aushalten?
Sie war jetzt in stabilerer Verfassung und imstande, ihre Lage zu analysieren, aber sie war sich nicht sicher, ob ihr diese geistige Klarheit lieber war. Die neue Erkenntnisfähigkeit hatte ihr
eine schockierende Realität vor Augen geführt. Was David mit ihr vorgehabt hatte, war vorerst nur durch Schwester Jayne Gastons überraschenden Tod verhindert worden.
Die Pressekonferenz hatte sie als die erfahrene Politikerin durchgestanden, die sie war. Während sie zwischen ihrem Mann und ihrem Vater stand, vor sich die Scheinwerfer, Kameras und Mikrofone, die ein Teil ihres Lebens gewesen waren, solange sie zurückdenken konnte, hatte sie sich gefragt, ob irgendein Zuschauer erkannte, welches Entsetzen ihr Inneres beherrschte. Oder ob jemand bemerkt hatte, welchen Schmuck sie trug. Genauer gesagt: Hatte jemand bemerkt, daà sie ein bestimmtes Schmuckstück nicht trug?
David hatte es nicht gemerkt. Dieser kleine Erfolg machte sie so kühn, daà sie sagte: »Du kommst dir sehr schlau vor, weil du alle Welt davon überzeugt hast, Robert sei den plötzlichen Kindstod gestorben.«
»Das ist besser, als wenn alle die Wahrheit über ihn wüÃten, oder? Ist es dir nicht lieber, wenn alle diese Lüge glauben? Du genieÃt es, die First Lady zu sein. Was würde aus dir, wenn die Wahrheit rauskäme?«
»Du denkst nicht wirklich daran, was aus mir würde«, sagte sie verächtlich. »Du denkst dabei nur an dich . Damit die Wahrheit nie mehr ans Tageslicht kommen kann, sollte Dr. Allan mich mit meinen Medikamenten umbringen, nicht wahr?«
»Du phantasierst, Vanessa.«
»Nein, heute abend sehe ich alles erschreckend klar.« Sie lachte freudlos. »Dein Pech, David. Du hast versagt. Du hast versagt
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