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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Barrie Travis?«
    Clete erwartete nicht, daß er anbeißen würde, und Bondurant tat es auch nicht. »Vanessa ist in vieler Hinsicht eine reizende Frau. Aber sie ist egoistisch.«
    Â»Moment mal!« sagte Clete mit erhobenem Zeigefinger. »Ich lasse nicht zu, daß Sie oder sonst jemand meine Tochter kritisiert.«
    Bondurant ignorierte ihn und sprach weiter. »Sie hat früh gelernt, auf den eigenen Vorteil zu achten, und in Ihnen hatte sie
einen verdammt guten Lehrer. Vanessa ist sich selbst absolut die nächste – das habe ich am eigenen Leib zu spüren bekommen, als ich meinen Posten im Weißen Haus aufgegeben habe. Sie hat mich die Hauptlast des Klatsches über uns tragen lassen, ohne mich mit einem einzigen Wort zu verteidigen, ohne sich auch nur einmal bei David für mich zu verwenden.«
    Â»Was bringt Sie dann jetzt dazu, ihr helfen zu wollen?«
    Â»Patriotismus.«
    Clete schnaubte. »Selbstverherrlichung dürfte eher zutreffen. Sie wollen ein Held sein. Die First Lady zu retten ist eine unwiderstehliche Herausforderung.«
    Â»So romantisch ist mein Motiv nicht, Clete. Ein unschuldiges Baby ist tot. Sollte sein Mörder nicht bestraft werden? Außerdem möchte ich nicht mehr mit Davids Präsidentschaft in Verbindung gebracht werden. Aber ich weiß, daß damit erst Schluß ist, wenn er als Verbrecher entlarvt und aus dem Amt gejagt ist. Und auch wenn Vanessa sich meine Zuneigung verscherzt hat, hat sie natürlich nicht den Tod verdient.«
    Â»Der heilige Gray«, sagte Clete spöttisch.
    Bondurant stand auf, um anzudeuten, er habe genug von dieser unwürdigen Feilscherei. Er wirkte ungewöhnlich stark, als er so über dem Tisch aufragte. Im Vergleich zu ihm fiel Clete sehr ab. Angesichts der sehnigen Kraft des Jüngeren kam er sich alt und schwach und verweichlicht vor.
    Â»Also, was ist, Clete? Soll ich ein Rettungsunternehmen durchführen?«
    Â»Ich werde darüber nachdenken.«
    Â»Das genügt nicht. Sie rufen sofort Bill Yancey an – oder ich verschwinde, und die Verantwortung für Vanessas Leben liegt allein in Ihren Händen. Sie sind bösartig und gerissen genug, um David besiegen und es überleben zu können. Sie nicht.«
    Clete Armbruster kapitulierte nie. Niemals. Aber er wußte
aus seiner Zeit als Footballspieler an der Ole Miss, wann es taktisch klüger war, sich zurückfallen zu lassen und den Ball nach vorn zu kicken.
    Â 
    Als sie von dem frischen Grab zu ihrem Wagen zurückging, gesellten sich zwei Männer zu ihr – einer links, einer rechts. »Miss Travis?«
    Â»Ja?«
    Sie zeigten FBI-Plaketten vor. »Wir würden Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    Â»Jetzt?« fragte Barrie ungläubig. »Wir sind hier auf einer Beerdigung, falls Sie das nicht gemerkt haben sollten.«
    Â»Wir haben es gemerkt«, sagte einer der beiden Männer. »Tut uns leid, daß das mit Mr. Fripp passiert ist. Wir haben Sie nirgends finden können und uns gedacht, daß Sie zu seiner Beisetzung kommen würden.«
    Â»Ihre Gefühllosigkeit ist einfach unverzeihlich«, sagte sie.
    Jämmerlich wenig Trauergäste hatten an der kurzen, nicht kirchlichen Trauerfeier an Howie Fripps offenem Grab teilgenommen  – ein deprimierender Kommentar zu seinem Leben. Die Anwesenden waren fast ausschließlich ehemalige Kollegen von WVUE, denen seine Beerdigung als willkommene Ausrede diente, ihre Mittagspause um eine Stunde zu verlängern. Jetzt hasteten sie in kleinen Gruppen schwatzend zum Parkplatz zurück: Sie hatten ihre moralische Pflicht erfüllt und konnten nun den Rest dieser Pause auf Kosten ihres Arbeitgebers genießen.
    Barries Tränen waren echt. Sie trauerte wirklich – nicht nur, weil Howie auf so gräßliche Weise umgekommen war, sondern auch, weil dieses Verbrechen nicht gesühnt werden würde und weil sich ohnehin niemand etwas daraus machte.
    Einer der FBI-Agenten legte ihr eine Hand auf den Arm, um
sie aus ihren kummervollen Gedanken zu wecken. »Wir wissen, daß dies ein ungünstiger Zeitpunkt ist, Miss Travis, aber wir würden trotzdem gern mit Ihnen reden.«
    Â»Was bleibt mir schon anderes übrig, nachdem Sie mich umzingelt haben? Aber Sie haben wohl nichts dagegen, wenn wir ein bißchen weiter vom Grab weggehen?«
    Â»Durchaus nicht.«
    Als sie den Parkplatz erreichten, tupfte Barrie sich

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