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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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melodramatisch klingt: Bei dieser Sache kann es leicht um Leben oder Tod gehen.«
    Â»Bei mir geht es täglich um Leben oder Tod«, erwiderte Daily. Er breitete seine Arme aus, um den schäbigen Raum zu umfassen. »Ich habe noch weniger zu verlieren als Barrie. Ich habe eine unheilbare Krankheit. Ich habe keine Frau, keine Kinder, nichts. Ich schätze, daß ich nicht vergessen sterbe, wenn ich euch helfen kann.«
    Barrie durchquerte den Raum, beugte sich über Daily und
küßte ihn auf seine hohe Stirn. »Du bist hinfällig und häßlich, aber ich liebe dich sehr.«
    Â»Schluß damit! Ich kann diesen sentimentalen Scheiß nicht leiden.« Er scheuchte sie mit einer Handbewegung fort. »Okay, Bondurant, womit fangen wir an?«

28. Kapitel
    Barrie lächelte Jayne Gastons Sohn über die Schwelle seines Hauses hinweg an. »Hallo, Mr. Gaston. Barrie Travis. Erinnern Sie sich an mich?«
    Â»Nur zu gut. Was wollen Sie?«
    Â»Ich habe Ihnen das hier mitgebracht«, sagte sie und hielt ihm eine blaue Hortensie in einem Blumentopf hin. »Darf ich reinkommen?«
    Er zögerte, während er überlegte, ob er mit ihr reden sollte. Schließlich trat er beiseite. »Für ein paar Minuten.«
    Ralph Gaston junior war ein zurückhaltender Mittdreißiger mit einem kleinen Bäuchlein. Er wohnte in einem Mittelstandsvorort von Washington in einem gepflegten Backsteinhaus in der Mitte eines Straßenblocks. Barrie hatte seine Adresse aus dem Telefonbuch.
    Sie wurde durch saubere Zimmer geführt, die voller Spielzeug lagen. »Meine Frau ist mit den Kindern ins Einkaufszentrum gefahren«, erklärte er ihr, während er über einen Rasenmäher von Playskool hinwegstieg.
    Â»Tut mir leid, daß ich sie verpaßt habe. Ich wollte auch ihnen mein Beileid aussprechen.«
    Sie folgte ihm auf eine Veranda mit Fliegenfenstern, wo er sich auf einem tragbaren Fernseher gerade ein NCAA-Footballspiel angesehen hatte. Er stellte den Ton leiser, dann nahm er einen Schluck aus der Bierdose auf dem Tischchen neben dem Sofa. Barrie bekam nichts zu trinken angeboten. Sie setzte sich in den Gartenstuhl aus Aluminiumrohren, auf den er mit einer Handbewegung wies.

    Barrie stellte einleitend klar, dieses Gespräch sei strikt inoffiziell. »Ich bin nicht als Reporterin hier. Vielleicht fühlen Sie sich besser, wenn ich Ihnen sage, daß ich bei WVUE rausgeflogen bin.«
    Â»Das freut mich wirklich«, gab er schonungslos zu. »Sie haben nur bekommen, was Sie verdienen, Miss Travis. Meine Mutter war eine Dame. Sie hat Würde besessen und nur selten die Aufmerksamkeit anderer auf sich gelenkt. Sie haben aus ihrem Tod eine schwarze Komödie gemacht. Nach dem Medienspektakel, das sie im Krankenhaus veranstaltet haben, fällt es mir schwer, höflich zu Ihnen zu sein.«
    Â»Das kann ich Ihnen nicht verdenken. Ich bedaure es wirklich überaus, daß Ihr Verlust so öffentlich ausgewalzt wurde.«
    Â»Versuchen Sie, sich zu entschuldigen?«
    Â»Sogar sehr.«
    Â»Ich nehme Ihre Entschuldigung an.« Er wollte aufstehen. »Wenn Sie mich jetzt…«
    Â»Ihre Mutter war sicher sehr aufgeregt, als Dr. Allan sie eingestellt hat«, sagte Barrie hastig, bevor er sie hinauskomplimentieren konnte.
    Â»Wie kommen Sie darauf?« Seine Stimme klang wie ein Peitschenknall, was sie überraschte.
    Â»Ã„h, nun, weil er so viel Vertrauen zu ihr hatte.«
    Â»Oh«, sagte er sichtlich entspannt. »Klar, sie war glücklich, einen so guten Job zu bekommen. Sie hat gesagt, es sei besonders befriedigend, eine so wichtige Patientin betreuen zu dürfen.«
    Barries journalistischer Instinkt ließ ihren gesamten Körper kribbeln. Worauf war sie hier gestoßen? Ihr ursprüngliches Motiv war aufrichtig gewesen: Sie hatte sich für ihr peinliches Versehen und seine Auswirkungen auf die Familie Gaston entschuldigen wollen.
    Aber dieses Gespräch mit Ralph Gaston war auch Bestandteil
von Grays und ihrer Strategie zum Schutz Vanessas. Sie konnten den Präsidenten wegen seiner angeblichen Verbrechen nicht einfach auf dem nächsten Polizeirevier anzeigen. Sie hatten keine gesicherten Beweise in der Hand, die sie dem Justizministerium hätten vorlegen können. Sie konnten das Weiße Haus nicht mit Waffengewalt stürmen. Ihr Angriff mußte viel subtiler sein.
    Nach Grays Auffassung, die Barrie und Daily teilten, mußte

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