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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Merritts Regierungsapparat von innen heraus zerstört werden. Er mußte wie ein erlöschender Stern in sich selbst zusammenfallen. Die Energie, die Merritts Präsidentschaft innewohnte, mußte paradoxerweise ihre eigene Zerstörung bewirken.
    Informationen waren die einzige Waffe, die ihnen zur Verfügung stand. Sie mußten genau wissen, was in George Allans Ferienhaus passiert war. Barrie hatte sich erboten, mit Jayne Gastons Sohn anzufangen. Sie hatte nicht erwartet, etwas wirklich Wichtiges zu erfahren, aber vielleicht hatte sie das Potential dieses Interviews unterschätzt.
    Ralph hatte Ausdrücke wie glücklich und befriedigend gebraucht, um die Reaktion seiner Mutter auf ihren neuen Job als Privatpflegerin der First Lady zu beschreiben – als hätte sie das Gefühl gehabt, dieses Postens nicht würdig zu sein. Warum? fragte Barrie sich.
    Â»Hat Ihre Mutter schon früher Probleme mit dem Herzen gehabt?«
    Â»Erst in den letzten Jahren«, sagte Ralph fast etwas abwehrend. »Aber sie hatte sie im Griff. Sie hat sich regelmäßig untersuchen lassen und nie vergessen, ihre Medizin einzunehmen. Mom war nicht unterzukriegen. Sie hat ihren Beruf geliebt. Und sie war eine ausgezeichnete Krankenschwester.«
    Â»Stimmt, das habe ich gehört, Dr. Allan war ganz begeistert von ihr. Der Präsident auch.«

    Â»Er hat zur Beerdigung Blumen geschickt.«
    Â»Wirklich? Mir hat er auch mal Blumen geschickt.« In einem anderen Leben. Bevor sie gewußt hatte, daß er ein Mörder war. »Hat Ihre Mutter früher schon mal einen Herzanfall gehabt?«
    Â»Ja, aber einen harmlosen«, antwortete er wieder fast abwehrend. »Sie hat sich rasch erholt. Ihre Arbeit hat nie darunter gelitten.«
    Â»Niemand hat Zweifel an ihren Fähigkeiten oder Leistungen geäußert, Mr. Gaston.«
    Er rieb sich mit beiden Händen die Oberschenkel. Barrie erkannte das als nervöse Geste. Der dem Mittelstand angehörende Vorstadtbewohner mit dem Bäuchlein wirkte plötzlich nicht mehr ganz so sanftmütig. »Wenn Mom gut genug war, die First Lady zu betreuen«, sagte er, »war sie für jeden gut genug.«
    Â»Genau.«
    Â»Sie war hervorragend qualifiziert.«
    Â»Davon bin ich überzeugt. Wie hat es ihr gefallen, für Dr. Allan zu arbeiten?«
    Â»Wie meinen Sie das?«
    Barrie schenkte ihm ein Insiderlächeln. »Ich bin nur neugierig. Sie wissen, wie egoistisch Ärzte sein können. Manche glauben, sie könnten übers Wasser wandeln. Ich habe mich nur gefragt, ob Ihre Mutter mit Dr. Allan etwas Ähnliches erlebt hat.«
    Â»Darüber hat sie nie gesprochen.«
    Barrie merkte sofort, daß er log. »Ihre Mutter war sicher der Überzeugung, die Krankheit der First Lady werde mit den richtigen Mitteln behandelt?«
    Â»Mrs. Merritt war nicht krank. Sie hat nur längere Zeit Ruhe gebraucht.«
    Â»Natürlich. Genau das habe ich gemeint.«
    Â»Nein«, widersprach er und schüttelte den Kopf, »Sie wollten
andeuten, meine Mutter würde es bewußt übersehen, wenn ein Patient falsch behandelt würde.«
    Â»Ich habe nichts dergleichen angedeutet, Mr. Gaston. Der Präsident hat Ihre Mutter und Dr. Allan öffentlich dafür belobigt, wie ausgezeichnet sie Mrs. Merritt betreut haben.«
    Â»Worauf wollen Sie also hinaus?«
    Worauf wollte sie hinaus? »Ich finde es nur jammerschade, daß selbst ein so guter Arzt wie Dr. Allan Ihre Mutter nicht hat retten können.«
    Â»Er hat gesagt, er habe alles Menschenmögliche getan.«
    Â»Und Sie glauben Ihm?«
    Â»Warum denn nicht? Er ist ein erstklassiger Arzt und ein anständiger Mensch. Er hat Mom eine Chance gegeben, die ihr sonst niemand geben wollte.«
    Â»Eine Chance?«
    Â»Arbeiten zu können.« Er sprang plötzlich auf. »Ich möchte nicht mehr darüber reden. Meine Mutter ist erst vor einigen Tagen gestorben. Ich bin noch immer ziemlich durcheinander.«
    Â»Natürlich. Tut mir leid, daß ich Sie belästigt habe.«
    Barrie setzte ihn nicht weiter unter Druck. Sie hatte ohnehin schon viel mehr erfahren, als sie sich erhofft hatte. Tatsächlich hatte dieses Gespräch zahlreiche neue Fragen aufgeworfen, und sie hatte es eilig, weitere Nachforschungen anzustellen.
    Â»Ich bin Ihnen sehr dankbar für dieses Gespräch.« An der Haustür drückte sie ihm herzlich die Hand. Ihrer

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