Blindes Vertrauen
er den Gang einlegte. Sie trat einen Schritt zurück, als er wegfuhr. Sie beobachtete die SchluÃlichter seines Wagens, bis sie um die scharfe Kurve der Ausfahrtsrampe verschwanden.
»Barrie?«
»Ich komme.« Sie stieg bei Gray ein. Auf dem Rücksitz lag eine groÃe Plastiktüte. »Was ist da drin?«
»Anziehsachen. Was ist da drin?« fragte er und zeigte auf ihren Lederrucksack.
»Camcorder«, antwortete sie geistesabwesend. »Glaubst du wirklich, daà Daily es schafft, oder hast du nur gesagt, was er und ich hören wollten?«
Gray bremste, hielt und wandte sich zu ihr um. »Du brauchst nicht mitzukommen«, sagte er. »Vielleicht ist es besser, wenn du bei Daily bleibst, dich um ihn kümmerst und mich diese Sache allein erledigen läÃt.«
Die Lässigkeit, mit der er jeglichen Beitrag, den sie hätte leisten können, als unwesentlich abtat, brachte sie auf. »Geh zur Hölle, Bondurant.«
»Dorthin sind wir unterwegs, glaube ich.«
Â
Sie fuhren in einen ruhigen Vorort, in dem Gray in einer SeitenstraÃe am Randstein parkte. »Sag mir, wenn jemand kommt«, forderte er Barrie auf, als er ausstieg und sich hinten ins Auto setzte. »Ich muà mich umziehen.«
Er vertauschte seine Hippiekleidung â ausgewaschene Jeans und Batikshirt â mit einem anthrazitgrauen Flanellanzug, einem weiÃen Hemd und einer dunklen Krawatte. »Das hättest du mir sagen müssen«, meinte Barrie. »Ich bin zu einfach angezogen.«
»Hat deine Mutter dir nicht gesagt, daà man lieber zu einfach angezogen als aufgedonnert sein soll?«
»Wahrscheinlich. Ich habe ihr nie besonders gut zugehört.«
»Okay, dann hör jetzt mir gut zu«, verlangte Gray und öffnete die Autotür. »Sei leise und tu genau, was ich dir sage.«
Sie hielten sich im Schatten und gingen zu dem Eckhaus an der Kreuzung vor ihnen weiter. Hinter fast allen Fenstern des Hauses brannte Licht. Durch die offenen Jalousien des Wohnzimmers sah man einen Fernseher, der bläuliche Schatten über die Wände tanzen lieÃ.
In der Einfahrt standen eine Limousine und ein Pick-up mit Campingaufbau. Gray machte Barrie ein Zeichen, neben der immergrünen Hecke zum Nachbargrundstück zu warten. Er lieà sie die Einkaufstüte halten, während er sich dem Wohnmobil von hinten näherte. Die Hecktür war abgesperrt, aber er bekam das Schloà sekundenschnell auf und winkte sie zu sich heran. Sie spurtete aus ihrem Versteck zur Tür des Wohnmobils. Sobald sie beide eingestiegen waren, schloà er die Tür und versperrte sie wieder von innen.
»Nimm Platz.« Er deutete auf die Polsterbank entlang einer Seitenwand. Dann zog er das Jackett aus und legte es zusammengefaltet auf seine Oberschenkel, als er sich setzte.
Sie breitete die Arme aus. »Was machen wir hier?«
»Warten.«
»Ich sagâs nicht gern, Mr. Superman, aber wir sind hier nicht in Tabor House.«
»Der Mann, der hier wohnt, arbeitet dort. Ich habe die Klinik heute morgen gefunden, als die Nachtschicht abgelöst wurde. Ich bin ihm bis nach Hause nachgefahren.«
»Woher weiÃt du, daà er diese Nacht wieder Dienst hat?«
»Das weià ich nicht.«
»Woher weiÃt du, daà dein Plan klappt?«
»Das weià ich nicht.«
»Was ist, wenn er nicht klappt?«
»Dann versuchen wir was anderes. LäÃt du jetzt bitte die Fragerei? Jemand könnte uns hier drinnen hören. Setz dich.«
Sie setzte sich und verfiel in mürrisches Schweigen. Die Polsterbank kam ihr schon bald nicht mehr gepolstert vor. Nach ungefähr einer Stunde meinte sie: »Ein Kommandounternehmen ist gar nicht so spannend, wie immer behauptet wird. Es ist langweilig.«
»Pst!« Er hob warnend eine Hand.
Durch die Wände des Wohnmobils hörte sie ein Geräusch, als falle eine Fliegengittertür zu. Dann hörte sie zwei Stimmen, eine männliche und eine weibliche. »Fahr vorsichtig«, sagte die Frau.
»Machâ ich.«
»Hast du âne Doppelschicht?«
»Nein. Ich komme gegen acht Uhr heim.«
»Dein Frühstück wird bereitstehen.«
Die Stimme des Mannes wurde lauter, als er sich dem Wohnmobil näherte. »Schlaf gut. Tschüs.«
Sie hörten seine Schritte auf dem Beton, dann ein metallisches Klicken, als er die Fahrertür öffnete. Das Wohnmobil schwankte leicht, als
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