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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Unterlegenen zu schlagen.
    Er war mit General Patton in Deutschland gewesen. Dort war er gefallen und begraben worden. Aber vor dem Krieg hatte er als Vormann auf einer Ranch in Südtexas gelebt und gearbeitet. Als Junge hatte Clete manchmal mit ihm und den anderen Cowboys mitreiten dürfen, wenn im Frühjahr die Rinder zusammengetrieben wurden.
    Die gefährlichsten Tiere auf dem Weideland waren nicht andere Männer, vor denen man sich in acht nehmen mußte, sondern Klapperschlangen, scheuende Pferde und störrische Langhorn-Rinder. Die Tage im Sattel waren lang, schwer und
staubig. Die Nächte waren sternenklar. Bevor die Arbeit begann, versammelten die Cowboys sich jeden Morgen vor Tagesanbruch ums Lagerfeuer und tranken tassenweise kochendheißen, starken Kaffee.
    Nach dem Krieg zog seine verwitwete Mutter mit den Kindern nach Mississippi zu ihrer Familie. Clete hatte seine restliche Jugend weit von der Ranch entfernt und sein Erwachsenenleben größtenteils in Washington verbracht, aber noch sechzig Jahre später erinnerte er sich gut an die Geruchsmischung aus brutzelndem Schinken, Pferdemist, Sattelzeug und den Zigaretten, die sein Vater selbst drehte, während sie unter freiem Himmel beim Frühstück hockten. Kein Kaffee der Welt hatte so miserabel wie dieser Kaffee am Lagerfeuer geschmeckt. Keiner hatte seither wieder so gut geschmeckt.
    Clete hatte diese Morgen geliebt. Und er hatte auch seinen Vater geliebt. Er wußte noch gut, wie glücklich er gewesen war, neben ihm reiten zu dürfen, und wie die anderen Männer, so rauh sie auch sein mochten, seinen Vater mit wohlverdientem Respekt behandelt hatten. Wie stolz Clete als Junge auf seinen Vater gewesen war!
    Auch an diesem Morgen vermied Clete es, darüber nachzudenken, ob sein Vater auf Clete als Mann stolz gewesen wäre.
    Er machte in der Küche Licht.
    Gray Bondurant saß am Tisch. Er hatte sich eine Tasse Kaffee eingegossen. »Morgen, Clete.«
    Seine Stimme klang gleichmütig. Seine lässige Haltung erschien nicht bedrohlich. Aber Clete wußte, daß für Gray Bondurant Verrat das schlimmste Verbrechen war. Und daß Bondurant ein gefährlicher Mann war.
    Clete fragte sich, ob die Erinnerungen an seinen Vater und die Lagerfeuer und Round-ups etwa Vorboten seiner bevorstehenden Ermordung durch einen Mann waren, dem er bitter
Unrecht getan hatte. Er schämte sich der Angst, die ihn durchflutete.
    Selbstverständlich ließ er sich seine Furcht nicht anmerken, als er sich einen Kaffee eingoß. Er wußte, daß es Zeitverschwendung gewesen wäre, Bondurant zu fragen, wie er ins Haus gekommen war. Die hochmoderne Alarmanlage war eingeschaltet gewesen, aber den ehemaligen Marineinfanteristen, der es geschafft hatte, in ein Gefängnis im Nahen Osten einzudringen, hatte sie nicht aufhalten können.
    Clete erwiderte Bondurants eisigen, unversöhnlichen Blick und nahm einen stärkenden Schluck Koffein. »Vermutlich reicht es nicht, wenn ich sage, es tut mir leid.«
    Â»Bestimmt nicht, Clete. Pfeifen Sie die Hunde zurück.«
    Â»Das kann ich nicht. Der Fall ist ein Selbstläufer geworden. Ich habe ihn nicht mehr in der Hand.«
    Â»Bockmist. Sie haben den Stein ins Rollen gebracht. Sie können ihn wieder anhalten. Oder war all die Prahlerei mit Ihrer Macht nur leeres Gewäsch?«
    Bondurant war ein gleichwertiger Gegner. Er würde sich bestimmt nicht mit Worten abspeisen lassen. Clete beschloß, das Verfahren abzukürzen. »Was wollen Sie?«
    Â»Ich will Vanessa finden und sie zu Ihnen zurückbringen. Dabei kann ich das FBI wirklich nicht brauchen.«
    Â»Vanessa ist nicht mehr in Gefahr.«
    Â»Glauben Sie das wirklich?«
    Â»Sie ist in Tabor House.«
    Â»Ich weiß, wo sie ist.«
    Clete fragte sich, wie Bondurant das herausbekommen hatte, aber er wußte, daß es zwecklos gewesen wäre, ihn das zu fragen. »Gestern abend habe ich mit Dex Leopold gesprochen. Er führt jetzt dort die Aufsicht. Ich habe ihn gewarnt, daß ich sie heil und gesund zurückerwarte.«

    Bondurant schniefte verächtlich, dann beugte er sich über den Küchentisch. »Haben Sie denn etwas von dem geglaubt, was Barrie und ich Ihnen über Vanessas Schwangerschaft und den angeblichen Krippentod des Babys erzählt haben?«
    Als gewiefter Politiker äußerte Clete sich nicht dazu.
    Â»Nehmen wir mal an, Sie hielten auch nur einen Teil

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