Blindes Vertrauen
gestorben ist. Das geht mir echt an die Nieren.« Sie legte das Armband wieder an und schüttelte es leicht. »Das ist mein Lieblingsarmband. Mir gefälllt es, wie die Glücksbringer klimpern. Wie Schlittengeläut zu Weihnachten.«
»Weihnachten ist da, bevor wir uns versehen«, sagte David wieder lächelnd. »Danach läuten wir das neue Jahr ein â das Wahljahr. Am besten vergessen wir Barrie Travis und die Krankenschwester und alle unglücklichen Ereignisse dieses Jahres und konzentrieren uns aufs kommende Jahr.« Er rieb sich energisch die Hände. »Wir müssen uns bald an die Wahlkampfplanung machen.«
»Daran möchte ich noch nicht denken.«
Clete richtete sich nach seiner Tochter. »Sie hat recht, David. Das wäre etwas voreilig, glaube ich. Vanessa muà erst wieder ganz gesund sein. Die Wahlkampfplanung hat noch reichlich Zeit.«
»Planen kann man nie früh genug.«
Vanessa begann die Hände zu ringen. »Allein der Gedanke daran⦠Hör zu, David, ich fühle mich besser als seit langem,
aber ich glaube nicht, daà ich diese Pressekonferenz heute morgen durchstehen kann.«
Clete war entsetzt gewesen, als er gehört hatte, daà für elf Uhr eine Pressekonferenz im East Room angesetzt war. Vanessa sollte daran teilnehmen. Ihre Stylistin war ins WeiÃe Haus gerufen worden. Sie hatte Vanessa perfekt frisiert und geschminkt, aber selbst ihre Kunst hatte die dunklen Schatten unter Vanessas Augen und ihre eingefallenen Wangen nicht ganz verdecken können.
»Warum muà ich hingehen?« fragte sie ängstlich.
»Es dauert nur ein paar Minuten«, sagte David.
»Das ist keine Antwort«, wandte Clete ein. »Warum muà sie unbedingt hingehen?«
»Aus dem simplen Grund, weil sie Barrie Travis in unser Leben gezerrt hat«, antwortete David verkniffen. »Damit hat alles angefangen, und dieses Fiasko in der Notaufnahme war der krönende AbschluÃ. Jetzt schwirren alle möglichen Gerüchte durch die Gegend. Widerlegen können wir sie nur, wenn wir Mrs. Gastons Tod ansprechen und genau schildern, was passiert ist.
AuÃerdem vermiÃt die Bevölkerung in letzter Zeit Auftritte ihrer First Lady. Du hast Tausende von Karten und Briefen mit besten Wünschen für eine baldige Genesung bekommen. Darauf muÃt du reagieren, Vanessa.«
»Natürlich reagiere ich darauf. Ich lasse meinen Stab sofort Dankesbriefe schreiben. Aber können wir die Pressekonferenz nicht verschieben? Nur ein paar Tage?«
»Sie ist längst angesetzt«, knurrte David. »Dalton würde einen Anfall bekommen. AuÃerdem, wenn wir sie jetzt verschieben, würden die Spekulationen darüber, warum du in Highpoint von einer Krankenschwester betreut worden bist, nur noch mehr ins Kraut schieÃen. Ich kann mir nicht noch
mehr schlechte Presse leisten. Hast du mich nicht schon genug gekostet?«
»David!« blaffte Clete. »Beherrsch dich gefälligst!«
David seufzte. »Entschuldigung. Das hätte ich nicht sagen dürfen. Ich habâs auch nicht so gemeint.« Er trat wieder vor Vanessa und legte ihr diesmal die Hände auf die Schultern. Clete hätte schwören können, daà sie tatsächlich vor ihm zurückwich. »Wir haben alle viel mitgemacht, aber du natürlich am meisten«, sagte er sanft. »Wenn es dir lieber ist, kannst du die heutige Pressekonferenz ausfallen lassen. So wichtig ist sie auch wieder nicht. Ich hätte nicht darauf bestehen dürfen, daà du mitkommst, wenn du dich ihr nicht gewachsen fühlst.«
Vanessa sah rasch zu ihrem Vater hinüber, der in den Augen seiner Tochter Panik und Hilflosigkeit las. Aber sie sagte: »Nein, David, ich komme schon. Das ist meine Pflicht als First Lady.«
Seine Hände umschlossen ihre Schultern. »So ist es recht. Ich hätte diese Pressekonferenz nicht angesetzt, wenn ich befürchten müÃte, sie könnte dir schaden. George hat mir versichert, daà du stark genug bist. Tatsächlich hat er mir erklärt, daà du dich um so rascher erholen wirst, je früher du deine gewohnten Verpflichtungen wieder übernimmst.«
»Was muà ich tun?«
»Nichts. Dalton verliest einen kurzen Nachruf auf Mrs. Gaston. Er wird behaupten, der Nachruf stamme von dir, ihn aber selbst verlesen. Du brauchst nur dazustehen und für die Kameras hübsch auszusehen. Das schaffst du doch,
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