Blindes Vertrauen
war, der nicht so sehr an seiner Arbeit und seiner Freiheit hing.
Komisch, wie sich die Freiheit der Jugend im Alter in Einsamkeit verwandelt.
In letzter Zeit dachte Daily immer öfter an sie zurück und an das, was hätte sein können.
Als er sich bei diesem wehmütigen Gedanken ertappte, machte er sich Vorwürfe wegen seines Selbstmitleids. Irgendwie bin ich in letzter Zeit ein jämmerlicher alter Narr geworden.
Aus Ãrger über seine wehleidige Träumerei lieà er den Motor seines Wagens an und stieà rückwärts aus der Parklücke. Die graue Limousine parkte auf der anderen StraÃenseite vor einem Taco Bell. Sie nahm sofort die Verfolgung auf. Er fuhr auf der 66 aus der Stadt, bis sie die 495 kreuzte, auf die er in nördlicher Richtung abbog. Es war amüsant, im Rückspiegel zu beobachten, wie der Fahrer der Limousine sich bemühte, auch bei dichtem Verkehr dranzubleiben, obwohl Daily nicht so naiv war zu glauben, er werde nur von der grauen Limousine beschattet.
Er kam über Chevy Chase, Maryland, nach Washington zurück und fuhr in die Innenstadt weiter. Dort rollte er gemächlich die Wisconsin Avenue entlang, wo ein anspruchsvolles Publikum, das das Nachtleben in Georgetown genieÃen wollte, um die Tische in den überfüllten Bars und Restaurants konkurrierte.
Daily fuhr einfach der Nase nach quer durch die Stadt, bis er wieder die AuÃenbezirke erreichte. Er langweilte sich und war schläfrig und erschöpft, weil er so lange am Steuer gesessen hatte.
Seine Gedanken kehrten zu der Lehrerin zurück. Er war verdammt blöd gewesen, sie nicht zu heiraten. Sie wäre ihm eine liebevolle Frau gewesen. Sie hätten Kinder, jetzt schon Enkel
haben können. Dann wäre sein Lebensherbst nicht so einsam gewesen, und er hätte sich nicht nur auf Barries Gesellschaft verlassen müssen. Sie war ein richtiger Schatz, und er liebte sie wie sein eigen Fleisch und Blut, aber sie war keine Lebenspartnerin. Das war ein groÃer Unterschied.
Hätte er die süÃe Lady damals geheiratet, hätte er jetzt vielleicht nicht so groÃe Angst vor dem Sterben. »Das wäre für sie vielleicht ein Leben gewesen«, murmelte er. »Einen röchelnden alten Furzer wie mich versorgen zu müssen.«
Der Klang der eigenen Stimme lieà ihn aus seinem Tagtraum aufschrecken. Wo zum Teufel war er überhaupt? Ohne es zu merken, war er in ein Industriegebiet geraten, wo lange Reihen von Lagerhäusern standen, die kaum voneinander zu unterscheiden waren. Um diese Zeit waren natürlich alle dunkel. An Laderampen standen leere Sattelschlepper, deren offene Hecktüren wie die Rachen prähistorischer Ungeheuer gähnten.
Dailys Wagen und die ihn verfolgende Limousine waren als einzige Fahrzeuge auf den menschenleeren StraÃen unterwegs. Bei jedem Abbiegen verlor er noch mehr die Orientierung, verirrte sich immer tiefer in das Betonlabyrinth und landete schlieÃlich in einer Sackgasse.
»Verdammt!« Er sah rasch in den Rückspiegel. Die Limousine war dicht hinter ihm.
Daily schlug sein Lenkrad instinktiv scharf ein, wendete auf der Fahrbahn und hatte die Limousine schon fast erreicht, als ihr Fahrer nach links zog. Daily muÃte eine Vollbremsung machen, sonst hätte er den anderen Wagen breitseits gerammt.
Das hätte er lieber tun sollen. Vielleicht hätte er dann eine Chance gehabt, sich durch Fahrerflucht zu retten. Aber vor den drei aufgebrachten Männern, die aus dem Wagen sprangen und auf ihn zukamen, würde er leider nicht mehr flüchten können.
»Du kommst zehn Minuten zu spät.« Die nörgelnde Frauenstimme drang durch die Wände des Wohnmobils.
»ScheiÃe!« zischte Gray.
»Was ist los?«
»Der Kerl ist ein Romeo mit einem Schlafzimmer auf Rädern. Schnell!«
Er warf Barries Sachen, die Tragetasche und ihren Rucksack in die zum Teil in den Innenraum des Wohnmobils ragende Schlafkoje über dem Fahrerhaus. »Los, rauf mit dir! Beeil dich!«
»Niemals. Das Ding ist wie ein Sarg.«
Da er keine Zeit hatte, mit ihr zu streiten, packte er einen ihrer nackten Knöchel. Die gespreizten Finger seiner anderen Hand lagen unter ihrem GesäÃ, als er sie in die Schlafkoje hinaufstemmte, wo zwischen Matratze und Decke kaum ein halber Meter Luft war. Wenn sie nicht gerade benutzt wurde, wurde in der Koje zusätzliches Bettzeug aufbewahrt. Gray zog sich hoch und wühlte
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