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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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beschleunigte zwischendurch mehrmals und fuhr dann wieder im Kriechtempo auf einem Zickzackkurs durch die Wohnstraßen. Schließlich sagte er: »Wenn nicht noch ein Hubschrauber aufkreuzt, müßten wir’s geschafft haben.« Er nahm den Ohrhörer heraus und legte das Funkgerät auf den Sitz zwischen ihnen.
    Â»Daily und du, ihr habt verdammt überzeugend gewirkt«, meinte Barrie trocken. »Jeder, der euch belauscht hat, muß mich für eine ehrgeizige, umstürzlerische, nur mäßig intelligente Schlampe mit prämenstruellem Syndrom halten.«
    Â»Das kommt ungefähr hin.«
    Sie warf ihm einen bösen Blick zu. »Wo hast du den Wagen her?«
    Â»Parkplatz eines Einkaufszentrums.«
    Â»Du hast ihn geklaut?«
    Â»Nein, ich habe mich dem Besitzer als jemand vorgestellt, der den Präsidenten stürzen will, und ihn gebeten, mir dafür sein Auto zu leihen.«

    Â»Sehr witzig! Der Wagen ist bestimmt längst als gestohlen gemeldet. Was ist, wenn die Polizei uns anhält?«
    Â»Ich habe mit einem Chevy Blazer die Nummernschilder getauscht. Diesen Taurus gibt’s im Großraum Washington zu Tausenden. Außerdem lasse ich ihn morgen stehen und besorge mir ein anderes Fahrzeug.«
    Â»Deine Verbrechen scheinen dich recht kaltzulassen.«
    Â»Im Vergleich zu den Verbrechen, die wir vielleicht noch verüben müssen, bevor diese Sache ausgestanden ist, ist Autodiebstahl eine Kleinigkeit. Also, wo wohnt er?«
    Â 
    Howie Fripp lebte im zweiten Stock eines Hauses ohne Aufzug allein in einer Vierzimmerwohnung. Die Treppenstufen schienen jedes Jahr ein bißchen mehr zu knarzen – genau wie seine Knie. Sie taten ihm weh, als er jetzt die Tür aufsperrte und seine Wohnung betrat. Er machte überall Licht, während er in die winzige Küche ging und die Pappkartons mit dem chinesischen Essen auf den Tisch stellte.
    Â»Hallo, Howie.«
    Â»Himmel!« Als er sich herumwarf, sah er Barrie aus dem unbeleuchteten Schlafzimmer kommen.
    Â»Hab’ ich Sie erschreckt, Howie? Ach, das tut mir leid. Ich weiß, wie ärgerlich es sein kann, wenn jemand sich so an einen ranschleicht.«
    Â»Sie haben mich zu Tode erschreckt! Was tun Sie …«
    Aus dem Dunkel hinter Barrie sah er einen großen, schlanken Mann auftauchen. »Wer ist das?«
    Â»Gray Bondurant. Gray, ich möchte dich mit Howie Fripp bekannt machen.»Sie trat beiseite, damit Howie den ehemaligen Marineinfanteristen mit den stahlblauen Augen, dem graumelierten Haar und dem grimmigen Zug um den Mund besser sehen konnte.

    Â»Sie sind Gray Bondurant?«
    Â»Aha, Sie haben also schon von ihm gehört«, sagte Barrie.
    Howie mußte ängstlich schlucken. »Ist mir ein Vergnügen, Mr. Bondurant.«
    Â»Ich wollte, das könnte ich auch sagen.«
    Selbst seine Stimme klang knallhart. Sie erinnerte Howie an den Mann, mit dem er einmal Billard gespielt hatte – den er als Freund zu gewinnen gehofft hatte. Der nie mehr in der Bar aufgekreuzt war.
    Howies dunkle Augen huschten zwischen seinen ungebetenen Gästen hin und her. Der Ausdruck auf Bondurants Gesicht gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht. Er trug die gelassene, furchtlose Miene eines Raubtiers zur Schau, das gerade seine nächste Beute entdeckt hat und weiß, daß sie leicht zu schlagen sein wird. »Was tun Sie in meiner Wohnung?«
    Â»Wir brauchen ein paar Informationen.« Mit einer Stiefelspitze  – Wer hätte das gedacht? Manche Kerle tragen tatsächlich Cowboystiefel! – zog Bondurant einen Stuhl vom Küchentisch weg. »Setzen Sie sich, Howie. Lassen Sie sich nicht beim Abendessen stören. Wir können reden, während Sie essen.«
    Howie ließ sich auf den Stuhl sinken, schüttelte aber den Kopf, als Bondurant ihm die Tüte mit dem chinesischen Essen über den Tisch hinschob. Beim Gedanken an süßsaures Schweinefleisch und Chow Mein rebellierte sein Magen. Aber seine Bemühungen, sich sein Unwohlsein nicht anmerken zu lassen, schlugen fehl.
    Â»Was ist los, Howie?« fragte Barrie. »Sie sind reichlich grün um die Kiemen. Freuen Sie sich denn nicht, uns zu sehen?«
    Â»Ich darf nicht mit Ihnen reden, Barrie. Unter keinen Umständen! Jenkins hat gedroht, mich rauszuschmeißen, wenn ich Sie auch nur grüße.«

    Â»Dann haben Sie Glück, Howie, weil wir darauf dankend verzichten«, sagte Gray

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